Inseparable ~ Unzertrennliche Verbindung

Kapitel 14

„Psssht sei ruhig oder willst du, dass ich ihnen weh tue?", fragte dieser Bastard mich und deutete ins Wohnzimmer. Ich schüttelte meinen Kopf und er zog mich mit.

Warum ausgerechnet heute? Werde ich ihn niemals loswerden? Ob ich mir mal Gedanken gemacht habe, zur Polizei zu gehen? Ja. Sehr oft sogar. Aber ich kann das Risiko nicht eingehen, wenn etwas schiefgehen könnte und darunter meine Mutter oder meine Geschwister leiden müssen. Also mache ich mir meistens nie Gedanken über die Zukunft. Denn die Gegenwart hält mich fest.

Er zog mich weiter bis nach draußen. Dieses Mal aber liefen wir nicht die Treppen runter bzw. er. Sondern er nahm den Aufzug. Als wir einstiegen kam mir die Angst. „HAB ICH DIR NICHT GESAGT DU SOLLST DIE SCHULDEN BEZAHLEN?!", schrie er mich an und gab mir eine Backpfeife. Ich versuchte ruhig zu atmen. Jetzt zog er mich an meinen Haaren. „Antworte mir du Schlampe!", beleidigt er mich. „Ausgegeben", murmelte ich.

Und dann ging der Aufzug auf. Er öffnete den Keller und schmiss mich wieder rein. Ali packte mich an meinen Kinn.
„WAS HAST DU GEMACHT?!", brüllte er nun. „Ausgegeben!",schrie ich ihn fast schon an. Woher der Mut dazu kam, weiß ich nicht. Denn es ist nicht das erste Mal, dass ich die Erfahrung mache, wenn ich mich sowas traue. Jetzt boxte er mich in meinen Bauch. Diese Schmerzen konnte man einfach nicht beschreiben. Es tat mir unglaublich weh. Jedoch konnte ich lernen, wie ich meine Schmerzen nicht zeigen kann. Ich spüre die Schmerzen natürlich und sie tuen genauso weh. Aber, wenn mich jemand beobachten würde, würde er denken, dass ich nichts spüre. Und genau das nervte Ali.

Er will, dass ich heulend rumschreie wie früher. Aber nicht mit mir. Das werde ich ihm nicht gönnen. Reicht es nicht schon für ihn das er eine Person hat an die er seine ganzen Aggressionen rauslassen kann?

„CANSU!",brüllte er und schmiss mich wie Müll in die Mülltonne auf den Boden. „Was!", keifte ich ihn an. Es nervte mich einfach, dass er denkt ich wäre schwach. Ich könnte mich wehren, aber ich tue es nicht. Er ist hier der Feigling. Wäre er kein Feigling, würde er dann meine Familie bedrohen? Wahrscheinlich nicht.

Nun trat er in meinen Bauch. Zwar ist meine Naht am Bauch verheilt aber es tut dennoch höllisch weh. 3 Mal könnt ihr Raten, wem ich es zu verdanken habe. Ali regte sich wieder mal auf. Jedoch wehrte ich mich an diesem Tag, was ihn garnicht gefiel. Ich schaffte es sogar locker seine Hände zu halten und zu verdrehen. Ich war an diesem Tag garnicht im Verstand sondern übertrieben Aggressiv, weil Ali wieder über meinen Vater sprach...

An dem Tag dachte ich auch darüber nach ihn so festzuhalten und die Polizei zu rufen. Denn ich kann das einfach nicht mehr. Während ich damals in Gedanken versunken war, nahm er sich eine Glasscheibe aus der Ecke und steckte es in meinem Bauch. Diese Schmerzen waren unglaublich. Und wie ich es zum Krankenhaus überhaupt geschafft habe frage ich mich immer noch. War mein Willen ihn nicht gewinnen zu lassen so Stark?

Ich spürte nun eine Faust in meinem Gesicht. Er schlug so krass zu, dass ich das Blut wieder schmecken konnte. „WENN DU DIE SCHULDEN MORGEN NICHT BEZAHLEN WIRST WERDE ICH DIR DAS SELBE ANTUN WIE DAMALS!", brüllte er  und deutete auf meine Narbe zu.

Wie soll ich das schaffen? Ich habe doch erst vor kurzem meiner Schwester ihr Geschenk geholt. Das bedeutet also ich muss das Führerscheingeld ausgeben. Denn es sind nicht normale Schulden, die er bezahlen muss. Seine Summen sind für meine bzw. unsere Verhältnisse hoch. Ich sah zu, wie er seinen Gürtel wieder aus zog. Mein Blick veränderte sich nicht. Früher konnte ich pausenlos lächeln. Jetzt kann ich es nur noch mit Menschen die mir wichtig sind.

Er peitschte mich wieder aus. Dieses brennen war unbeschreiblich! Ich zischte als er die frischen Wunden traf. Was ihm natürlich gefiel. Jetzt zog er sich zurück. Warum? Er ging um die Ecke und kam mit einer richtigen peitsche. F*ck. Die hab ich ja vollkommen vergessen. Ich begann an zu zittern. Selbst die Gänsehaut tat mir weh. Er holte sich Zigaretten raus und zündete sie an. Er zog paar mal dran und ließ es im Mund. Jetzt, als er in mein Gesicht boxte fiel ich auf meine Knie. „UMDREHEN", brüllte er. „Nein.", sagte ich ängstlich.

Ja warum, denn wohl. Richtige peitschen sind tausendmal schlimmer als ein Gürtel!
Das brennen an meinen armen bring mich wieder in den Verstand. Scheisse! Er hat mich mit seiner scheiss Zigarette verbrannt!!! „Zum letzten Mal. UMDREHEN!", brüllte er am Ende.

Unfreiwillig drehte ich mich um, sodass mein Rücken zu ihm zeigte. Er zog mein Oberteil nach oben. Und dann auch mein Unterhemd. Jetzt fing Ali an wie so ein Hund zu lachen. Ich wartete auf die Schmerzen, doch es kam nichts. Gerade als ich mich umdrehen wollte, spürte ich das ziehen und das brennen. Fuck! Ich biss auf meine Zähne nicht aufzuschreien. Scheisse wie soll ich das aushalten?!

Er holte sehr oft auf. „WIE WAGST DU DICH MIR ZU WIEDERSPRECHEN?!",schrie er wieder und peitschte mich weiter aus. Ich verlor jetzt meine Tränen. Zum Glück sah er dies nicht. Warum habe ich das verdient? Meine Unterlippe fing an zu beben und ich biss drauf. Ich verzog mein Gesicht und verlor wieder die Tränen. Ich musste einfach schreien! Diese Schmerzen Gott! Ich würde sie nicht mal meinem Feind wünschen! „H-hör a-auf b-bit- AHH!", schrie ich zuletzt.

Bleib Stark!

Schrie mein Unterbewusstsein.
Wie denn? Ich kann nichts tun.
Mein Rücken sah jetzt bestimmt unglaublich aus. 

Zeig die Videos der Polizei!

Das wäre ein zu großes Risiko. Er würde ihnen allen wehtun, wenn er mir schon das antut will ich nicht wissen, zu was er alles imstande ist. Die Videos sind die Kameras gemeint die ich mal vor 4 Jahren über dem Gitter aufgestellt hatte.

Irgendwann, wenn er wegen seinem Geschäft lange weg muss, werde ich alles der Polizei überreichen, denn vor kurzem erfuhr ich, dass er in einem Illegalem Waffenhandel steckt. Jedoch kam der Tag nicht, denn er ist wortwörtlich jeden Tag zuhause! Ich hoffe mir einfach, dass ich das eines Tages der Polizei überreichen kann. In sha Allah (So Gott will).

Meiner Mutter konnte ich es auch nicht erzählen.

Wie denn auch, wenn sie es auch weiß?!

Sie weiß nur einen Teil, der Schläge die ich von Ali bekomme. Es interessiert sie nicht. Meine Schwester würde aus Panik was falsches machen. Also zum Wohle der anderen so.

Ich konnte mir schon denken wie mein Rücken aussah. Er peitschte mich so krass auf, dass ich schon auf dem Boden lag. Ich kenne Leute die anfangen zu meckern, wenn sie die Schlappen ihrer Mutter zugeworfen kriegen. Ich wünschte bei mir wäre es auch so...

„Ich schwöre es dir Cansu irgendwann werde ich dich töten warte ab!", brüllte er mich an und peitschte mich gleichzeitig noch mehr. Die Tränen hatte keinen ende. „Warum?", fragte ich stotternd. „Du fragst auch noch?! Du bist ein Nichtsnutz! Ein Niemand!!! Keiner braucht dich und das weißt du auch! Du hast es nicht verdient weiter zu leben! Warum bist du an dem Tag als dein Vater starb nicht gestorben?! Du machst mich so Aggressiv, dass ich dich eigentlich jetzt schon töten könnte!!!", schrie er.

Ich fing an noch mehr zu zittern und bekam eine unglaubliche Gänsehaut. Wird er mich wirklich... töten? Bin ich wirklich ein niemand? Er hob mein Kinn grob. „Wenn du es wagst, in irgendeiner Form, etwas jemandem zu erzählen! Schwöre ich dir, dass ich nicht nur ihnen etwas antuen werde, sondern dich auch töten werde. Du weißt, dass du es nicht schaffen kannst! Also mach dir keine Hoffnungen!", schrie er und quetschte meinen Kinn zusammen. Ich drückte meine Augen einfach nur zusammen. Genau so wurde ich damals manipuliert.

4 Jahre lang hat er mir jedesmal eingeredet, dass ich niemals von ihm entkommen könnte. 4 Jahre hatte ich die Hoffnung aufgegeben. Und die Frage die ich mir einfach nur stelle ist, ob ich es immer noch tue? Wird es irgendwann die Chance dazu geben, ihn zu Verhaften? Werde ich ihn, ohne große Schwierigkeiten, los?

Das einzige was ich noch tuen könnte wäre zu beten. Um Vergebung meiner Fehler zu bitten. Und um die Hilfe von Allah.