Ich kam genau gleichzeitig mit Toni an und als er die Wunden auf meiner Wange und an den Armen sah, blickte er mir fragend entgegen, sagte aber nichts. Genauso wie ich, sah er sehr müde und erschöpft aus. Wir sagten nichts. Wir mussten nichts sagen. Ich wusste, dass es ihm gut ging und er erkannte es an meinem Blick, dass es mir gut ging. Kaum waren wir im Haus, zog ich erst einmal die Maske aus. Er tat dasselbe und schon kam uns grinsend unser Meister entgegen. Er hatte den Gestock unter den Arm geklemmt und klatschte uns zu. Grinsend verbeugte sich der Junge neben mir. ,,Kommt mit.", er nahm den Gestock wieder in die Hand und ging ins Wohnzimmer. Er setzte sich in den Sessel und forderte uns auf, uns vor den Tisch hinzustellen. ,,Wie ich sehe geht es euch ja einigermaßen gut.", er betrachtete erst Toni und dann mich und meine Wunden. ,,Wie erging es euch?"
Kurz trafen sich Antons und meine Augen, als er mich fra-gend an sah, ob er beginnen solle oder ich will. Nach einem kurzen Nicken, begann er mit seiner Geschichte: ,,Ich bin zu dem Land der Berge gegangen und bin auf dem Weg gewandert, den du mir gezeigt hast. Ich will nicht großartig erzählen, also mach ich's kurz: Ich wurde fast von zwei Felswänden zerquetscht, aber mir geht's gut.", er grinste, holte den Stein aus der Hosentasche und legte ihn auf den Schreibtisch. Er drehte seinen Kopf und gab mir damit ein Zeichen, anzufangen.
,,Ich bin dem Weg auf der Karte gefolgt, durch Wälder und neben mir immer der Fluss. Irgendwann fing es an, dass sich Säulen aus dem Wasser bildeten, sie gefroren urplötzlich und flogen auf mich zu, deshalb auch die Wunden. Die meiste Zeit konnte ich aus-weichen, manchmal aber halt nicht.", ich senkte den Blick und fuhr über meinen immer noch schmerzenden Arm. ,,Irgendwie habe ich es dann aber doch noch hinbekommen, die Eispfeile zum schmel-zen zu bringen." Ich holte den Stein aus der Umhängetasche und legte ihn neben Tonis auf den Tisch.
,,Das habt ihr gut gemacht.", er nickte lächelnd. Geistes-abwesend zog er die erste Schublade des Schreibtisches auf, holte seine Pfeife daraus, zündete diese an und zog einmal kräftig daran. Kreise aus Rauch stieß er wieder aus und fuhr fort: ,,Ich denke ihr wisst, dass ihr die besten jungen Magier aus unserem Dorf seit, ihr seit sogar die besten aus der ganzen Umgebung.", er hielt inne, zog noch einmal an der Pfeife und schloss dann lächelnd die Augen. ,,In zwei Wochen werdet ihr gemeinsam mit mir zur diesjährigen Ver-sammlung der Räte vom Elfenreich gehen. Wie ihr wahrscheinlich wisst, bin ich neben Aren der oberste Magier von allen Elfen.", ich sah, dass Anton fragend eine Augenbraue hoch zog, anscheinend wusste er nichts davon. Das konnte man ihm aber auch nicht ver-übeln. Großvater redete nicht oft davon, mit mir hat er vielleicht zweimal darüber geredet. Er und Aren, ein anderer Magiermeister aus dem Norden, waren die obersten Magier von den Elfen. Es gab natürlich auch noch zwei oberste Magier aus dem Zwergenreich, aber davon wusste ich nicht viel. Opa hatte mir mal erzählt, dass die Menschen keine Magier haben, auch keine Heiler, wie bei den Zwergen und uns. Die Menschen verstehen sich nicht auf Zauberei. Sie kämpfen nur. Allgemein sollen sie recht schwach sein, aber ich bin noch nie einem Menschen begegnet, also kann ich nichts dazu sagen. Zu Aren wusste ich mehr. Er hatte, genauso wie Großvater, zwei Lehrlinge, Jade und Salem. Wie die beiden aussahen bzw. wie sie von der Erfahrung waren, ob sie auch so gut waren, wusste ich nicht. Opa hatte nur erzählt, dass jeder oberste Meister, ob nun von den Magiern, Heilern oder Kämpfern, ganz egal, jeder Meister musste zwei Schüler in der Lehre haben und ihnen sein Wissen weiter geben. Wenn sie gut waren oder ihre Aufgaben erfüllten, wurden sie die zweitmächtigsten unter ihren Meistern. Also wenn Jade und Salem so gut waren wie Toni und ich, so würden wir vier als zweitmächtigste Magier unter Aren und Großvater stehen.
,,Wir werden also in zwei Wochen zusammen nach Quarin wandern und dort begleitet ihr mich mit zum Rat. Ich möchte euch dort meinem alten Freund Aren vorstellen und natürlichen unseren Obersten. Bis dahin müssen wir aber noch vieles üben und lernen, ja?", er grinste, sodass seine Augen wieder von den Brauen über-deckt wurden. ,,Morgen früh beginnen wir.", ich wollte gerade nach dem Stein greifen und ihn einstecken, als Opa noch etwas sagte: ,,Ihr seit für heute aber noch nicht fertig. Sila, gehe mit Toni an die Lichtung, wo du deinen Stein bekommen hast.", ich nickte und dann wandte er sich an Anton: ,,Nimm dir ein paar Verbände mit und behandle mit den Kräutern und dem Wasser bei der Lich-tung Silas Wunden. Das Wasser dort ist recht klar und da es ihr Bestimmungsort ist, werden die Wunden dort gut heilen.", er nickte und steckte sich seinen Edelstein ein. Schnell hatte er sich aus einer der Schubladen der Kommode ein paar Verbände geholt, band sich die Maske wieder um, was ich auch tat und verschwand dann mit mir aus dem Haus. ,,Ich bin so kaputt.", ich hielt mir immer noch den schmerzenden Arm. ,,Danke, dass du mitkommst."
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Sila's Zauberstein
FantasiaSila ist eine Magierin, die ihre Prüfung abschließen will. Doch inwiefern soll ihr dabei ein Stein helfen? Und warum verhält sich ihre Großvater so seltsam? Noch dazu spielen ihre Gefühle Toni gegenüber verrückt.. fühlt er denn genauso?