Kapitel 8

254 9 2
                                    



Meine Lieder werden immer schwerer. Meine Füße und Hände spüre ich schon lange nicht mehr. Was muss es hier auch so verdammt kalt sein. Ich hasse Schnee, ich hasse dieses Wetter. ,,Lin?'', höre ich Bucky sagen. Ich drehe mich zu ihm um: ,,Wie geht es dir?'', frage ich zitternd. ,,Linnea, dein ganzes Gesicht ist blass.'' ,,Ach, alles in Ordnung mach dir keine Sorgen.'' Bucky steht sofort auf und packt meine Hände. ,,Deine Hände sind eiskalt. Du bist total unterkühlt.'', meint er und legt seine Hand an meine Wange. Ich will gerade etwas erwidern aber er unterbricht mich sofort: ,,Vergiss es, du setzt dich jetzt hin und hälst dich warm.'' Bucky schiebt mich auf seinen Platz und legt mir die Jacke über, die er zuvor noch an hatte. ,,Das kannst du vergessen. Du bist verletzt du lässt verdammt nochmal deine Jacke an.'' ,,Mir geht's gut! Ich habe schon schlimmeres abbekommen, Lin.'' Ich gebe mich geschlagen.

Wenig später kommt Bucky wieder zu mir und geht in die Hocke vor mir: ,,Ist dir schon wärmer?'' ,,Ein bisschen, aber die Jacke wärmt nicht wirklich auf. Ich hasse Sibirien übrigens, falls ich's noch nicht erwähnt haben sollte.'' Bucky fängt an zu schmunzeln: ,,Mir gefällt es hier auch nicht,aber wir müssen das Beste draus machen.'' Ein kleiner Moment herrscht Stille,als er plötzlich wieder anfängt: ,,Soll ich mich zu dir legen?'' Ich blicke ihn verwirrt an. War das jetzt eine ernst gemeinte Frage oder bilde ich mir das nur ein.

,,Linnea?'' ,,Was? Was hast du gesagt, sorry ich war gerade im Gedanken.''Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf: ,,Ich habe gefragt, ob ich mich zu dir legen, setzen soll. Immerhin ist mir warm, ich könnte dich warm halten.'' Ich werde leicht rot: ,,Ich will dich zu nichts zwingen.'' ,,Du zwingst mich zu nichts, das war immerhin meine Idee.'', argumentiert er und ich nicke nur. Er setzt sich zu mir und rutscht ganz langsam näher an mich ran. Er öffnet seine Weste. ,,Was tust du da?'', frage ich verwirrt. ,,Naja, durch die Kleidung bin ich nicht so warm.'' Ich nicke verstehend. Was soll ich jetzt machen? ,,Lehn dich an mich.'', fordert er mich auf. Ich blicke in seine Augen und er schenkt mir ein Lächeln. Langsam lege ich meine kalten Hände an seine heiße Haut. Er zuckt kurz zusammen aber zieht mich dann etwas näher an sich. Ich ziehe die Jacke etwas über uns und versuche mich zu entspannen, was aber nicht so wirklich funktionieren will.

,,Du bist nervös.'', meint Bucky. Ich nicke. ,,Bin ich dir zu nah?'' ,,Nein, es ist einfach ...'' ,,ungewohnt?'', beendet er meinen Satz. Ich nicke wieder. ,,Ich verstehe was du meinst. Geht mir ähnlich.'', sagter. Ich richte mich auf und blicke in seine blauen Augen. ,,Du musst das nicht machen wenn ...'' ,,Linnea, bitte, lehn dich wieder an mich. Ich brauche dich in einem guten Zustand, als Eiszapfen kannst du mir nicht weiterhelfen.'' ,,Aber wenn dich das...'' ,,Ich meinte das mit dem ungewohnt nicht im negativen Sinn, ich meine ja, es ist ... ach keine Ahnung. Komm einfach her.'' Ich nicke und lehne mich wieder an ihn. Seine Wärme ergreift mich innerhalb weniger Minuten.

,,Ruh dich ein bisschen aus.'', meint er und streicht behutsam über meinen Kopf. ,,Ich bin fit, mir ist nicht nach schlafen zu mute.'', antworte ich. Bucky seufzt: ,,Dann erzähle mir etwas von dir?'' Was tut er da? ,,Ich glaube kaum, dass jetzt der richtige Moment ist um ein bisschen Smalltalk zu führen.'',,Lin, wir können gerade eh nichts anderes machen als Trübsal blasen, wir müssen warten und hoffen, dass S.H.I.E.L.D. so schnell wie möglich vor Ort ist und da du Sturkopf nicht schlafen willst bleibt uns nichts anderes übrig.'' ,,So war das auch nicht gemeint, nur kenn ich dich gar nicht so ... gesprächig.'' ,,Lass uns das Beste daraus machen, dass wir hier zu zweit sind ohne Tony oder sonst wen.'' ,,Candle Light Dinner ohne Kerzen und Essen?'', frage ich ihn und blicke auf zu ihm. Er schaut herausfordernd zu mir herunter: ,,Hattest du überhaupt schon mal ein Candle Light Dinner, mit deinen jungen Jahren? Weißt du überhaupt was das ist?''

Ich schlage ihm gegen den Arm. Er fängt an zu lachen. Ich schaue verlegen auf den Boden: ,,Ich weiß es nicht, ich kann mich nicht dran erinnern.'' ,,Du kannst dich nicht dran erinnern ob du jemals ein Date hattest?'' Ich schüttle meinen Kopf: ,,Ich meine, was kann ich dir schon sagen. Ich kann mich nur an die letzten drei Jahre erinnern.'' ,,Dann erzähl mir von deinen letzten Jahren.'' ,,Naja, so viel gibt es nicht zu erzählen, du weißt doch eh schon fast alles.'' ,,Komm schon Lin, öffne dich ein bisschen.'' Ich verdrehe die Augen: ,,Ich verstehe den Sinn dahinter nicht.''

Ruckartig packt Bucky meine Hände und sieht mich eindringlich an. ,,Lass dich doch drauf ein.'' Worauf möchte er hinaus. Er lässt langsam meine Hände los und sieht mich auffordern an. Was ist mit ihm los? Und was ist mit mir los? Sonst bin doch ich diejenige die versucht ihn zum Gespräch zu bringen. ,,Naja, ich ... ich bin mit meiner Mutter umgezogen als ich 18 geworden bin. Ich kann mich an nichts aus meiner Kindheit erinnern. Es ist einfach wie ausgelöscht. Mit meinem Abschluss wurde ich auch von S.H.I.E.L.D. entdeckt, wegen meinen sportlichen Leistungen, wo ich kurze Zeit später dann auch aufgenommen wurde. Ich habe Clint und Natascha kennengelernt, die mir den Nahkampf und das Schießen mit diversen Waffen beigebracht haben.''

,,Wie bist du dann zu den Dolchen gekommen?'', fragt michBucky. Gute Frage, wie bin ich zu den Dolchen gekommen? ,,Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich hatte an dem einen Tag im Trainingsraum auf Clint gewartet und hatte die Dolche dort liegen gesehen, ich hatte zuvor nicht mit ihnen trainieren dürfen und habe mich dann ein bisschen mit denen versucht. Und da ihnen eh noch eine Agentin im Umgang mit Dolchen gefehlt hat, bin ich wohl der perfekte Kandidat dafür geworden.'' ,,Ich bin wirklich immer wieder aufs Neue von dir beeindruckt mit welcher Leichtigkeit du mit deinen Dolchen umgehst. Als wären sie ein Teil von dir.'' ,,Danke, ja ich weiß nicht, irgendwie fühlt es sich für mich einfach vertraut an mit ihnen zu Kämpfen, als wäre ein verborgendes Talent in mir, dass die ganze Zeit vor sich hin geschlummert hat und darauf gewartet hat dass ich es endlich entdecke und nutze.'', antworte ich.

,,Das heißt du bist mit 18 aufgenommen worden bei S.H.I.E.L.D.?'' Ich nicke:,,Ich hatte nie wirklich eine Ahnung was ich später hätte machen wollen, daher kam mir das Ganze recht gelegen.'' ,,Hattest du nie einen Traum? Wolltest du nicht studieren oder eine Ausbildung machen?'' ,,Naja, ich meine ich hatte mir schon einige Sachen angesehen und auch diverse Universitäten, aber ich glaube ich wäre nie damit zufrieden gewesen. Hier erlebe ich was, lerne mich zu verteidigen, kann etwas für das Wohl der Bürger tun. Mit welchem Studium hätte ich schon so viel erreichen können wie hier bei S.H.I.E.L.D.?''

,,Ich finde es einfach so erstaunlich.'' ,,Was findest du erstaunlich?'', frage ich. ,,Naja,wenn ich überlege wie es zu meiner Zeit war, da trugen Frauen noch Kleider und haben sich um den Haushalt und die Kinder gekümmert. Ich finde es so unglaublich wie die Zeit sich verändert hat und wenn ich dich da als Beispiel nehme dann kann ich dich wirklich nur bewundern. Niemals hätte es eine junge Dame, wie du es bist, es sich getraut sich der Gehorsamkeit des Landes zu widersetzen.'' ,,Naja, ich widersetze mich ja nicht. Ich kämpfe nur für meine Überzeugungen und so gesehen kämpfe ich ja für das Land und tue das was mir Spaß macht, auch wenn es oft ein echtes Stück Arbeit ist.''

Bucky sieht michan, hebt seine Hand und streicht über meine Wange. Mich überkommt ein Schauer.Was passiert hier nur? Ruckartig nimmt Bucky seine Hand von meiner Wange und räuspert sich beschämt: ,,Was ist dann passiert? Was war deine erste Mission?'',,Naja, meine ersten Missionen habe ich mit Clint absolviert, wir hatten nur kleine Missionen. Und dann...'', ich breche meine Erzählung ab. ,,Und dann?'',harkt er nach. ,,Und dann kamst du.'', antworte ich und blicke in seine Augen.Er mustert mich und will gerade etwas sagen als ich ihn aufhalte: ,,Nicht, ich will keine Entschuldigungen mehr hören, okay?'' Er hält einen Moment inne nickt dann aber.

,,Ja, naja den Rest kennst du ja. So sind wir zu Partnern geworden und haben uns durch alle Missionen gekämpft, bis wir genau hier gelandet sind.'' ,,Das war's? Keine heimlichen Verehrer oder Ähnliches?'', harkt er nach. Ich schüttle den Kopf: ,,Was du für Fragen stellst.'' Er fängt an zu grinsen:,,Irgendwie müssen wir ja die Zeit totschlagen.''

Lost soulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt