Kapitel 8

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Kapitel 8

Ich erkannte die Stimme sofort, denn ich kannte niemanden mit einer vergleichbaren Stimme. Dann fiel mir auf was ich gerade getan hatte. Ich hatte tatsächlich auf Floriel eingeschlagen. Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. Langsam beruhigte ich mich und versuchte nun auch mehr als nur Floriels Umrisse erkennen zu können. Nach einer Weile konnte ich sogar seine Gesichtszüge etwas ausmachen. Er beobachtete mich und schien auf etwas zu warten. Worauf wartete er denn? Dann fiel mir wieder ein, dass er mir eine Frage gestellt hatte.

„Ja alles gut bei mir. Tut mir wirklich total leid. Wie geht es deinem Kopf?“ fragte ich ihn entschuldigend.

„Keine Sorge, mein Arm hat das meiste abbekommen.“ Das grinsen in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er stand auf und sah zu mir herab. „Soll ich dir helfen?“ Jetzt bemerkte ich erst, dass ich noch im Dreck lag. Ich stützte meine Hände neben mir ab und setzte mich auf. Das war schon mal geschafft. Nun winkelte ich meine Beine an und versuchte aufzustehen. Das gelang mir natürlich nicht, denn gerade als ich fast gerade stand wollte ich meinen umgeknickten Fuß ebenfalls belasten. Das war eine blöde Idee, denn schon verlor ich durch die reflexartige Entlastung meines einen Beins das Gleichgewicht. Bevor ich jedoch auf dem Boden aufkam, wurde ich von zwei Armen aufgefangen. Flo zog mich vorsichtig wieder hoch und stützte mich dann, damit ich nicht gleich wieder umfiel. Sein Arm lag nun an meiner Taille und gab mir den nötigen Halt. So nah waren wir uns bisher noch nie gewesen. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit und ich versuchte mich von ihm weg zu bewegen. Ich konnte meinen Fuß aber natürlich immer noch nicht belasten, also sackte ich wieder ein wenig zusammen und Flo musste mich wieder zu sich hoch ziehen.

„Der Sinn darin dich zu stützen liegt darin, dass du eben nicht deinen Fuß belasten musst. Also tu uns beiden den gefallen und belaste ihn auf dem weg einfach nicht ok?“ Das lächeln war wieder deutlich in seiner Stimme zu hören. Dann bewegte er sich ein wenig vorwärts und gab mir durch einen leichten Druck an meiner Taille zu verstehen, dass ich mich ebenfalls nach vorne bewegen sollte. Wir gingen eine weile, bis mir auffiel, dass ich nicht wusste wohin wir gingen und blieb stehen.

„Stimmt was nicht? Kannst du nicht mehr laufen?“

„Nein das ist es nicht. Ich will nur wissen wohin wir gehen.“

„Nach Hause, ich dachte das wäre am besten. Außer du möchtest ins Krankenhaus.“ Ins Krankenhaus wollte ich nicht, aber nach Hause? Meinte er meins oder seins? Er wusste nicht einmal wo ich wohnte, also hätte er auch in die vollkommen falsche Richtung gegangen sein können.

„Meinst du dein zuhause oder mein zuhause?“ fragte  ich leise, denn es mir unangenehm ihn das zu fragen.

„Wie du willst.“ Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Ich wollte nicht nach hause, denn dann hätte ich das meinen Eltern erzählen müssen. Andererseits wollte ich mich ihm aber auch nicht aufdrängen. „Sonst überleg es dir einfach noch auf dem Weg. In unserem Tempo hast du eh noch was Zeit.“ Mit diesen Worten setzte er sich wieder in Bewegung und ich folgte ihm humpelnd. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir wieder am Stadtrand an. Hier waren auch wieder Laternen. Ich versuchte ihn unauffällig anzusehen. Seine Hose und sein schwarzes T-Shirt waren etwas verfärbt durch den Dreck und seine Haare standen in alle Richtungen ab. Als ich in sein Gesicht sah, war ich einerseits überglücklich, dass ich ihm nicht keine Sichtbare Verletzung zugefügt hatte, aber auch etwas frustriet, denn dadurch wurde mir klar, dass ich keine Chance hätte, wenn mich tatsächlich jemand überfallen würde. Dann drehte er sein Gesicht in meine Richtung und sah in meine Augen. Er lächelte ein wenig und sah dann wieder nach vorne. Das war mir nun wirklich unangenehm, denn er dachte jetzt bestimmt ich würde ihn die ganze Zeit anstarren. Schnell sah ich auf den Boden und sah den ganzen weg über auch nicht mehr auf, damit ich nicht noch einmal dazu kam ihn anzustarren. Irgendwann blieben wir stehen. Ich blickte vom Boden auf und wusste nicht wo wir waren. Wir standen vor einem weißen Haus und um uns herum war niemand.

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