Ich streifte mein dunkellilanes Kleid mit dem engen Korsett glatt. Meine Hand fuhr über die kleine Tasche, die in das Kleid ge-näht war und ich spürte, als kleine Erhöhung, den Stein. Nicht kalt, sondern schön warm. Ich lächelte vor mich hin, sah die groben Straßensteine vor meinen Füßen und fühlte gleichzeitig leichte Auf-regung in der Magengrube. Meine blonden Haare hatte mir Jade zu einem schönen langen Zopf geflochten. Er lag auf meiner Schulter und ging bis zum Bauch. Sie hatte ein paar blaue und lilane Blüten hinein geflochten. Wir waren schon auf dem Weg zur Ver-sammlung, neben mir ging Toni, der die ganze Zeit seine Locken auf die Seite warf und dann mit seiner Hand wieder in die Hosentasche fuhr.
Gestern Abend war nicht mehr viel geschehen, ich hatte mich ein wenig mit Jade unterhalten, da ich dachte, es wäre freund-lich, wenn ich zu ihr gehe und mit ihr rede. Sie hatte mir von ihren Brüdern erzählt, die heute auch zu neuen Meistern wurden, mehr hatte sie aber nicht gesagt. Ich redete nicht mit Salem, was mich aber verwunderte war, dass er sich mit Toni unterhalten hatte. Ich hatte nur aus dem Augenwinkel gesehen, wie er auf ihn zuging und plötzlich anfing mit ihm zu reden und Anton währenddessen immer wieder lachte. Er war zwar nett zu jedem und verstand sich schnell mit fremden Leuten, aber mit Salem? Nein, das verstand ich nicht. Ich hatte daraufhin aber auch nicht mehr mit ihm geredet, da er mit Salem aufs Zimmer gegangen war.
Jetzt aber versuchte ich die Abneigung gegenüber Salem einfach zu vergessen und sagte mir innerlich, ruhig Blut.
Ich freute mich sehr auf die Versammlung, gleichzeitig be-griff ich nichts von dem, was gerade geschah. Es kam mir vor, als wäre ich gerade erst zwei Jahre in der Lehre, aber nein, jetzt würde ich gleich zu einem Meister werden. Ich war schon sehr gespannt auf die anderen Meister des Kämpfens und der Heiler, aber am meisten war ich auf den König, das Oberhaupt gespannt. Ich hatte ihn noch nie getroffen, Geschweige denn wusste ich wie er aussah. Ich kannte nur seinen Namen: Noras Lion. Auf mich wirkte dieser Name prunkvoll und stark. Der Meister hatte oft gesagt, dass er mächtig sei, aber auch sehr eingebildet und er seine Macht gerne ausnutzte. Ich wollte mir mein eigenes Bild von unserem König machen.
,,Du machst ein Gesicht, als würdest du gleich vor Freude und Aufregung umkippen. Geht's dir gut?", Toni legte , als sei es selbstverständlich, seinen Arm um meine Schultern und grinste breit.
,,Mir geht's gut. Ich bin aufgeregt, aber ich denke, dass es dir nicht anders ergeht, oder?", ich drehte meinen Kopf zu ihm hoch und lachte ihn freundlich an. ,,Mir geht's genauso. Aber denk' mal so, gleich sind wir fast auf derselben Stufe wie Großvater.", er lachte und grinste unschuldig, als sich Großvater umdrehte und uns fragend ansah: ,,Ich hab meinen Namen gehört, was sagtet ihr?"
,,Nichts, nichts, Großvater. Passt schon.", ich lachte und griff nach der Hand an meiner Schulter. Ich spielte mit seinen Fingern, während ich das Wasser betrachtete, das unter der Brücke, auf der wir gerade gingen, floss und leise rauschte. Ganz leicht spürte ich es pulsieren und fragte mich danach, ob es bei Anton auch so war, dass er bei jedem Schritt die Erde unter seinen Füßen spürte bzw. wie er sie fühlte, auch als fließendes pulsierendes Blut?
Nach und nach konnte man die Spitze des Versammlungs-treffpunktes sehen. Eine große Glaskuppel war es, die man knapp über den Dächern der Häuser sehen konnte. Auf den Straßen waren Zwerge. Manche tuschelten, als sie unsere Meister sahen. Dann starrten sie auf uns und drehten sich schnell weg, als sich unsere Blicke begegneten. Nachdenklich strich ich ein paar Strähnen meines Haars hinter und zeigte damit die kleinen spitzen Elfenohren. Man sah dieses typische Merkmalen der Elfen, worüber sich manche Zwerge lustig machten, eigentlich fast nie. Wenige hatten wirklich sehr spitze Ohren bzw. zeigten diese.
Wir striffen noch eine ganze Weile durch die Straßen, da wir immer langsamer gehen mussten. Immer mehr Zwerge, Elfen und Menschen standen um uns herum. Die Anspannung in mir wurde größer. Toni hatte mich näher an sich heran gedrückt, vor mir lief Jade und ganz vorne machte Aren für uns Platz. Auf einmal wurden es immer mehr Leute, sie drückten sich aneinander, um überhaupt Platz zum Stehen zu finden, aber Aren drückte sich trotzdem durch und die meisten sprangen auch schnell beiseite, als sie ihn sahen.
Ich hob den Kopf und sah nun den ganzen Palast vor mir, fast gleichzeitig fiel Anton und mir die Knielade runter. Fast ganz aus weißem klarem Glas, trotzdem sah man nicht durch. Es war riesig, eine große Kupel obendrauf. Ohne Umschweife ging Aren mit uns schnell darauf zu und trat durch die riesige Glastür. Kaum stand man in dem riesigen Eingangssaal, war es sofort totenstill. Draußen hatten die Leute laut geredet, im Hintergrund konnte man die hellen Kirchenglocken hören und währenddessen manchmal ein Gezickte zwischen den einzelnen Gruppen von Zwergen, Elfen oder Menschen. Hier war es nicht so, Toni hatte seinen Arm immer noch um meine Schultern und sah sich mit mir um.
Es war unglaublich schön. Pflanzen mit großen exotischen Blättern rangelten sich an den weißen Wänden entlang. Über den Boden zog sich ein dünner verzweigter Fluss, der vor sich hin plät-scherte und man während dem Gehen aufpassen musste, nicht aus-versehen ins Wasser zu treten. Es stand ein leichter Nebeldampf im Saal. Der Boden bestand aus hellbraun-weißen Steinen und ich kam mir vor, wie in einem Regenwald. Hin und wieder konnte man eine kleine grüne Schildkröte sehen, die zwischen Pflanzen krabbelte. Mir wurde warm. Instinktiv schloss ich die Augen und spürte pul-sierend den Wasserdampf um mich herum.
Anton zog mich mit sich und wir gingen mit den anderen durch den Saal, bis wir an einer weiteren Tür ankamen, durchgingen und in einem komplett anders verkleideten Raum ankamen. Es war eine Art Flur, andessen Ende ein großer Tisch stand und dahinter eine mollige Dame mit Brille. Nachdem sie mit ihrer Feder fertig ge-schrieben hatte, sah sie zwischen den rötlichen Locken zu Aren und Großvater hoch. ,,Guten Tag.", sie drehte ihren Stuhl nach links, stand auf und kam tappsend daher. Sie lächelte und reichte ihnen die Hand. ,,Guten Tag Elisabeth, du arbeitest immer noch hier?"
,,Natürlich, was hab' ich denn sonst zum Geld Verdienen? Und außerdem sind die Leute sehr nett.", sie lachte freundlich und beäugte dann uns Schüler. ,,Ihr seit die Ersten. Geht ruhig schon mal in den Versammlungssaal.", sie drehte sich zu der Tür, neben ihrem Tisch und führte uns durch noch zwei lange Gänge, bis wir letztendlich bei einer großen Tür ankamen, aus dunklem Holz mit feinen Schnitzereien darauf. Sie öffnete die Tür und ließ uns ein-treten. ,,Setzt euch doch schon einmal.", einmal lächelte sie noch kurz und verschwand dann wieder.
,,Schön.", Toni hatte mich losgelassen und betrachtete nun den dunklen Saal. Die Decke war hochgebaut und der Boden war aus beigem Stein. Lange Bänke waren links und rechts aufgebaut, fast wie in einer Kirche und ganz vorne waren wie in einem Parlament oder Gericht große Tische podestartig aufgebaut. Es saß noch niemand in dem Saal, wir waren die Einzigen.
Aren ging langsam nach vorne, um nach unseren Plätzen zu suchen, bis er uns zu sich winkte. Ich war irgendwie aufgeregt, auch wenn alles anders ablief, als ich gedacht hatte. Die Plätze waren mit Schnitzereien aufgeteilt. Bei den Magiern waren es die jeweiligen Elemente, die zufälligerweise dieselben waren, wie auf unseren Steinen. Bei den Kämpfern, diese waren über zwei Bänke geteilt, also links die Magier, dann die Kämpfer über zwei Bänke und ganz rechts die Heiler, waren es die vier Zeichnungen von einer Axt, einem Bogen, einem Langschwert und einem Dolch. Bei den Heilern aber war ich mir etwas unschlüssig. Ihre Symbole waren eine Eule, ein Hahn, eine Schlange und ein komisches Geäst, was mir Toni als Zypresse erläuterte. Was dies bedeuten sollte, verstand ich nicht.
Ich setzte mich auf meinen Platz, rechts von mir Jade, links Anton und neben ihm Salem. Da keine Plätze für Aren und den Meister da waren, erklärte ich es mir so, dass alle Meister wahr-scheinlich vorne in dem Halbkreis saßen. Aren riss mich aus meinen Gedanken und erklärte uns den Ablauf: ,,Wir gehen jetzt und ziehen uns in dem vorbestimmten Raum zurück und sobald alle Leute ver-sammelt sind, werden wir mitsamt der anderen Räte und dem König kommen. Ihr müsst einfach dem Gesprochenen folgen und sobald ihr vier genannt werdet, kommt ihr gemeinsam nach vorne und gebt euren Schwur ab. Verstanden?", alle nickten, also ver-beugte er sich gemeinsam mit Opa und nach einem letzten Lächeln, gingen beide hinaus. Also waren wir nun alleine.
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Sila's Zauberstein
FantasySila ist eine Magierin, die ihre Prüfung abschließen will. Doch inwiefern soll ihr dabei ein Stein helfen? Und warum verhält sich ihre Großvater so seltsam? Noch dazu spielen ihre Gefühle Toni gegenüber verrückt.. fühlt er denn genauso?