Kapitel 10

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Kapitel 10

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, setzte mein Herz für einen kurzen Augenblick aus. Wenn ich mich nicht direkt an den vorigen Abend erinnert hätte, währe mir vor Schreck vermutlich ein kleiner Schrei entgangen. Ich lag immer noch in Floriels Bett, allerdings lag er direkt hinter mir. Nachdem ich mitten in der Nacht wegen eines Albtraums geschrien hatte, legte er sich zu mir in das Bett. Ich spürte seinen warmen Atem im Nacken und seine Arme, die um meine Taille lagen. Ich wusste nicht, ob ich ihn wecken würde, wenn ich mich bewegte, also blieb ich ruhig liegen. Da ich aus dieser Position weder an mein Handy kam, noch den Blick auf eine Uhr erhaschen konnte, wusste ich nicht wie viel Uhr es war oder wie lange ich so da lag. Irgendwann regte er sich und stand vorsichtig vom Bett auf. Kurz darauf verließ er sein Zimmer auf Zehenspitzen, vermutlich dachte er, ich schlief noch. Ein paar Minuten später hörte ich das Prasseln vom Wasser der Dusche aus dem Badezimmer gegenüber. Gerade als ich mich aufgesetzt und mein Handy in die Hand genommen hatte, klingelte und vibrierte sein Handy auf dem Nachtisch an der anderen Seite des Bettes. Ich krabbelte über das Bett und versuchte den Alarm auszuschalten. Nach einigen Versuchen hatte ich es endlich geschafft und ließ mich erleichtert auf den Rücken fallen.

„Tut mir leid, ich hatte nicht vor dich so zu wecken.“ Ich setzte mich ruckartig wieder auf und sah wie Flo in der Tür stand und mich entschuldigend angrinste. „Wie geht’s deinem Bein?“ Als er das fragte, fiel mir auf wie wenig ich nur noch von den Schmerzen spürte. Gestern Abend konnte ich fast nicht laufen und heute hatte ich es erst gemerkt, nachdem er mich darauf angesprochen hatte.

„Erstaunlich gut, wenn ich ehrlich bin.“ Er lächelte mich an und ging zu seinem Fenster rüber, um es weit zu öffnen.

„Das freut mich. Konntest du noch gut schlafen?“. Ich nickte zur Bestätigung und sog den Duft der frischen Luft ein, die durch das Fenster kam. Da nach ein paar Minuten keiner von uns etwas sagte, räusperte er sich. „Von mir aus können wir gleich nach dem Frühstück los gehen. Dann solltest du noch genug Zeit haben, um dir frische Sachen anzuziehen.“ Ich nickte wieder und bewegte mich dann durch sein Zimmer, um meine Sachen zusammen zu suchen. Nach ein paar Minuten war ich fertig und sah zur Tür, wo Flo eben noch gestanden hatte. Allerdings stand er nicht mehr da.

„Flo?“ Zögerlich trat ich in den Flur und sah mich um.

„Ich bin hier unten.“ Ich folgte den Geräuschen und fand ihn schließlich in der Küche. Er machte Rührei und lächelte mich an. „Möchtest du auch was?“ Ich nickte und setzte mich an den kleinen Tisch in der Küche. Ein paar Minuten später kam er mit zwei Teller zum Tisch und schob einen zu mir rüber. Schweigend gegenübersitzend frühstückten wir und machten uns danach auf den Weg zu mir nach Hause. Zuhause angekommen gingen wir direkt in mein Zimmer und während ich mich fertig machte, saß Flo auf meinem Bett und verfolgte jede meiner Bewegungen.

„Warum warst du gestern eigentlich zu spät?“ Ich war fertig und setzte mich zu Flo, da wir noch reichlich Zeit hatten.

„Ich musste noch was mit Liron klären. Aber wer kommt auf die Idee abends ohne Handy raus zu gehen? Ich hatte mehrfach versucht dich anzurufen, aber das hat natürlich nichts gebracht.“

„Ich hab es halt vergessen. Aber gib nicht mir die Schuld, dass ich da alleine war. Du warst immerhin derjenige, der mich hat warten lassen.“ Ich merkte, wie sich meine Stimme etwas hob, also atmete ich einmal tief durch und redete nach kurzem Überlegen weiter. „Warum sollte ich gestern eigentlich zum Wald?“ Floriel sah mir kurz in die Augen, als ob er dort nach etwas suchen würde und begann dann.

„Ich hab gestern Lily im Schwimmbad getroffen und wir haben uns was unterhalten.“

„Und was hat das mit mir zu tun?“

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