Kapitel 14

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Kapitel 14

Ich wachte auf und stellte mich an mein Fenster, welches ich gerade geöffnet hatte. Für einen kurzen Moment genoss ich das Vogelgezwitscher und die aufgehende Sonne, welche leicht auf meine Haut schien. In meinen Kopf bildete sich ein Gefühl, als ob irgendetwas fehlen würde. Da es mir nicht direkt einfallen wollte, lief ich nach unten und frühstückte.

„Guten Morgen.“ Ich sah von meinem Müsli auf und blickte in das wie immer hektische Gesicht meiner Mutter. Ich lächelte sie an und gab ebenfalls ein „Guten Morgen“ von mir. Gerade als sie wieder den Raum verlassen wollte, blieb sie stehen und sah mich nachdenklich an. „Wo warst du gestern Abend noch?“ Ich musste kurz nachdenken, bis mir einfiel, was mir Floriel am Vorabend erzählt hatte.

„Ich habe mich noch mit einem Freund getroffen.“ Meine Mutter nickte nachdenklich, bis mit einem Mal ein riesiges Grinsen in ihrem Gesicht auftauchte.

„Ist er etwa mehr als nur ein Freund? Ich meine bis gestern sahst du oftmals so müde und unglücklich aus, aber heute strahlst du schon fast!“

„Nein, wir sind tatsächlich nur Freunde.“ Dem Blick meiner Mutter nach zu urteilen, glaubte sie mir nicht, aber sie ging trotz allem ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Meine Gedanken wanderten wieder zu all den Dingen, die Floriel mir erzählt hatte, und dann fiel mir auch ein, was fehlte. Ich hatte endlich wieder gut geschlafen. Dabei hatte ich damit gerechnet, wieder solche eigenartigen Dinge zu träumen. Laut Flo waren es keine Träume, aber selbst nachdem ich eine Nacht darüber schlafen konnte, hielt ich es einfach nicht für realistisch, dass ich eine Mischung aus Mensch und Katze sein sollte. Dann hätte ich doch wohl schon früher etwas davon gemerkt. Warum sollte ich erst nach so vielen Jahren etwas bemerken? Das war mir definitiv zu unrealistisch. Gedankenverloren stellte ich die leere Müslischüssel in die Spülmaschine und machte mich bald darauf auf den Weg zur Schule, nachdem ich mich fertig gemacht hatte und mit Balu draußen war.

„Du siehst heute endlich wieder besser aus! Wer oder was hat das geschafft?“ Lily drückte mich zur Begrüßung kurz und sah mich dann erwartungsvoll an. Ich zuckte nur mit den Schultern und lächelte sie gespielt ahnungslos an. „Ich habe eben gesehen, dass du gleich in Sport Vertretung hast.“ In meinem Gesicht bildete sich ein Lächeln, denn das verhieß normalerweise immer etwas Gutes. Lily schüttelte allerdings ihren Kopf. „Du hast mit Herrn Recking.“ Ich stöhnte laut auf. Herr Recking war dafür bekannt die Schüler sehr oft sehr viel laufen zu lassen, auch bei Vertretungsstunden. Selbst wenn ich beim Laufen die Schnellste aus meinem Sportkurs war, so hatte ich dennoch keine Lust fast die ganze Zeit zu laufen.

„Kommst du mit zum Sport?“ Ich erschrak und drehte mich zu der Person hinter mir.

„Ja klar.“ Ich schenkte Flo ein zartes Lächeln und verabschiedete mich dann von Lily.

„Und?“ Während wir weiter gingen, sah ich zu ihm rauf und überlegte, was er wohl meinte. Da ich nach einer Weile immer noch nicht darauf kam, antwortete er auf meine unausgesprochene Frage. „Was ist deine Meinung zu der Sache von gestern Abend?“ Ich dachte kurz nach, um die richtigen Worte zu finden, und begann dann zu reden.

„Ich finde es ehrlich gesagt etwas unrealistisch. Warum sollte ich denn erst nach so vielen Jahren ganz plötzlich so stark etwas davon mitbekommen, dass ich anders bin? Abgesehen davon haben meine Schlafstörungen anscheinend auch schon wieder aufgehört, denn diese Nacht habe ich, wie bis vor ein paar Tagen noch, wieder gut geschlafen.“

„Du gehst also wirklich davon aus in den letzten Nächten einfache Schlafstörungen gehabt zu haben?“ Ich nickte, während Flo seinen Kopf schüttelte. Wir kamen an der Turnhalle an und ließen das Thema fallen, da die anderen nichts davon mitbekommen sollten. Ein paar Minuten später kam Herr Recking und klatschte motiviert in die Hände.

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