21. Wieso jagen mich die Enttäuschungen?

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Es gibt diese Tage, an denen sich der Verdacht aufdrängt, dass die Monster unter dem Bett seit neustem einen Daywalker haben.

Das fängt schon damit an, dass mein Wecker in der Nacht den Geist aufgab, mich so nicht weckte und ich erst zur dritten Stunde in die Schule kam. Gefolgt von einem Ausrutscher in der Cafeteria, der alle mal wieder sehen ließ, was für ein Tollpatsch ich bin und Cat's Frisur, samt Outfit ruinierte. Das führt wahrscheinlich dazu, dass ich auf ihrer Todesliste noch weiter nach oben rutsche, falls ich nicht schon Platz eins belege.

Nach diesen Sachen folgt zwar eine lange Pause zur Erholung, doch was darauf folgt, benötigt mehr als zwei Stunden Englisch, die ich ohne Zwischenfälle überstehe.

"Ich bin so aufgeregt."

Mary sitzt neben mir in der Aula und wirkt zumindest nach außen wirklich aufgeregter, als ich. Und dabei muss ich gleich ein Stück aufführen und nicht sie.

"Du hast gar keinen Grund."

"Und was für einen ich hab. Meine kleine Jane auf der Bühne. Danach wartet der Broadway." sagt sie und legt dabei den Arm um meine Schulter.

In die Ferne sehend und mit der Hand vor unseren Augen hin und her schweifend, spinnt sie weiter herum und ich kann nicht anders, als zu lachen.

Auch wenn mir eher nach weinen oder gar übergeben ist, dank meiner Aufregung, lache ich über Marys Schwachsinn, der kein Ende findet.

"Wie viele Oscars bekommst du wohl? Was denkst du?"

"Gar keinen? Ich werd doch keine Schauspielerin. Mein Gesicht gehört wenn überhaupt hinter die Kamera und nicht davor." antworte ich.

"So bescheiden, Mrs. Hollywood?"

"Jetzt halt aber mal die Luft an, Mrs. Ich red nur Quatsch." sage ich und stehe auf.

"Meine Aufregung bringt mich fast um und er ist auch noch nicht hier. Danke, dass du mich ablenken möchtest, aber mir ist nicht danach." sage ich und höre, wie die Tür aufgeht und mehrere Stimmen zu hören sind.

Meine Klasse und Mrs. Stine bertreten die Aula und ich halte Ausschau nach Tom, doch er ist nicht dabei.

"Wo bleibt er denn?" murmel ich nervös und fummel an dem Ärmel meiner Weste herum.

"Der wird dich nicht versetzen, glaub mir." versucht mich Mary ein wenig zu beruhigen, doch es hilft kein bisschen.

Dass er nicht kommt passt viel zu gut zu diesem Tag und zu meinem Leben.

"So, wer möchte denn als erstes?" fragt Mrs. Stine und klatscht in die Hände.

"Wir." meldet sich Cat, die ihre Frisur halbwegs gerettet hat und auch neue Klamotten trägt.

"Dann gehört die Bühne euch."

Cat und Brooklyn tauschen mit Mrs. Stine die Plätze und Mary und ich setzen uns in die dritte Reihe, um ihr Stück zu verfolgen.

Wobei die Tür der Aula mehr von meiner Aufmerksamkeit erhält, als ihr Schauspiel.

So spektakulär ist es ja auch nicht. Die Szene, die sie spielen ist ein schlechter Abklatsch aus der Serie 'Gossip Girl', aber da unsere Lehrerin hinter dem Mond zwischen Büchern wie "Hamlet" und "Faust" lebt, können sie sich sicher sein, dass sie es nicht bemerken wird. Wahrscheinlich hat jeder von ihnen eine Szene aus einer Serie genommen, nur ich war so dumm und hab mir die Mühe für etwas eigenes gemacht.

"Denkt die echt, dass das gut wäre, was sie da tut?" fragt Mary und verfolgt skeptisch die Darbietung.

"Was?" frage ich, mit dem Blick nach hinten gerichtet.

Am liebsten trage ich das Lächeln, welches du mir gibstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt