Kapitel 18

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Nein. Wenn ich mich nicht beruhige, werde ich durch Aggressionen etwas falsches sagen. Selbst wenn ich die größte Enttäuschung meines Lebens gerade jetzt erlebe, kann ich das Risiko trotzdem nicht eingehen. Ali ist im Keller und versteckt sich wieder. Er hat Waffen bei sich. „Nichts besonderes."

Ich schaute schnell nach rechts, damit man mir nicht in die Augen schaut. Denn beim Lügen war ich manchmal echt nicht die beste.
„Wir bitten Sie sich zu beruhigen. Frau Yildirim sie entscheiden jetzt über die Situation, denn ihre Eltern gaben ihnen die Entscheidung. Wollen sie das es ein Richterliches Verfahren geben soll? Und wo wollen sie jetzt bleiben?", fragte mich der Polizist. Für das was gleich kommen wird, werde ich zwar bereuen und Hoffnungen zerstören. Aber es hängen leben davon ab. Es wäre egoistisch von mir nichts zu unternehmen und nur darüber nachzudenken, dass ich glücklich bin.

Nein ist es nicht!

„Nein ich will nicht, dass es ein Richterliches Verfahren geben soll. Ich werde auch keine Anzeige erstatten und ich will hierbleiben.", sagte ich. Ich schaute wieder nach rechts. Wie wohl meine Eltern sind? Wie wohl mein Bruder ist? Ob er wohl weiß, dass ich lebe? Ich würde zu gerne in einer Familie aufwachsen, in der ich wertgeschätzt werden könnte. Wegen dieser Entscheidung wurden meine Augen glasig. „Warum?", fragte meine Mutter weinerlich. Ich verlor jetzt eine Träge, die ich weg wischte. „Es tut mir leid..."
„Kann ich dich wenigstens noch umarmen?", fragte sie mich weinerlich. Ja bitte! Ich will sie kennenlernen!
Ich will, dass sie mich umarmt! Ich nickte und sie kam zu mir. Als sie mich umarmte kribbelte mein Körper. Ich erwiderte ihre Umarmung und schloss feste meine Augen. Meine 1. richtige und letzte Umarmung mit meiner Mutter. „In sha Allah (wenn Allah will) werden wir uns wieder sehen.", flüsterte sie mir zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich genoss es so gut wie ich konnte. Dann kam mein Vater.

Ich sah die Enttäuschung in seinen Augen aber auch Mitleid. Er umarmte mich ebenfalls und ich erwiderte es ziemlich feste. Ich will sie nicht verlassen wie vor 13 Jahren! Warum verdammt nochmal erinnere ich mich nicht an irgendetwas?! „Auf wiedersehen Cansu'm. (meine Cansu)" Seine Stimme gab pure Enttäuschung ab.

Hoffentlich! Als sie gegangen waren bekam ich das Gefühl der leere. So als würde mir etwas, was mir gehört zum zweiten Mal weggenommen. Es tat mir einfach unglaublich weh. Ich rannte förmlichst in das Keller, wo keiner mich hören könnte. Ich schloss die Tür ab und schrie alles aus mir heraus. Gleichzeitig boxte ich gegen die Wand. Das 2. Mal habe ich meine Eltern verlassen aber dieses Mal war es meine Schuld! Wut, Verzweiflung, Angst, Sorgen, Enttäuschung, etc. ließ ich an der Wand heraus. Ich spürte die Schmerzen einfach nicht.

Diese Tränen hatten kein Ende. Ich schrie vor Aggression wieder auf. Ich hätte die Chance dazu sie kennenzulernen! Ich hätte eine Chance gut zu leben! Ich könnte geliebt werden! Alles wegen Ali! Das letzte mal boxte ich gegen die Wand und war so erschöpft. Ich zog meinen Kopf in meine Knie und war einfach nur verzweifelt. Sie sind jetzt bestimmt enttäuscht! Sie wollen mich dann erst recht nicht! Und was ist mit meinem Bruder?! Er wird mich hassen! Durch schmerzen in meinem Kopf zog ich mein Gesicht zusammen.

Das ist zu viel für mich! Ich kann nicht so viel Gleichzeitig und dazu noch auf meine Gesundheit achten. Ich hörte schwere Schritte und wusste nur allzu gut wer es sein könnte. „Du wolltest also von mir abhauen?!", schrie er. Keine Antwort. „Weißt du was ich dann getan hätte?!" Er kam mir näher. „Ich würde Selin umbringen!", brüllte er. Entsetzt stand ich auf und gab ihm eine Backpfeife.
„Wenn du es nur einmal wagst Selin nur etwas anzutun, werde ich dich töten! Noch besser ich werde dich fertig machen! Hast du mich verstanden! Also komm damit klar, dass du mich schlägst du scheiss Verrückter! Oder reicht dir das nicht aus?", fragte ich provozierend. Ich atmete schwer durch meine Nase. Diese Wut in mir gegenüber ihm war unglaublich.

Inseparable ~ Unzertrennliche VerbindungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt