Kapitel 15

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Kapitel 15

„Das wird so nichts.“ Ich stützte meine Hände auf meine Oberschenkel und versuchte meine Atmung wieder zu normalisieren. „Wir machen das bereits seit drei Tagen, aber anscheinend ist die einzige Folge davon, dass du Muskelkater bekommst.“ Floriel sah mich nachdenklich an, und schien nach einer Antwort in meinem Gesicht zu suchen. „Normalerweise hätte sich schon längst etwas ändern sollen.“

„Das heißt also ich bin unter den ganzen Unnormalen nochmal merkwürdig?“

„So würde ich das nicht sagen. Ich würde dich wenn dann eher als Spätentwickler bezeichnen.“ Ich zog meine Augenbrauen hoch und er bemerkte, dass es nicht die Worte waren, die ich hören wollte. „Gut, laufen wir weiter.“ Ich ignorierte den Muskelkater und die Seitenstiche und richtete mich auf.

„Ich kann nicht mehr. Wenn ich jetzt weiter laufe, kippe ich höchstens um.“

„Du hast also vor aufzugeben?“ Er zog eine Augenbraue hoch, woraufhin ich zögerlich begann den Kopf zu schütteln.

„Können wir nicht wenigstens für heute Schluss machen?“ Er sah kurz nachdenklich aus, fing dann aber an, hinterhältig zu grinsen.

„Gut, wir hören für heute auf. Du solltest dich allerdings heute noch genug ausruhen, denn morgen werden wir weiter machen.“

„Wann genau soll ich hier sein?“

„Ich werde dich morgen bei dir zuhause abholen. Wir werden morgen etwas neues Versuchen.“ Da ich immer noch ziemlich fertig war, nickte ich nur und machte mich dann kurz darauf auf den Weg nach Hause.

Kaum war ich zuhause angekommen, nahm ich eine kalte Dusche und legte mich dann auf mein Bett und schaltete den Fernseher an. Ich zappte ein wenig durch die Sender und blieb dann bei einem Horrorfilm Marathon hängen. Es war gerademal fünf Uhr, also hell genug um jeglichem Horrorfilm die Spannung zu nehmen. Meiner Meinung nach waren Horrorfilme im Hellen so gut wie gar nicht gruselig, sondern meist sogar eher lustig. So bekam ich keine Angst, wenn eine Person von etwas oder jemandem verfolgt wurde und in die tiefsten Wälder lief, sondern lachte eher, weil es das dümmste war, was man in dieser Situation tun könnte. Es war diese typische vorhersehbare Horrorfilmlogik; ich bin ganz allein und werde verfolgt, deshalb laufe ich erst eine einsame Straße entlang und irgendwann laufe ich in den Wald, denn da ist es so viel wahrscheinlicher zu überleben, als auf einer Straße, wo möglicherwiese Autos entlang fahren könnten. Jedenfalls sah ich mir den Rest des Tages Horrorfilme an, und erst als es anfing zu dämmern, konnte ich überhaupt aufhören die Filme als Komödien zu betrachten. Gegen zehn Uhr schlief ich letztendlich ein, und träumte meinen ganz eigenen Horrorfilm, mit all den Klischees, die in jedem Horrorfilm vorkamen. Ich lief gerade, wie sollte es auch anders sein, durch ein verlassenes Haus inmitten eines Waldes, als irgendein lautes Geräusch erklang. In der Phase, in der ich kurz vor dem Aufwachen war, war die einzige Phase, wann ich überhaupt etwas an meinen Taten im Traum beeinflussen konnte. Da ich gerade in der Lage war in eines der Zimmer in der oberen Etage zu laufen und Fenster und Türen zu verriegeln, wusste ich, dass ich bald aufwachen würde. Kaum hatte ich alles verschlossen, erklang wieder ein lautes Geräusch, welches vom Fenster her kam. Ich kroch in das staubige Bett und zog mir die Bettdecke über den Kopf, denn es war schließlich ein Traum, also würde mir die Decke auch den Schutz vor allem geben. Alle paar Sekunden erklang das Geräusch, welches jedes Mal lauter wurde, bis ich schließlich mit einem Ruck wach wurde und mich, wer hätte es gedacht, in meinem Bett in der Decke eingerollt wiederfand. Ich gab mir größte Mühe, mich aus der Decke zu befreien, da mir entsetzlich warm war, bis ich das Geräusch von vorher wieder wahrnahm. Vom Fernseher kam es nicht, da er wohl von meiner Mutter oder meinem Vater bereits ausgemacht wurde. Der Spiegel war es auch nicht, denn dort konnte ich wie sonst auch mein Zimmer gespiegelt sehen. Das Geräusch erklang erneut, wodurch ich wusste, dass es vom Fenster her kam. Die schreie meines Unterbewusstseins, mich wieder unter der Decke zu verstecken, ignorierend, stand ich auf und ging langsam zu dem Fenster. Kaum stand ich davor, erfuhr ich mit Schrecken was es für ein Geräusch war. Mein Gesicht war gerade noch nur wenige Zentimeter von der Scheibe entfernt, doch als direkt vor meinen Augen etwas gegen die Scheibe flog, schreckte ich mit einem Mal ein ganzes Stück zurück. Langsam ging ich wieder auf das Fenster zu und machte es dann schnell auf. Ich lehnte mich ein Stück heraus und versuchte in der Dunkelheit zu erkennen, was gegen mein Fenster geflogen war. Nachdem sich meine Augen endlich etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich langsam eine männliche Gestalt, welche zu mir hoch sah.

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