Kapitel 44

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Wie aus Reflex, hielt ich meine Hand vor dem Mund, um nicht los zu kreischen. Das konnte nicht sein! Er ist doch tot! Tränen verließen meine Augen und ich versuchte nicht zu laut zu weinen, damit es Serkan nicht hören konnte. Was habe ich in meinem leben nur falsch gemacht, dass das Schicksal mich immer mit dem schlechten trifft? Ich machte mir Vorwürfe und hatte Angst, dass er wieder Schäden verursachen wird. Wenn er es schaffen sollte, hier her zu kommen, werde ich zusammenbrechen.

Ich wollte doch nur ein normales Leben leben. War das zu viel verlangt? Wie sollte es jetzt weiter gehen? Was wenn er mich finden wird? Und wie hat er es überhaupt geschafft, diese Nachricht zu hinterlassen?! Meine Ängste waren nicht zu stoppen. Schnell fotografierte ich es.
„Cansu?", schrie Serkan nach mir. Ich schloss die Tür ab und ging auf ihn zu. Hoffentlich sieht man nicht, dass meine Augen gerötet sind. „Wohin sollen wir jetzt hinfahren?" Meine Laune war so am Ende, dass ich einfach nur schlafen wollte. „Kannst du mich nachhause fahren? Ich bin etwas müde." Anscheinend glaubte er mir es nicht. „Okay."

Ich schickte das Bild Ricardo, bei dem es noch nicht ankam. Kann ich mir schon vorstellen, da er sich von nun an mehr auf die Schule konzentrieren wollte. Was wenn er dadurch seine letzte Chance vernachlässigen wird?Scheisse was habe ich getan? Schnell löschte ich das Bild mit der Einstellung, für alle. Zum Glück kann man jetzt bei Whats app die Bilder beidseitig löschen. Erleichtert legte ich mich wieder auf mein Bett. Serkan spielt bestimmt jetzt in seinem Zimmer mit Can. Jetzt sitze ich hier, wie damals.
Meine Miene veränderte sich irgendwie gar nicht und ich wusste, dass ich ab sofort, alleine Handeln muss. Ricardo und Selin kann ich glauben lassen, dass er tot ist. Dass heißt keiner weiß, das er noch leben könnte und ich kann weiter handeln, ohne der Angst, dass jemand verletzt wird. Ich ließ wieder alles in meinem Kopf durchlaufen. Alle Geschehnisse mit Ali, die ich im Unterbewusstsein eigentlich verdrängen und löschen sollte. Ein schönes Gefühl eigentlich zerstört zu sein, während andere mich für glücklich und zufrieden halten.
Doch jetzt musste ich zur Polizei gehen. Ich muss was tun, damit ich Ali endgültig aus meinem Leben bekomme. Ich zog mich um und nahm mir alles wichtige mit. Im Wohnzimmer sah ich meine Mutter und mein Vater angelehnt auf dem Sofa. Ich küsste meine Mutter auf die Wange und meinen Vater auch, während beide fragten, wohin ich hin wollte. „Ich will draußen bisschen bleiben. Vielleicht rufe ich auch paar Freunde." „Komm aber nicht zu spät. Wenn was ist ruf sofort an und pass auf, dass dein Akku nicht leer geht." Mein Vater hatte von allen die meisten Sorgen. Nachdem ich mich verabschiedete und die Tür hinter mir schloss, atmete ich erleichtert aus. Ich hasse es zu lügen. Aber jetzt hatte ich kein zurück mehr.

Mit der Bahn fuhr ich wieder auf das Revier, nur das dieses Mal Ricardo nicht dabei war. Drinnen angekommen, ging ich rüber zur Info. Ich sagte bescheid, dass ich auf jemanden bestimmten wartete. Patrick wurde dafür vor langem beauftragt. Er hatte uns alle Nachrichten weitergeleitet, auch die Nachricht mit dem tot von Ali. Mein Bein wippte vor Nervosität. Bis Patrick auf mich zu kam.
Ich gab ihm die Hand und er wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. „Kommen sie kurz an meinen Arbeitsplatz, Frau Ceylan." Er saß auf seinem Stuhl und ich davor. „Was kann ich für sie tun?" Ich hasste es, wenn man mich siezte. „Können wir das siezen lassen?" Er nickte schmunzelnd. „Was kann ich für dich tun, Cansu?" „Um ehrlich zu sein, bin ich hier, um dir etwas zu zeigen." Ich nahm mein Handy raus und zeigte ihm das Bild. Er analysierte es mit ernster Miene, während ich auf seine Reaktion wartete. „Cansu das ist gar nicht gut. War das im Keller?" Ich nickte. Er informierte seinen Kollegen, denke ich zu mindest, dass er es weiterleiten sollte. „Cansu wenn das wirklich Ali war, dann bist du in Gefahr. Wir müssen auf dich strenger aufpassen." Ich überlegte kurz. „Aber ich wohne doch jetzt wo anders. Und das weiss Ali auch nicht, sonst würde er das nicht in den Keller lassen. Das heißt ich bin doch in Sicherheit, oder nicht?" Jetzt überlegte er. „Gut. Du kannst dort bleiben, aber wehe du machst etwas auffälliges, was deinen Ort preisgibt!", sagte er mahnend. Ich hob meine Hände hoch. „Ich werde nichts tun, außer versuchen weiterzuleben."
Patrick stand auf und nahm sich mein Handy mit. Er verkabelte es mit einem Drucker und druckte das Bild aus. Ich kann nicht mal mein Handy mit einem Laptop verbinden und er kann in nicht mal einer Minute etwas drucken. Das gedruckte Bild, steckte er an seine Pinnwand. Er kam wieder zurück und gab mir mein Handy wieder. „Darf ich dich um etwas bitten?" Da Patrick vielleicht gerade mal, um die 25 Jahre alt war, war es einfach ihn zu duzen. Er nickte. „Kann das geheim bleiben? Also das Ali vielleicht noch lebt. Ich will nicht, dass Ricardo oder andere sich sonst sorgen machen. Sie haben auch noch anderes zu erledigen." Patrick willigte ein. „Unter einer Bedingung. Du wirst dafür sorgen, dass du das Haus niemals wieder alleine verlässt! Verstanden?" Ich nickte sofort, nachdem wir uns dann verabschiedeten. Ich verließ dass Gebäude und fühlte mich etwas besser. Vielleicht war es ja auch gar nicht Ali, oder es ist schon älter gewesen. Hauptsache ich lebe jetzt ohne weitere Sorgen weiter. Was eher ein Wunsch, als eine Erwartung ist. Da das Polizeirevier in meiner alten Gegend war, muss ich noch mit der Bahn erstmal zurückfahren.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 27, 2020 ⏰

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