Inseparable ~ Unzertrennliche Verbindung

Kapitel 34

Es war schon 17:06 Uhr und ich war immer noch im Auto. Ich weiß nicht, ob ich sauer oder dankbar auf Serkan sein soll. Hat er mir jetzt indirekt gesagt, dass er mich hasst oder mir die Wahrheit an den Kopf geworfen? Vielleicht stimmt das alles auch. Alle Beleidigungen und Sätze von Ali, die er mir an den Kopf geworfen hatte als er mich schlug, benebelten mich. Es hat einen zu starken Einfluss auf mich, dass ich mich nicht mal verteidigen konnte.

Gerade eben hatte ich mich zum Beispiel das erste Mal einfachst bedankt bei ihm. Jetzt weiß ich nicht mal, ob ich wieder normal werden kann. Lange hat es bei Ali gebraucht, mich etwas zu verbessern. Wie lange ich jetzt brauche? „Mach die Tür auf, sonst werde ich die Polizei anrufen.", sagte ich mit einer festen Mimik und einer brüchigen Stimme, die so viel Selbstbewusstsein beinhaltete. Er schaute mich verwirrt an und öffnete letztendlich die Tür. „Was ist? Denkst du ich weiß nicht, dass du vorhattest mich zum Weinen zu bringen, um am Ende so zutun als bereust du deine Wörter? Vielleicht sind deine „Mädchen" so schnell reparierbar, aber bedenke, dass man mich wie ein Glass vorstellen kann.", sagte ich, nachdem ich endlich aus dem Auto stieg. Ich muss erstmal alles verdauen. Ich werde dir das unter deine Nase reiben, warte ab!

Der Abend mit den Mädels konnte mich wirklich auf andere Gedanken bringen. Am Ende kam noch Selin vorbei und wir alle hatten einen schönen Abend. Jetzt sitze ich in der Bahn und fahre nachhause. Das könnte ca. 30 Minuten dauern, bis ich zuhause bin. Mein Bruder rief mich an. „Fettsack alter! Wo bist du? Wann kommst du nachhause?"
Ich finde es süß, dass mein Bruder sich sorgen um mich machte. „Bin in der Bahn. Dauert noch bisschen, bis ich zuhause bin. Bevor ich es vergesse, morgen muss ich wieder arbeiten." Er stöhnte genervt auf. „Bitte arbeite nicht mehr! Was bringt dir das? Außer Geld? Nur Stress und es macht dich Müde."
Ich muss das Geld Selin geben, damit die Schulden endlich bezahlt sind. „Später vielleicht. Jetzt bin ich ja schon mittendrin."
Es wurde kurze Zeit still. „Cansu sollen wir zusammen was machen? Also halt irgendwie zur Kirmes gehen und halt unsere Geschwisterbindung irgendwie stärken?", fragte er schüchtern. Wie kann er manchmal so nervig aber auch so süß sein. „Uyyy. Tamam Abi. (Okay großer Bruder) können wir machen. Ich leg jetzt auf Okay?"
Er wollte glaub ich nicht auflegen. „Tamam schreib mir alle 10 Minuten hast du mich verstanden?! Tschüss." „Tschüss abi."

Ich frag mich, ob Serkan immer noch daran hängt, das ich mich bei ihm melden sollte. Vielleicht kann ich damit besser umgehen, als ich dachte. Trotzdem tut es immer noch weh.

Hör auf damit.

Womit? Ich tue doch gar nichts?

Deine Trauer als Wut rauszulassen und dir selber damit zu schaden!

Anders geht es nicht! Ich will meine Trauer keinem zeigen! Mir geht es gut! Ich wusste schon immer, dass ich meinen Leid nur durch diese Art, die ich meiner Persönlichkeit aufgebaut habe, auflösen könnte. Und das jetzt schon fast 5 Jahre lang. Wo ist jetzt Ali überhaupt?! Ich wusste es doch! Ich wusste, dass er Feige war! Ich wünsche ihm jetzt nichts anderes, als die ganzen schmerzen und all den Leid, den er mir hinzugefügt hat. All meine Fingerbrüche, all meine Verletzungen, all diese Peitschen und sogar den Schuss. Meryem. Allein wenn ich über dich nachdenke, fällt mir ein wie naiv ich eigentlich war.
Du bist wirklich naiv. Wie konnte Serkan so einen Einfluss auf mich haben? Ich meine er ist keine wichtige Person in meinem Leben und hat keine Bedeutung für mich.

Die Bahn hielt an und der Fahrer verließ sie, weil es Endstation war. Langsam stand ich auf um raus zu gehen, würde aber urplötzlich nach hinten gezogen. Mein Herz rutschte mir in die Hose, so starke angst hatte ich, dass es Ali sein könnte. Die Bahn war auch leer, sodass keiner mir helfen konnte. Eine Träne verlor mein Auge, weil ich echt das Gefühl bekam, dass ich ihn niemals loswerden werde. Seine Hände waren immer noch an meinem Körper und ich rüttelte an mir, um mich zu befreien.