"Sie befindet sich an dem Ort, wo sie sich das erste Mal trafen. Sie spürt trotz der wenig schönen Atmosphäre immer noch die vielen Schmetterlinge, die damals freudestrahlend umherflogen. In einem Flur der seine besten Tage wohl eher in den 90ern gesehen hat. Die Wohnungen sind schön und das Gebäude ebenfalls. Kommt man hinein wird man jedoch erstmal enttäuscht. Es ist fast wie das Leben, fast wie bei mir. Vielleicht eine ansehnliche Hülle, aber das Innenleben ist es nicht. Nur wenn man weitergeht, entdeckt man noch den ein oder anderen Schatz."
"Ich liebe dich." sage ich und sehe Tom tief in die Augen.
"Aber..."
Tom streicht mir über die Wange und senkt den Blick.
"Ich weiß... Du willst gehen. Nach all dem ist das mehr als verständlich, aber ich liebe dich verdammt nochmal. Das sollte dich doch daran hindern." sage ich etwas lauter und halte dann inne.
Wir sehen uns tief in die Augen und ich vergesse sogar fast, was ich als nächstes sagen möchte.
"Es sollte dich zumindest zögern lassen." füge ich etwas leiser hinzu.
"Es lässt mich so viel mehr als das..." murmelt Tom und kommt etwas näher.
Seine Händen wandern an meine Wangen und sein Gesicht kommt so nah, dass ich seinen Atem spüre.
"Und... Was?" frage ich und merke, wie ich zu zittern anfange.
Tom gibt mir keine Antwort auf meine Frage. Er kommt nur näher und das so lange, bis sich unsere Lippen fast berühren.
Er schließt seine Augen und ich meine ebenfalls. Meine Knie fühlen sich an, als würde ich gleich zusammensacken und mein Kopf schreit nach Flucht und bevor es wirklich passiert, wird die Illusion zerstört.
"Wow, das war gut!" unterbricht uns Mary und beginnt zu klatschen.
Wir nehmen sofort wieder Abstand zueinander und ich atme tief ein.
Ich sehe zur Seite auf den Boden und bin so froh, dass Mary genau dann unterbrochen hat. Das Stück endet auch dort, aber ich bin mir nicht sicher, ob Tom nicht einfach noch den Kuss gespielt hätte.
Er war so in dieser Rolle von John drin, dass man hätte meinen können, dass er nie wer anders war. Meine Heather war nicht halb so gut.
"Ihr seid richtig süß zusammen und Jane, die Theater AG sollte froh sein, dass sie so jemanden wie dich haben. Du bist echt gut, was sagst du dazu, Tom?"
"Ist sie." sagt er und lächelt mich an.
Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf und sehe die Beiden an.
"Danke." murmel ich.
Dieses Stück ist Tom's Werk und Tom ist auch der bessere Schauspieler von uns beiden, da möchte ich gar kein Lob bekommen. Es ist sein Werk, außer die Namen. Er hat die meiste Zeit daran gearbeitet. Alleine während er wohl dort war, wohin er immer verschwindet und ich arbeitete in der Schule nur an Bruchstücke des Werkes. Ich habe die Namen gewählen, die Charaktereigenschaften beigesteuert. Ich wollte, dass dies um meine Eltern geht. Gerade jetzt, wo ich weiß, dass bald einer von ihnen geht.
"Hat's dich ein wenig abgelenkt?" fragt er und setzt sich auf die Couch.
Mary ist in der Zwischenzeit in ihrer Küche verschwunden, um etwas zu trinken zu holen.
"Ein wenig." antworte ich.
Aber viel mehr hat mich unser Schweigen abgelenkt, welches wir die komplette Nacht durchgezogen haben. Tom verlangte nicht einmal von mir, dass ich rede. Wir saßen einfach nur auf der Couch, ich in seinem Arm. Weinend bis ich einschlief.
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Am liebsten trage ich das Lächeln, welches du mir gibst
RomantikJane wohnt seit neustem in Atlanta und wenn sie ehrlich ist, hätte sie sich das Ganze etwas leichter vorgestellt. Sie ist schon öfter mit ihren Eltern in fremde Städte oder gar Länder geflogen und hat dort eine Zeit lang gewohnt, doch dieses Mal ist...