Kapitel 7

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Kapitel 7

Ich öffnete genervt meine Augen. Mein Handy vibrierte auf meinem Nachttisch und ich drückte erstmal darauf, um dieses laute surren zu stoppen. Normalerweise machte ich mein Handy komplett stumm über Nacht, damit ich nicht wie jetzt geweckt würde. Ich nahm es in die Hand und entsperrte es, um herauszufinden wer mich beim schlafen gestört hatte. Es war gerade mal 7 Uhr, aber abends. Dann hatte ich wohl einen Mittgasschlaf gehalten. Ich hatte eine neue Nachricht von einer unbekannten Nummer. Ich öffnete sie neugierig und las.

„Hi hier ist Floriel, Lily hat mir deine Nummer gegeben. Wir haben uns zwar heute schonmal gesehen, aber trotzdem wollte ich fragen ob wir uns nochmal treffen könnten?“

Das überraschte mich nun wirklich. Dennoch schrieb ich schnell zurück.

„Hi Flo, klar das lässt sich bestimmt einrichten. Wann und wo sollen wir uns denn treffen?“

Ich setzte mich auf und legte mein Handy wieder auf meinen Nachttisch. Von hier aus konnte ich direkt in meinen Spiegel sehen. Meine Haare standen in alle Richtungen ab, meine Wimperntusche war verschmiert und der Rest der Müdigkeit, welche immer eine Weile nach dem Aufwachen noch zu sehen war, war deutlich in meinem Gesicht zu erkennen. Als mein Handy begann zu vibrieren erschrak ich, nahm es aber sofort in die Hand. Eine neue Nachricht von Flo.

„Wäre es in einer Stunde am Waldrand möglich?“

Er wollte mich also tatsächlich heute nochmal sehen. Aber weswegen denn? Mochte er mich tatsächlich so gern? Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, dennoch ließ ich mich darauf ein und antwortete mit einem kurzen „ok“ auf seine Nachricht. So wie ich jetzt aussah konnte ich mich natürlich nicht sehen lassen, aber wie genau konnte ich mich denn in einer solchen Situation sehen lassen? Zuerst einmal konnte ich die verschmierte Wimperntusche wegwischen und meine Haare kämmen. Aber was sollte ich anziehen? Ich entschied mich für eine einfache Jeans und ein dünnes Sweatshirt. Ich band mir meine Haare noch schnell zu einem Zopf und ging dann runter.

„Mit Balu musst du nicht mehr gehen, das hab ich schon gemacht.“ Meine Mutter stand im Flur. „Oh und in der Küche steht noch was zu Essen für dich.“

„Danke, aber ich habe gerade keinen Hunger und ich wollte noch mal was nach draußen gehen.“ Ihr Blick zeigte zwar Verwirrung, aber da sie daraufhin nichts sagte und zurück ins Wohnzimmer ging, war das wohl kein Problem. Ich sah auf die Uhr und machte mich dann auf den Weg zum Wald. Ausnahmsweise war ich sogar zu früh da. In etwa einer halben Stunde würde er erst da sein, aber ich wollte nicht zuhause so lange rum sitzen und darauf warten. So konnte ich wenigstens den Sonnenuntergang genießen. Nach einer Weile wollte ich auf mein Handy sehen, was ich aber anscheinend in der Aufregung zuhause vergessen hatte. Dann musste ich mal hoffen, dass jetzt nichts passieren würde, aber da fast nie jemand hier war, konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass etwas passieren würde.

Ich war mir sicher, er hätte schon längst da sein müssen. Ob er noch kommen würde oder nicht, wusste ich nicht, aber noch länger warten wollte ich nicht. Langsam stand ich auf und streckte mich, in der Hoffnung die Müdigkeit so wieder los zu werden. Gerade als ich losgehen wollte, hörte ich ein Geräusch hinter mir. Schnell drehte mich um, aber mittlerweile war es so dunkel geworden, dass ich nichts mehr erkennen konnte. Kurz überlegte ich, ob ich weglaufen oder warten sollte. Eben noch war ich fast eingeschlafen, doch jetzt war ich hellwach. Dann hörte ich noch ein Knacken. Ohne die Kontrolle darüber zu haben, setzte sich mein Körper in Bewegung. Ich rannte weg, ich wusste nicht wohin ich lief, ich lief einfach weg vom Wald. Das lag unter anderem daran, dass ich nicht sehen konnte wo ich hinlief. Es wunderte mich sogar wie ich solange laufen konnte, ohne in ein Loch zu treten oder gegen etwas gelaufen zu sein. Aus der Ferne konnte ich sogar wieder die wenigen Lichter sehen, die bis kurz vor den Ort führten. Dann sah ich jedoch eine Gestalt und blieb ruckartig stehen. Die Gestalt blieb ebenfalls kurz stehen, kam mir dann jedoch langsam näher. Ich versuchte nicht wieder direkt loszulaufen, sondern so gut es ging ruhig zu bleiben. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich weiter in die Richtung  in die ich bis eben noch gerannt war. Die Gestalt kam mir immer näher und mit der schwindenden Entfernung zwischen uns bekam ich mehr Angst. Die Gestalt war groß, deutlich größer als ich. Mittlerweile waren nur noch wenige Meter zwischen uns. Mein Herz raste und meine Hände zitterten. Jetzt waren wir fast auf einer Höhe. Ich atmete tief durch und ging entschlossenen Schrittes an der Gestalt vorbei. Gerade als ich aufatmen wollte, da ich an ihr vorbei war, wurde ich am Arm festgehalten. Vor Angst schrie ich kurz auf und wollte los rennen. Ich versuchte mit aller Kraft meinen Arm aus dem Griff zu befreien um weglaufen zu können. Als ich es fast geschafft hatte, knickte ich mit meinem rechten Fuß um und fiel der Länge nach hin. Da die Gestalt mich aber noch festgehalten hatte, riss ich sie anscheinend mit runter, denn gerade als ich auf dem Boden aufprallte, landete die Gestalt auf mir. Ich schrie laut auf. Zum einen war es die Angst vor dem was nun passieren würde und zum anderen war es der Schmerz der durch meinen Körper fuhr. Der Schmerz, der von meinem umgeknickten Fußgelenk, über die nun vermutlich noch stärkeren blauen Flecken an meinem Rücken bis hin zu den Rippen, die durch die Gestalt runter gedrückt wurden und mir fast den Atem raubten. Dann legte sich eine Hand auf meinen Mund, wodurch mein Schreien unterdrückt wurde. Ich hatte Panik und aus Verzweiflung begann ich meine letzte Kraft zu opfern um mich möglicherweise befreien zu können. Ich schlug so gut es ging auf die Gestalt ein, woraufhin die Gestalt den freien Arm nahm um den Kopf zu schützen. Nach einigen weiteren Schlägen begann jedoch auch meine letzte Kraft zu schwinden und die Schläge wurden schwächer, bis ich irgendwann aufgab. Das einzige was ich hörte war mein lauter Atem, welcher deutlich zeigte, dass ich nicht mehr konnte. Mein Körper lag nur noch schmerzerfüllt da und regte sich kein Stück. Die Gestalt über mir bewegte sich nun und verlagerte das Gewicht so, dass die Beine nun neben mir knieten und sich eine Hand auf dem Boden abstützte. Dann entfernte sich die Hand langsam von meinem Mund. Ich versuchte nicht zu schreien, mir fehlte einfach die Kraft. Die Gestalt bewegte sich wenig von mir weg.

„Hast du dich beruhigt?“

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