Kapitel 13

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Kapitel 13

Ich saß schon seit etwa zehn Minuten auf der Bank am Waldrand. Ich hätte mich wirklich nicht so früh auf den Weg machen sollen. Aber immerhin sollte Flo, vorausgesetzt er war pünktlich, in wenigen Minuten auch da sein. Ein Blick auf mein Handy versicherte mir, dass er jedenfalls nicht abgesagt oder verschoben hatte. Als ich das Handy zurück in meine Jackentasche steckte, spürte ich einen weichen Gegenstand darin. Ich holte ihn raus und erkannte die Katzenminze. Ich hielt sie mir wieder unter die Nase und sog den Duft in mich auf. Der Duft war einfach unbeschreiblich toll. Immer wieder inhalierte ich den Duft, schloss dabei die Augen und genoss es einfach vollkommen.

„Was tust du da?“ Ich riss meine Augen auf und blickte geschockt in das Gesicht von Floriel. Er sah mich etwas belustigt an und kniete einen halben Meter von mir entfernt. Langsam nahm ich die Katzenminze von meinem Gesicht weg und steckte sie in meine Tasche zurück.

„Katzenminze.“ Er lachte und setzte sich dann neben mich auf die Bank. Eine Weile herrschte Stille. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und er wusste entweder nicht wie er anfangen sollte, oder er wollte doch nicht mehr mit mir reden. „Also-“ begann ich und bekam somit seine volle Aufmerksamkeit. „Bevor du mir von deiner Theorie erzählst, würde ich dir gerne noch etwas Merkwürdiges erzählen. Das war eigentlich auch der Grund, der mich dann letztendlich dazu brachte mir deine Theorie anzuhören.“

„Ich befürchte meine Theorie wird anfangs auch sehr merkwürdig sein. Allerdings solltest du dann trotz allem bis zum Ende zuhören.“ Er deutete mir zu beginnen, wodurch ich ihm detailliert von meinem Traum und den Dingen danach erzählte. Zwischendurch nicke er teilweise und schien zwar konzentriert, aber nicht überrascht zu sein. Als ich fertig war, überlegte er kurz, fing dann aber an zu reden.

„Selbst wenn dir das ziemlich komisch vorkommt, kann ich dir sagen, dass das eigentlich normal ist, also jedenfalls in deinem Fall.“

„Was meinst du mit in meinem Fall?“

„Gut, ich fange erst mal klein an. Du bist nicht ganz so normal wie du bis vor kurzem noch dachtest. Also nicht behindert oder sowas in der Art, aber du bist eben anders. In dieser Sicht sind wir uns dann ähnlich. Liron ist auch so wie wir. Liron und ich wissen allerdings darüber Bescheid, da Liron früher alt genug war, um sich noch an alles erinnern zu können. Da wir wissen wie wir sind und woher wir kommen, konnten wir uns auf alles vorbereiten und uns kontrollieren. Meine Eltern sind auch nicht bei einem Autounfall gestorben, sondern hatten vermutlich dieselbe oder eine ähnliche Todesursache. Ebenfalls kommst du wohl auch nicht aus Spanien. Da wo früher unsere Eltern gelebt hatten, gab es irgendwann welche, die ziemlich viele unseresgleichen umbrachten. Manche konnten flüchten, aber meine Eltern hatten wohl ebenso wenig Glück wie deine. Wobei es natürlich auch sein kann, dass sie noch leben, aber ich denke man sollte nicht an solchen Gedanken festhalten, sondern eher mit dem Schlimmeren rechnen und sich dann umso mehr freuen wenn man vom Gegenteil überzeugt wird. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb Liron und ich recht häufig umziehen. Wir suchen andere wie uns, wenn wir keine finden, dann ziehen wir weiter. Aber jetzt haben wir dich gefunden, was wirklich toll ist, weil wir seit langem keine anderen mehr getroffen haben.“ Bevor er weiter erzählen konnte, unterbrach ich ihn, allerdings versuchte ich nicht unfreundlich zu klingen.

„Ist ja schön und gut diese Dinge zu wissen, aber was hat das mit meinen Träumen zu tun?“

„Zum einen habe ich gesagt du sollst mich ausreden lassen, und zum anderen waren das keine Träume. Aber gut, dann kommen wir eben jetzt zu der ‘Traumdeutung‘. Ich fange am besten mit dem ersten Traum an, als du durch den Spiegel gegangen bist. Warum du genau in dieser Nacht durch den Spiegel gegangen bist, oder wer genau diese Irisial war kann ich dir nicht sagen, aber da wo du ausgekommen bist, haben früher unsere Eltern und viele weitere wie wir gelebt. Dahin kommen nur gewisse Lebewesen, solche wie wir, aber auch andere, nur halt keine Menschen oder Tiere.“

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