Kapitel 9

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Kapitel 9

Panisch sah ich mich um. Ich wusste nicht wo ich war oder wo ich hin sollte. Das einzige was ich sah, war der Wald der um mich herum war. Ich lief schon seit einer gefühlten Ewigkeit in die gleiche Richtung, aber nirgends konnte ich ein Ende erkennen. Es war einfach überall um mich herum Wald und Nacht war es auch. Ich konnte nicht einmal Mondlicht durch die Baumkronen erkennen. Dann hörte ich ein Geräusch. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Angestrengt versuchte ich etwas zu erkennen. Dann sah ich eine Gestalt. Langsam kam sie auf mich zu. Es war Floriel. Erleichtert ging ich auf ihn zu. Es trennten uns nur noch wenige Meter. Wir blieben stehen und sahen uns an. Er hatte mich die ganze Zeit angelächelt. Gerade als ich die letzten Schritte zu ihm hin gehen wollte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er grinste jetzt anders, es wirkte nicht mehr freundlich, sondern bedrohlich. Ich blieb stehen und wusste nicht was ich machen sollte. War ich wegen ihm in diesem verlassenen Wald? War er doch nicht der nette Mensch, für den ihn alle hielten? Er sah mich weiterhin an, doch dann fing sein Körper an zu zucken. Es sah ziemlich gruselig aus, doch ich konnte nicht weglaufen. Ich musste einfach wissen, was gerade passierte. Das zucken wurden stärker, bis er sich irgendwann wie von Schmerzen geplagt nach vorne krümmte. Als er sich wieder aufrichtete war wieder dieses bedrohliche Grinsen in seinem Gesicht. Allerdings war er es nicht mehr. Diese Gestalt war größer und bulliger geworden. Die Kleidung war an vielen Stellen gerissen, da sie der Ausdehnung seines Körpers nicht standhalten konnte. Die Gestalt hatte jetzt gräuliche Haut und da wo vorher die schönen Augen von Floriel waren, starrten mich nun zwei dunkelrote Augen an. Es kratzte sich am Kopf, dort waren nun auch keine Haare mehr, sondern bloß ein leichter Flaum und darunter waren viele Narben und Schrammen zu erkennen. Dann zog es gemütlich ein Messer aus einer der Hosentaschen. Es war kurz, aber es sah gefährlich genug aus. Die eine Seite war mit Zacken übersäht, während die andere scharf und fast halbmondförmig geschwungen war. Dann trat es einen Schritt auf mich zu. Endlich kam ich aus meiner Starre raus. Ich lief weg, so schnell ich konnte. Hinter mir hörte ich die schweren Schritte. Als ich mich umsah war es weg. Wo war es hin? Ich wandte mich wieder in die Richtung, in die ich gerade noch gelaufen war und schrie los. Knapp vor mir stand die Gestalt. Noch bevor ich reagieren konnte schlug es mich mit voller Wucht gegen einen Baum. Es kam auf mich zu. Dieses Mal sah es aus, als ob es mir mit Freude sein Messer in den Körper rammen würde. Es kniete sich neben mich und holte aus. Doch bevor er mich traf versank ich im Boden. Es war, als ob mich jemand runter gezogen hätte. Aber anstatt etwas zu erkennen, war alles um mich herum schwarz. Dann kam eine Art Erdbeben. Ich wurde unsanft durchgeschüttelt. „Wach auf!“ Hörte ich aus der Ferne jemanden rufen. Dann wiederholte es sich nochmal, nur war es schon deutlich näher.

Ich riss meine Augen auf und setzte mich ruckartig auf. Jedenfalls hatte ich das versucht, denn schon auf der Hälfte der Strecke schlug ich meinem Kopf gegen etwas hartes. Meine Hand wanderte zu meinem Kopf und jetzt konnte ich mich auch richtig hinsetzen. Ich sah mich um. Erst nach einer Weile fiel mir wieder ein wo ich war. Ich befand mich in Floriels Zimmer und er Kniete vor mir. Er hielt sich ebenfalls seinen Kopf, aber sah mich besorgt an.

„Sieht mein Kopf aus wie eine Zielscheibe?“ Fragte er mich sarkastisch.

„Nein tut mir Leid, schon wieder. Was ist überhaupt passiert?“

„Ich habe dich schreien gehört und als ich hier rein kam bist du gerade aus dem Bett gefallen. Aber intelligent war es nicht gerade mich über dich zu lehnen während ich versuche dich aus einem Albtraum zu wecken.“ Er musste lächeln bei dem letzten Satz. Er stellte sich hin und zog mich mit sich hoch. „Alles wieder gut? Möchtest du darüber reden?“

„Eigentlich nicht.“ Ich sah auf den Boden. Langsam setzte ich mich wieder auf das Bett. Mein Kopf schmerzte immer noch, da würde ich morgen bestimmt einen blauen Fleck haben. Flo stand vor dem Bett und hielt sich seinen Kopf. Er bemerkte, wie ich ihn beobachtete und sah mir direkt in die Augen. Keiner von uns sagte etwas, bis er sich von mir abwandte und aus dem Zimmer ging. Jetzt war ich wieder allein. Allein in einem fremden Zimmer. Bevor ich merkte was ich tat, rannte ich aus dem Zimmer. Da ich nicht ganz leise gewesen war, drehte sich Floriel zu mir um und sah mich verwirrt an. Da ich nicht quer über den Flur rufen wollte, ging ich auf ihn zu. Er stand nur da und sah mich an. Jetzt stand ich direkt vor ihm.

„Kannst du vielleicht hier bleiben?“ In seinem Blick spiegelten sich so viele Dinge wieder. Erst war er verwirrt, dann sah er aus, als ob er über etwas nachdenken müsste, bis er schließlich nickte und mich zurück in sein Zimmer begleitete. Ich legte mich wieder ins Bett, merkte aber, wie er zögerte. Ich rutschte an den Rand des Bettes und klopfte dann neben mich auf das Bett. Es war schon komisch genug, dass ich mir mit ihm das Bett teilen würde, also wollte ich wenigstens etwas Platz dazwischen lassen. Das Bett war immerhin groß genug. Dann bewegte er sich endlich auf die andere Seite des Bettes zu und legte sich hin. Er lag auf dem Rücken und schaute geradeaus an die Zimmerdecke. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm schloss dann meine Augen, in der Hoffnung ich könnte dieses Mal besser schlafen.

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