Kapitel 18

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Als ich glaubte mich beruhigt zu haben, stand ich auf und verließ das Zelt. Die Sonne hatte wieder aufgehört zu scheinen und wurde nun von Wolken verdeckt. Auch hatte ich das Gefühl, es würde gleich anfangen zu regnen. Da sich nur noch ungefähr zehn Menschen auf dem Platz befanden, entdeckte ich Stein schnell anhand seines hellen Mantels. Mir war während der Schlacht nicht aufgefallen, wie schön schön dad Feld eigentlich mal gewesen sein musste. Ich ließ meine Finger durch das nur noch teilweise hohen Getreide streichen. Was für ein angnehmes Gefühl. Dachte ich mir während ich meine Augen schloss und spürte wie es nun doch zu regnen begann.
Ruhe.
Ruhe und Frieden war genau das, was ich brauchte. Ein kleines Lächeln stahl sich in mein Gesicht.
"Black Angel, wir sind fast fertig. Du kannst ruhig schon gehen wenn du willst." rief eine Stimme und riss mich aus meinen Gedanken. Es war ein Lehrer welchen ich allerdings nicht kannte. Ich nickte als Antwort und beschäftigte mich weiterhin mit meinen Gedanken. Da meine Hilfe anscheinend wirklich nicht mehr benötigt wurde, verwandelte ich mich und fing an mich seit langer Zeit mal wieder in einer Pfütze zu betrachten. Ich hatte zwar Schlimmeres erwartet, aber der Anblick war trotzdem nicht schön. Die Sachen hatte ich schon gefühlte Wochen an und sie waren dreckig und teilweise auch kaputt. Meine Haare waren zum Glück noch alle dran, wenn ich bedenke, dass ein Drittel der Wesen gegen die ich gekämpft hatte Feuer speien konnte. Naja insgesamt sah ich schon irgendwie okay aus. Weitere Gedanken an mein Aussehen verwerfend stieß ich mich vom Boden ab und erhob mich in die Lüfte.

Einige Meter über dem Boden war der kühle Wind stärker, aber ich hatte wie schon lange nicht mehr das Gefühl endlich genug Luft in mine Lungen aufnehmen zu können und mal ordentlich durchzuatmen. Ich schloss erneut meine Augen und spürte wie sich die neu gewonnenen Muskeln in meinen Flügeln abwechselnd anspannten und entspannten. Es war irgendwie beruhigend und ich bemerkte zum Glück noch rechtzeitig, dass ich mich fast hätte fallen lassen, was wohl nicht mit meinem Überleben geendet hätte. Um weitere solche Unglücksfälle zu verhindern, machte ich mich endlich au den Weg zur Shibusen.

Als ich vor dem Gebäude auf dem großen Platz landete, welcher zum Glück fast menschenleer war, öffnete sich gerade die große Flügeltür und Tamara trat hindurch.

Warte was?!

Ich sah noch einmal genauer hin und entdeckte Lilly welche mittlerweile auf mich zu kam. Ich atmete erleichtert und irgendwie mit einem enttäuschten Gefühl aus und begrüßte sie mit einer schnellen Umarmung. Sie sah kurz verwirrt aus. "Alles in Ordnung bei dir?" fragte ich sie verwundert. "Ja ja ... du bist nur so ... entspannt." Antwortete sie fröhlich mit einem fragenden aber lächelnden Ausdruck. Ich lachte kurz, aber sie hatte Recht. Wann hatte ich mich je so benommen? Fröhlich und erleichtert, das waren Ausdrücke mit denen ich nur sehr selten seit dem Tod meiner Eltern meine Gefühlswelt beschreiben würde. kurz darauf stimmte sie mit einem kleinen Lachen ein und wir gingen zusammen hinein.

Während wir die Stufen hinaufgingen erzählte sie mir, was später noch geschehen war, die Schlacht hatte anscheinend nach dem ich das Bewusstsein verloren hatte ziemlich schnell geendet und es freute mich besonders als sie erzählte, dass ich ihnen wirklich helfen konnte. "Black Angel, etwas beschäftigt mich schon die ganze Zeit, seitdem ich dich kennengelernt habe ..." Sie verringerte ihr Tempo und blieb schließlich ganz mitten auf der Treppe stehen. Ich tat es ihr gleich und sah sie verwundert an. Falls sie darauf wartete, dass ich ihr erlaubte ihre Frage zu stellen oder sie abzulehnen, versuchte ich ihr mittels Handzeichen zu deuten, dass sie ihre Frage ruhig stellen sollte. Allerdings machte sich bereits in meinem Magen ein flaues Gefühl breit, da ich vermutete, dass diese Frage etwas mit Tamara zu tun hatte. "W- warum siehst du immer so überrascht und traurig aus, wenn du mich siehst?" Die Frage kam nun doch über ihre Lippen und genau mit so etwas hatte ich gerechnet, deswegen war ich trotzdem nicht besser darauf vorbereitet. "Weil ... ich gedacht hätte du wärst endlich aus meinem Leben verschwunden und ich hätte endlich loslassen können." Fragend und offenkundig überrascht über diese Antwort, wich sie fragend zurück. "Was?" fragte sie nun folgend ihrer Reaktion. Erst jetzt realisierte ich was ich da gesagt hatte: Weil ich gedacht hätte du wärst endlich aus meinem Leben verschwunden. Fuuuuck. Ich ohrfeigte mich einmal selbst innerlich und versuchte ihr eine halbwegs gute Erklärung zu bieten, denn ich hatte gerade dem Mädchen, das ich mag gesagt, dass ich hoffte sie würde aus meinem Leben verschwinden, obwohl ich eigentlich von Tamara gesprochen hatte, was nicht wirklich viel besser war. "Warte, d- das meinte ich nicht so, ich-" fing ich an zu erklären, doch sie unterbrach mich. "Ach ja? Was meintest du denn dann??" 

"Ich habe von Tamara geredet." Es entstand eine kurze Stille. Sie wusste wer Tamara war und welche Rolle sie in meinem Leben gespielt hat, wahrscheinlich hat der Shinigami ihr davon erzählt, als er sie als meine neue Partnerin festgelegt hatte. "Ich denke immer, du wärst sie ... weißt du, du siehst ihr ähnlich und ein Teil von mir sucht immer noch nach ihr. Das meine ich damit, dass ich hoffte sie wäre endgültig aus meinem Leben verschwunden.

Das Ganze hat nichts direkt mit dir zu tun, du hast mich irgendwie aufgebaut, auch wenn ich dich noch nicht einmal eine Woche kenne, es fühlt sich wie eine Ewigkeit an."

Als ich wieder auf sah, blickte ich in ihr Gesicht: Es zeigte mir eine Mischung aus Überraschung und Erleichterung. Kurz darauf sah sie weg und ging an mir vorbei nach oben.  Was hatte das jetzt zu bedeuten? War sie doch sauer auf mich? Ich folgte ihr jedenfalls wortlos. Wenn sie soweit war, würde sie bestimmt mit mir reden. Jetzt musste ich erst einmal ein Wörtchen mit dem Shinigami reden. Über alles, was sich nun ergeben hatte und was nun kommen würde.

Black Angel - Das Geheimnis seiner KräfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt