Lost souls

Kapitel 3

Ganz aus der Puste setze ich mich auf die Bank. ,,Na, schon erschöpft?'', fragt mich Steve und setzt sich zu mir. ,,Naja, nicht jeder kann so ein Durchhaltevermögen wie ihr zwei haben.'', meine ich und blicke vom Cap zu Bucky, welcher immer noch am Trainieren ist. ,,Wollen wir gleich nochmal eine Runde Nahkampf trainieren?'', fragt er mich auffordernd. ,,Klar, warum nicht. Mach dich gefasst ich mach dich fertig Rogers.'' ,,Das wollen wir ja sehen, Kleine.''

Der Cap springt sofort auf und hält mir seine Hand hin um mich auf die Beine zu ziehen. Nun gesellt sich auch Bucky zu uns und sieht uns belustig an: ,,Lin, erinnerst du dich an die Steps die ich dir letzte Woche gezeigt habe?'' Ich nicke ihm zustimmend zu. ,,Wende die mal an, ich will schauen wie sehr du die verinnerlicht hast.'' ,,Du wirst mich trotzdem nicht unterkriegen.'', posaunt Steve herum.

,,Warte nur ab Rogers, sie wird dir gleich zeigen wo der Harken hängt.'', kontert Bucky und lächelt mir aufmunternd zu. ,,Bist du bereit Lin?'', fragt Steve. ,,Immer zu, ich bin ready.''

Und schon kommt Steve auf mich zu. Ich weiche seinen Schlägen immer wieder aus bis er mich plötzlich mit seinem Fuß weg kickt und ich auf den harten Matten lande. Steve fängt an siegessicher zu grinsen. ,,Das ging schneller als erwartet.'', meint er und blickt zu Bucky. Meine Chance. Ich nehme Schwung, kicke sein rechtes Bein und verpasse ihm eine mit meiner Linken, packe seinen rechten Arm und drücke ihn wieder mit meiner Linken zu Boden. Er klopft auf die Matte und ich lasse ihn sofort los. ,,Hast dich wohl zu früh gefreut Rogers.'', meint Bucky und kommt zu mir rüber, damit ich einschlage.

Steve steht auf und kratzt sich am Hinterkopf, ,,Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.'', stimmt er zu, ,,Vor allem, dass du so mit deiner Linken zupacken kannst.'' ,,Ja, das haben wir extra geübt.'', bestätige ich stolz, ,,Bucky hat ja nicht nur einen Vorteil durch seinen Arm.'' ,,Genau, die meisten Gegner erwarten, dass sie von ihrer linken Seite attackiert werden, weil die meisten Rechtshänder sind, aber viele sind einfach damit überfordert.'' ,,Das stimmt wohl, also ab sofort müssen beide Seiten besser geschützt werden.'', meint Steve, ,,Dann will jetzt aber mal sehen wie du das meisterst Buck. Sie hat einen Wums-Schlag drauf, mit dem man nicht rechnet.'' ,,Ja, sofern sie noch fit ist?'', blickt mich Bucky fragend an. ,,Ich bin nicht müde, lass uns es nochmal probieren. Das wird spannend, immerhin kennst du den Trick ja.'' ,,Ja, aber wer weiß was du dir wiedermal einfallen lässt.'', meint er.

Wir stellen uns gegenüber und heben beide kampfbereit die Arme. Ehe ich mich versehe ist Bucky schon bei mir. Immer wieder muss ich Hiebe einstecken. Es ist so anstrengend mit ihm mitzuhalten und dennoch weiß ich, dass er mich noch verschont, dass er vorsichtiger ist und mich trotzdem immer wieder aufs Neue trifft. Bucky tritt mir in die Kniekehle und ich falle zu Boden. Komplett aus der Puste sehe ich zu ihm auf. Er blickt einfach nur an und dreht sich dann um. So schnell sind wir nicht fertig mein Freundchen. Ich harke mein Fuß in seinem Bein ein, wirble ihn herum und trete ihm ein letztes Mal ins Bein. Ehe ich mich versehen kann liegt Bucky direkt auf mir und unsere Gesichter trennen nur noch wenige Zentimeter. Wir sehen uns einfach nur in die Augen, als man plötzlich ein Prusten von Steve entnehmen kann: ,,Wenn ihr euch sehen könntet, ihr Turteltauben.'' ,,Ähhm.'', höre ich nur noch Bucky sagen ehe er fluchtartig von mir verschwindet. Steve hilft mir hoch und als ich Bucky ansehe weicht er meinen Blick aus. Was ist nur los mit ihm.

,,Ich denke das war genug für heute.'', kommt es jetzt vom Eingang. Als wir uns umsehen, kommt uns Fury entgegenstolziert. ,,Captain, Barnes, Wallington. Ich habe eine Mission für sie.'' ,,Immer her damit, um was geht's?'', fragt Steve. ,,Hydra.'', antwortet Fury. Man spürt förmlich wie die Stimmung im Raum zu sinken scheint. Wir alle hatten schon unsere Erlebnisse mit Hydra und davon war keine einzige wirklich positiv ausgegangen. ,,Was ist passiert?'', harkt Steve nach. ,,Wir haben den Stützpunkt Hydras gefunden.'' ,,Und sie wollen, dass wir uns jetzt dorthin auf machen und alles und jeden auslöschen?'', meint Bucky. ,,Es sollte unser Ziel sein, nachdem Shield schon verwanzt war mit den Parasiten von Hydra.'', argumentiert Fury.

,,Was ist mit Pierce?'', fragt Bucky. ,,Nach allem Anschein befindet er sich in dem Hauptquartier, welches wir jetzt ausfindig gemacht haben.'' ,,Wird ja auch langsam mal Zeit.'', antwortet Bucky, ,,Dann kann ich ihn endlich eigenhändig umbringen.''

Ich ziehe hörbar die Luft ein. Ich habe schon oft mitbekommen wie Bucky andere bekämpft hat oder hin und wieder jemanden umgebracht hat. Aber ich war nicht darauf vorbereitet einen rachesüchtigen Bucky vor mir stehen zu haben. Ich weiß um seine Qualen und seine Wut, aber ich habe sowas noch nie aus seinem Mund kommen hören. Bucky mustert mich mit zu Fäusten geballten Händen.

,,Wann soll es losgehen?'', unterbricht Steve meine Gedanken. ,,Noch heute.'' ,,Ist das nicht etwas zu riskant, so ganz ohne Plan einfach bei Hydra einzumarschieren?'', frage ich jetzt auch. ,,Nein, es muss jetzt sein, sie haben vielleicht schon mitbekommen, dass wir in ihr Programm eingedrungen sind. Wir müssen so schnell wie möglich handeln, ehe sie etwas Anderes planen können.'' ,,Wer wird noch mitkommen?'', harkt Steve nach. ,,Sie drei, Barton, Romanoff, Wilson und Stark.'' ,,Einverstanden, wir werden das schon schaffen. Sind die anderen denn schon informiert?'' ,,Ja, Stark und Romanoff sind schon auf dem Weg hier her.'' ,,Alles klar, dann bleiben uns nicht viel Zeit.'', meint Steve. Fury nickt uns zu: ,,Rogers ich vertraue ihnen, dass alles klappen wird.'' Steve nickt zustimmend.

Fury mustert uns ein letztes Mal und verlässt den Sportraum. ,,Dann geht's wohl endlich mal wieder gemeinsam auf Mission.'', meine ich zu Steve. ,,Ja, scheint so, mir ist das zwar nicht so lieb, dass du und Bucky mitkommt, wenn ich bedenke wie Das das letzte Mal bei euch beiden aussah, aber das habe ich nicht zu entscheiden.''

Mir bleibt ein Kloß im Hals stecken. Ich will gar nicht drüber nachdenken wie es damals bei Hydra für mich war. Mir wird ganz schlecht. Ich habe jetzt schon so vieles erlebt und überstanden, aber bei dem Gedanken an Hydra läuft mir ein Schauer über den Rücken. ,,Alles in Ordnung Lin?'', höre ich Bucky noch sagen ehe ich schnurstracks aus dem Sportraum verschwinde. Ich höre Schritte hinter mir die immer schneller werden, bis ich plötzlich am Arm gepackt werde.

Ich werde umgedreht und sehe in diese glasklaren blauen Augen von Bucky: ,,Lin, was ist los?'' Ich antworte nicht und zucke nur mit den Schultern. ,,Ist es wegen Hydra? Du willst nicht mit oder?'' ,,Naja, ich will schon mit, aber ...'' ,,Du hast Angst davor was passieren könnte wenn alles schief geht oder?'', harkt er nach. ,,Ich will nicht dass wieder alles in die falsche Bahn gerät.'', meine ich und sehe zu ihm hoch.

Ich hebe mein Shirt leicht an und entblöße meine ganzen Naben auf meinem Unterleib. Bucky sieht sich die Stelle an, als wäre es das erste Mal, dass er das sehen würde. Langsam nimmt er meine Hand in seine eiserne und streicht das Shirt runter: ,,Das wird nie wieder passieren, dir wird sowas nie wieder passieren. Ich beschütze dich, komme was wolle. Ich lasse diesen Wahnsinnigen nie wieder an dich ran. Ich verspreche es dir. Vertraust du mir?'' Ich blicke zu ihm hoch: ,,Ich vertraue dir.''

Warum kommt mir diese Situation so bekannt vor? Warum fühlt es sich wie Heimat an, wenn ich ihm einfach nur sage dass ich ihm vertraue. Bucky zieht mich in seine Arme und wieder ist es so wie schon heute morgen, als er mich das erste Mal so in seinen Armen gehalten hat. Es ist anders, seltsam aber zugleich vertraut. Ich glaube ihm, dass er alles dafür tun wird, dass mir nicht wieder das Gleiche passiert wie damals und ich vertraue ihm mein Leben an. ,,Bucky?'', frage ich ihn. ,,Was gibt's Kleine?'' ,,Egal was passiert, bitte pass auf dich auf. Ich weiß es hört sich komisch an, aber ich will dich nicht verlieren.'' Ein kleines Grinsen bildet sich auf seinen Lippen: ,,Ich gebe mein Bestes.''