Rede mit mir

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Kapitel 12


Hermine blinzelte. Ihre Augen ließen sich nicht leicht öffnen, sie waren etwas verklebt. Sie erinnerte sich daran wie sie geweint hatte. Sie erinnerte sich an ihre Angst und an die Panik die sie letzte Nacht heimgesucht hatten und an den einzigen Gedanken der zu diesem Zeitpunkt in ihrem Kopf Platz gehabt hatte: Harry. Harry.

Sie konnte sein Herz hören wie es in seiner Brust klopfte, leise und entspannt, wie ein Wassertropfen auf Holz. Hermine blinzelte noch mal, dann drehte sie ihren Kopf und sah Harry ins Gesicht. Er sah nicht besonders gut aus, er hatte große Augenringe und war blasser als sonst. Sie sah bestimmt nicht viel besser aus.

Sie spürte ihn unter ihr herumrutschen. Er drehte sich auf die Seite und legte seinen Arm um sie. Er zog sie fest an sich heran und schmatze dabei leise. Er schlief immer noch.

Hermine drehte sich jetzt auch und beschloss noch etwas zu schlafen. Als sie gerade ihre Augen schloss und einschlafen wollte, merkte sie etwas hinter sich, an ihrem Rücken. Sie brauchte ein paar Sekunden um zu verstehen was es war. Sie wurde knallrot.

Sie hatte schon oft mit Harry gekuschelt, aber das war noch nie passiert. Sie kicherte in sich hinein. Irgendwie fand sie das süß. Sie hatte sich noch nie darüber Gedanken gemacht ob Harry sie anziehend fand. So richtig anziehend eben. Fand sie ihn jetzt anziehend, so richtig anziehend? Irgendwie ja. Doch sofort als sie sich das dachte begann die kleine Hermine in ihrem Kopf zu hämmern.

Sie war mit Harry knapp eine Woche zusammen. Eine Woche. Und schon... Hermine konnte es gedanklich nicht unzensiert genug ausdrücken. Sie war eben etwas, na ja... nicht verklemmter, sondern irgendwie... klassischer. Das Wort passte. Wenn Harry jetzt aufwachen würde, dann würden sie darüber reden und es würde peinlich werden. Es war ihr schon peinlich jetzt darüber nachzudenken.

Tausend Gedanken versuchten ihre Empfindungen in diesem Moment einzufangen, doch sie schaffte es einfach nicht richtig. Sie wollte aufstehen. Langsam schob sie Harrys Arm von sich herunter. Er murmelte etwas im Schlaf.

Jetzt begann sie sich aufzusetzen, langsam genug um Harry nicht zu wecken. Mit einem letzten schub saß sie auf der Bettkante. Harry schmatzte. Jetzt nur noch die Bettdecke zurückschieben und ins Badezimmer. Sollte sie noch einen Blick...? Nein! Nein, dachte sie sich. Was war nur los mit ihr? Sie schob die Bettdecke zurück und ging los. Irgendjemand hatte die Vorhänge geöffnet.

Nachdem sie sich frisch gemacht und geduscht hatte wollte sie gerade aus dem Badezimmer gehen, als sie bemerkte, dass sie nur ein Handtuch umhatte. Sie hob ihren Pyjama auf den sie letzte Nacht angehabt hatte und stellte fest, dass dieser nicht nur vollkommen durchgeschwitzt sondern auch zerissen war. Sie erinnerte sich daran wie sie bei ihrem Sprint in den Schlafsaal der Jungen hingefallen war. Eine kleine Macke an ihrem kinn würde sie auch die nächsten Tage daran erinnern.

Rückblickend war es mutig gewesen mit diesem Pyjama überhaupt irgendwo hinzugehen, er war nicht mehr als ein fetzen, der weder warmhielt noch vor Blicken schützte. Der Gedanke dara ließ sie erschaudern. Blöde Billigproduktion.

Jedenfalls schob Hermine die Tür vom Badezimmer auf und begann leise zu Harrys Bett zu tapsen. Die Luft hier war kalt, wenn man gerade aus der Dusche kam. Harry, sowie die anderen Gryffindors hier schliefen immer noch. Hermine zog so geräuschlos wie möglich den Schrankkoffer von Harry unter seinem Bett hervor, dabei gut darauf achtend, dass ihr Handtuch bei diesem Kraftakt nicht verrutschte.

Als sie schließlich den Deckel des Koffers aufbekam sah sie Harrys System. Der Koffer war in zwei Kategorien von Chaos: Einmal dreckiges Chaos und sauberes Chaos. Das eine rechts, das andere links. Sie schnappte sich eine Boxershorts, ein Unterhemd und ein Sweatshirt von Harry, natürlich vom sauberen Stapel. Ihren Pyjama warf sie weg, dann zog sie sich im Badezimmer um.

Das Sweatshirt von Harry war ihr natürlich zu groß, genau wie die anderen Sachen, aber sie passten gerade genug um gut zu halten. Sie liebte es dieses Sweatshirt zu tragen. Es war warm und gemütlich und roch nach Harry. Langsam ging sie zu Harry und küsste ihn um ihn endlich aufzuwecken.

In der großen Halle, zum selben Zeitpunkt

Max war solangsam panisch. Er hatte jetzt zwar akzeptiert, dass es keine Alternative gab, zu Dumbledores Plan, aber es war nicht leicht damit klarzukommen, dass so viele heute Abend seine Träume träumen würden. Er täumte oft Erinnerungen, meistens gute, aber welche die keiner sehen soll. Dennoch, es hatte keinen Sinn hier nur rumzusitzen, also stand er auf. Clara hatte er dabei ganz vergessen. Sie viel auf die Bank, weil sie sich an ihn gelehnt hatte. "AUA", fauchte sie etwas weinerlich.

"Tschuldigung", fauchte er zurück. "Komm mit", sagte er danach, leiser und freundlicher. "Wieso sollte ich das tun? Wieso sollte ich mir die mühe machen Zeit mit jemandem wie dir zu verbringen?", fauchte sie wieder. "Du verbringst nicht mit jemandem wie mir sondern mit mir Zeit, also kommst du jetzt oder muss ich dich tragen?", sagte er zornig.

Sie stand auf und sie gingen nebeneinander aus der großen Halle. "Was willst du von mir?", fragte sie. Max war überrascht, sie klang sehr ängstlich. "Mir wurde gesagt ich soll auf dich aufpassen und das werde ich auch tun. So wie du aussiehst brauchst du das auch", sagte er kühl. Ihre Stimmungsschwankungen gingen ihm auf die nerven. "Du bist sowas von Stur", sagte sie leise. Gerade gingen sie die Treppe nach draußen hinunter. "Ich brauche dich nicht, ich brauche niemanden", sagte sie wieder wütend.

"Flittwick kam auch schon zu mir. Ihr sollt mich nur in Ruhe lassen", rief sie. Sie war wütend, diesmal richtig. Max lächelte.

"Diesmal hast du Pech gehabt, ich werde dich nicht in Ruhe lassen. Du brauchst Hilfe, das merke ich. Und wenn mir Dumbledore sagt ich soll mich um dich kümmern, dann mach ich das auch", sagte er gespielt gelangweilt. Er fand es lustig wenn sie wütend wurde. "Dumbledore kann das nicht entscheiden", sagte sie und blieb stehen. Sie schrie schon fast. Glücklicherweise war niemand anderes in der Nähe, es schliefen immer noch viele.

"Da hast du sogar mal Recht, nur ich kann entscheiden was ich mache und meine Entscheidung steht fest: Du kommst jetzt mit und sagst mir was mit dir los ist. Ich kenne dich zwar kaum und mir ist das eigentlich auch ziemlich egal, aber wenn eine fünfzehnjährige alleine frühstückt und dabei in ihre Suppe weint, dann ist da was nicht in Ordnung", sagte Max jetzt auch laut. "Verdammt nochmal, es ist allein schon was falsch mit dir, wenn du dir Suppe zum Frühstück bestellst!", schrie er.

Sie hatte Tränen in den Augen. Allerdings war das schwer festustellen, da ihr Gesicht total nass war von all der Heulerei. Max beschwor ein Taschentuch und wischte ihr durchs Gesicht. "Und jetzt komm", knurrte er.

Sie sagte nichts mehr. Max schon. Zweieinhalb stunden lang liefen sie und Max redete die ganze Zeit. Er erzählte ihr jeden Schwachsinn der ihm einfiel. Erst die ganze Sache mit dem Somniumgenerator, dann alles was er über Ilvermorny wusste, was viel war, da er dort zur Schule gegangen war, dann alles über Muggelmusik. Das war sehr viel.

Nachdem er gerade seine Rede über alle möglichen Rockbands der Muggel beendet hatte und sie auf einem Berggipfel nahe von Hogwarts angekommen waren stellte er zum ersten mal seit sie losgegangen waren eine Frage. "Wollen wir uns da hinsetzen?"

Clara nickte. Sie setzten sich auf eine alte Holzbank. Der Berg war einer derjenigen, die Hogwarts umschlossen und er war hoch genug, dass oben frische Winde pfeiften. Sie hörten auch ein Paar Kühe in der Nähe.

"Ich mag auch Rockmusik", sagte Clara schließlich. Ihre Stimme war kratzig und heiser, obwohl sie die ganze Zeit geschwiegen hatten. Max grinste. "Willst du mir jetzt endlich sagen was los ist?", fragte er sie freundlich. "Du hörst nicht auf damit, oder?". Max schüttelte seinen Kopf. "Also ich habe einen Fehler gemacht, eigentlich ziemlich viele Fehler", sagte sie. Im selben Moment legte er ihr eine Sweatshirtjacke um, sie zitterte.

"Danke, aber woher...?", begann sie, doch er unterbrach sie. "Wir sind Zauberer, schon vergessen?"

"Komm jetzt sag es mir schon", forderte Max sie nett auf, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. "Du bist doch lieb und gut, was sollst du schon für Fehler gemacht haben?", fragte er sie sanft. "Nun ich glaube ich bin nicht mehr so gut...", sagte Clara leise.


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