Kapitel 7

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Mit langen und schnellen Schritten bewegte er sich voran, in ca. zehn Minuten müsste er da sein. Er spielte mit dem Stein in der Hosentasche und hatte den Blick nach vorne gerichtet. Hin und wieder fuhr er sich mit der freien Hand durch die Haare, um diese auf eine Seite zu streichen. Kein Vogel zwitscherte mehr dort, wo er nun war. Er ging nämlich nicht, wie erwartet, durch einen Wald oder über Weiden. Er war an seltsamen Dörfern vorbei gekommen, die er teilweise noch gar nicht kannte und war wahrscheinlich schon mehr als zwei Stunden unterwegs. So lang war ihm der Weg auf der Karte gar nicht erschienen. Mittlerweile ging er auf einem sehr schmal gewordenen Weg mitten durch Berge. Nur das diese Berge sehr nah aneinander lagen, er lief also genau durch eine Felsspalte.

Sobald er nach oben sah, sah er nur Gestein, zwar war der Himmel zu sehen, aber nur als dünne Leinwand. Der Blick nach vorne war auch nicht sehr ergiebig, da es recht kurvig war, sah er meist nur vier Meter und dann wieder Felsen. Trotzdem spürte er das es nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Bald würde irgendetwas geschehen, auch wenn er immer noch nur wusste, das es etwas mit dem Ding in seiner Hosentasche zu tun hatte. Wie lang es wohl noch dauern würde? Seine Augen schweiften hin und her. Er streckte seine Hand aus und fuhr damit über die rauen Fel-senwände. Kalt waren sie, allgemein war es in diesem Bergenland kälter als in Faromo. Was wohl Sila gerade tat? Großvater meinte, ihr Stein wäre wahrscheinlich schon leblos, was er damit meinte?, fragte sich Anton. Bei dem Gedanken an Sila wurde ihm einwenig flau, wieso wusste er selbst noch nicht so recht. Naja, er wusste schon, dass sie ein Mädchen und er ein Junge war und wenn man so empfand, wie er, sollte es heißen, er liebte sie, aber das konnte nicht sein. So lange waren sie nun schon befreundet und ver-standen sich so gut. Er war für sie da und sie für ihn, so war es einfach.

Ihm war gar nicht aufgefallen, das der Weg irgendwie schmaler geworden war, seine Schultern stießen an den Wänden an. Verwundert starrte er nach oben, drehte sich ein zweimal und fuhr dann mit den Finger über das Gestein. Kaum hatte er es berührt, rutschte die Felswand ein paar Zentimeter auf ihn zu und verringerte dadurch den Abstand zu der anderen Wand. Seine Augen weiteten sich. Was soll das? Er drehte sich und seine Hand fuhr über die andere und schon kam auch diese ihm um einige Zentimeter näher. Räder fingen an in seinem Kopf sich schneller zu drehen. Seine Hand fuhr in die Hosentasche und er holte den Verursacher heraus. Er hatte kombiniert und schnell begriffen, dass er daran Schuld war und es das war, was Großvater gemeint hatte. Und wie soll ich das jetzt aufhalten? Vielleicht..?

So schnell er konnte sprintete er in die gekommene Richtung los und versuchte damit, davon zu kommen. Theoretisch hätte es vielleicht klappen können, praktisch gesehen passierte aber nichts. Er rannte und rannte, mehrere Minuten lang, bis er nicht mehr konnte und keuchend stehen blieb. Er stützte sich auf den Oberschenkel ab und starrte nach vorne. Wie lange soll ich denn noch laufen? Soll ich's nochmal versuchen? Den Grund, warum er es nun tat, wusste er nicht. Eigentlich war es eine unglaublich dumme Idee, aber er konnte einfach nicht anders, also fuhren seine Finger wieder über die Steinwand. Er fühlte die Kälte, das Kratzen auf seiner Haut und dieses unangenehme Gefühl, dass er keine Lösung finden würde. Seine Hand zitterte leicht und unter der Maske war seine Stirn in Falten gelegt. Toni hatte die Hände verschränkt, um besser nachdenken zu können, doch aufeinmal fingen die Mauern von selbst an sich zu bewegen, langsam aber verdrängend kamen sie sich näher. Panik machte sich breit, die Luft war mit Anspannung gefühlt und sein Körper zitterte immer noch. Panisch drehte er sich hin und her, starrte nach oben und überlegte.

,,Was soll ich tun?!", er fing an aus Angst zu schreien, aber seine Furcht vor dem Kommenden wurde dadurch nicht geringer. Jetzt konnte er sich noch nicht einmal mehr drehen, da die Wände nur noch wenige Zentimeter von seinem Körper entfernt waren.

,,Oh Gott!", er presste die Augen zu, da er einfach keinen Ausweg wusste. Unbewusst und wie eine Marionette bewegte er seine Arme jeweils zu einer Wand und schlug kräftig dagegen. Die Augen hatte er geschlossen und die Zähne biss er zusammen, da er mit riesigen Schmerzen rechnete. Er hörte ein lautes Malmen, als würden tausende große Stein irgendwo hinunter fallen und zer-brechen. Er hielt den Atem an. So stand er einfach nur da, die Augen geschlossen, den Atem angehalten und die Arme mit Fäusten ausgebreitet. Als nichts mehr passierte und er auch nichts mehr hören konnte, öffnete er langsam die Augen und fing auch an wieder zu atmen. Die Arme ließ er sinken. Als er sich einmal gedreht hatte, fiel seine Kinnlade runter und mit einem Gesichtsausdruck, der aussagte ,,Wie, zur Hölle, hab ich das denn gemacht?!", fiel er auf die Knie. Um ihn herum waren keine Mauern mehr, keine Felswände, die ihn einengten. Nur er und eine Menge Kies. Un-gläubig starrte er auf seine Hände, dann holte er den Stein aus der Hosentasche und langsam zeichnete sich ein stolzes Lächeln auf seinem Gesicht ab. Der Stein hatte ein dunkles braun angenommen und wie geschnitzt bildete sich jetzt ein kleiner Baum ab. Unten waren feine Wurzeln und langsam entwickelte sich aus einem dünnen Stamm Äste mit prächtigen Blättern daran. Leise fing er an zu lachen, bis er komplett auf dem Boden saß und lachend sagte: ,,Wie hab' ich das nur angestellt?"

Sila's ZaubersteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt