Kapitel 13

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Es waren schon recht viele Leute versammelt, die meisten Reihen waren schon fast voll, außer die Vorderste. In der Linken saßen nur vier Jugendliche, nämlich wir. Wir waren alleine, da noch immer die beiden anderen Gruppen komplett fehlten. Ich sah mich immer wieder unruhig um. Mein Bauch tat weh und langsam bekam ich Kopfschmerzen. Auch Jade neben mir war wohl aufgeregt, sie spielte durchgehend mit ihren Fingern, kümmerte sich um ihre Nägel und betrachtete dann wieder die Decke. Der Himmel, den man durch die Kuppel sehen konnte, war hellblau und die fluffigen Wolken zogen langsam ihre Bahnen. Das entspannte mich ein wenig. Ich kam mir vor, wie wenn man als kleines Kind mit seinen Eltern in die Kirche ging und dann auf den Pfarrer warten musste. Ich spürte, wie Toni mich mit seinem Ellenbogen anstupste. Ich sah zu ihm rüber und breit grinste er mich an, ich musste lächeln: ,,Was ist?"

,,Schmoll nicht so. Du schaust voll genervt."

,,Ich denke nur darüber nach, wie lange wir wohl noch warten müssen.", ich sah noch mal kurz zu den Wolken hoch, die so eine beruhigende Wirkung hatten. ,,Ich bin aufgeregt und ge-spannt. Ich will endlich wissen, wer die anderen sind und was wir jetzt dann eigentlich machen.", fragend sah mich Toni an. ,,Ich meine, denkst du wirklich, wir lernen jetzt einfach beim Meister weiter und machen sonst nichts?"

,,Weiß ich doch auch nicht. Wahrscheinlich werden wir Auf-träge im Namen des Königs bekommen und irgendwann bilden wir unsere eigenen Schüler aus.", ich wollte gerade etwas dazu sagen, wurde aber von Salem abgewürgt, als er sich plötzlich zu Anton beugte, ihm was ins Ohr flüsterte und dann mahnend zur Tür starrte. Sofort drehte auch er sich nach hinten und ich folgte seinem Blick. Da sind sie ja endlich, dachte ich.

Die Tür öffnete sich und hastig traten Schüler ein. Insge-samt vier Mädchen und vier Jungs, die sich schweigend auf ihre Plätze setzen. Ich bekam nicht wirklich Zeit, sie alle zu betrachten, da auch schon die Meister eintraten. Alle standen auf. Als erstes Großvater und Aren, dann noch ein Mann und drei Frauen, alle in schwarzen Kutten gekleidet. Ich staunte über die Menge von Masken, die es gab. Besonders die anderen Schüler hatten teilweise unglaublich schön verzierte Masken. Ich selbst fuhr kurz über die Maske, um erstens zu schauen, ob sie richtig saß und zweitens wollte ich die hellblauen weichen Federn unter meinen Fingern spüren.

Ich konzentrierte mich immer noch auf die Masken, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie ein Letzter in den Saal kam. Lang-sam und stolz setzte er einen Fuß vor den Anderen. Ich drehte den Kopf und sah ihn: Noras Lion, das erkannte man sofort. Er war groß, hatte eher zierliche Schultern und im Gegensatz zu den Anderen, ein feines helles Gewand an. Ein Schwert baumelte an der Seite. Er hatte ein zartes Gesicht mit hohen Wangenknochen, er war wirklich ein waschechter Elf, würde ein Zwerg sagen. Sein blondes Haare hatte er hinter's Ohr geklemmt und zeigte dadurch seine recht spitzen Ohren. Sein Gang, seine Haltung und einfach alles an ihm triefte nur so vor Macht und, ich behaupte einfach mal, Arroganz.

Ich ließ ihn nicht aus den Augen, verfolgte jeden seiner Schritte, bis er ganz vorne war. Die Zuschauer, die Elfen, Menschen und Zwerge hinter uns, in den Reihen, waren totenstill. Die An-spannung war zum Greifen. Ich bemerkte wie Jade mich flüchtig an-sah, aber schnell wieder wegsah. Sie war wohl sehr aufgeregt.

Noras Lion ging zu seinem Platz und betrachtete die steh-enden Meister lächelnd, dann uns Schüler und zuletzt ließ er seinen Blick über die Menge schweifen, bis er seine weiche Stimme er-klingen ließ: ,,Guten Abend, meine Lieben.", er funkelte mit seinen Augen und lächelte. Ich drehte meinen Kopf nach oben und wunderte mich darüber, wieso er Guten Abend sagte, es war laut der Sonne gerade erst Nachmittag.

,,Wir haben uns hier versammelt, um aus unseren Schülern endlich Meister zu machen. Ihre Lehre ist nun entgültig beendet und sie werden ab heute ihren Dienst unserem Reich erweisen. Bevor wir nun die Rituale mit jedem vollziehen, möchte ich, dass jeder von euch seine Maske ablegt, als Beweis, dass ihr eure Seele, eure Identität eurem Volk und eurem König darlegt.", erwar-tungsvoll starrte er uns an. Ich war mir nicht ganz sicher, aber nach einem kurzen Blick zu Großvater und einem flüchtigen Nicken von seiner Seite aus, griff ich nach dem Knoten unter meinem Haar und zog daran, sodass er aufging und ich die Maske abnehmen konnte. Tonis und mein Blick kreuzte sich kurz und verunsichert starrte er mich an. Ich legte die Maske hinter mich auf die Bank, da wir immer noch stehen mussten.

Mir war langweilig, auch wenn ich wusste, dass ich zu-hören sollte, er fing wieder an zu reden und sofort schweiften meine Gedanken ab. Aus reiner Neugierde beugte ich mich etwas vor, um die anderen Schüler endlich sehen zu können. Ich ließ mei-nen Blick über jeden schweifen, bis meine Augen bei einem stehen blieben und ich bemerkte, wie mich ein Junge von den Kämpfern anstarrte. Jade und ein anderes Mädchen waren zwischen ihm und mir, also war der Abstand nicht sehr groß, daher konnte ich gut seine blauen Augen sehen. Er lächelte, nachdem er gemerkt hatte, dass auch ich ihn anstarrte. Ich lächelte zurück, er war echt süß. Rötliche fransige Haare, die ihm wild ins Gesicht hingen. Ein paar Dolche steckten an seinem Gürtel und aus seinem Stiefel ragte ein Dolchgriff. Ich neigte mich wieder langsam nach hinten, damit Jade zwischen uns war. Ich lächelte immer noch und starrte jetzt auf den Boden. Wie heißt er wohl, also auf jeden Fall ist er von den Kämpfern. Konzentrier' dich!, schnell verdrängte ich den Gedanken an den Jungen, der mich gerade noch so nett angelächelt hatte. Konzentrier' dich, weshalb bist du denn hier? Gewiss nicht, um Jungs anzugaffen.

Ich bemerkte, wie das Oberhaupt eine Pause machte, ich hatte keine Ahnung von was er gerade geredet hatte. Er nickte ein-mal knapp und schon setzte sich jeder. Ich nahm die Maske in die Hand und setzte mich. Jetzt begann wohl das erste Ritual.

Als erstes kamen die Heiler dran, da zwei Meister auf-standen. Die eine Frau hatte braune wilde Locken und war sehr groß. Die andere war kleiner, hatte lange schwarze Locken. Sie stellten sich gemeinsam vor den Tisch des Königs und die Größere fing an: ,,Andra und Rose, kommt bitte vor."

,,Antony und Grace, kommt vor.", sagte danach die Kleine. Drei Mädchen und ein Junge kamen vor. Sie verbeugten sich jeweils vor ihrem Meister und knieten sich dann vor sie hin. ,,Ihr habt eure Lehre meisterhaft abgeschlossen. Ich segne dich Andra.", die große Frau legte erst ihre Hand auf das Mädchen mit den braun-rötlichen Locken und dann auf das mit den schwarzen Haar. ,,Und dich Rose. Ich gebe euch Schutz und Hilfe von all unsren Göttern und Geistern mit.", sie verbeugte sich tief und Andra und Rose standen auf. Das-selbe tat der andere Meister mit seinen Schülern.

Als nächstes kamen die Kämpfer, darunter war auch der ... nun ja, der nette Junge eben. Ich bekam mit, dass er Jack hieß. Als letztes kamen wir. Großvater und Aren standen auf, riefen uns und segneten uns mit ihrem Segen. Als ich wieder zurück auf meinen Platz ging, lächelte mir Jack wieder zu.

,,Ich freue mich sehr über euch. Jetzt seid ihr alle Meister, steht jetzt mit euren eigenen Meistern auf der obersten Stufe unter mir. Fühlt euch geehrt.", Noras Lion hatte sich wieder erhoben und nickte jedem stolz zu. Mich wunderte es, dass das Publikum immer noch so still war, man hörte nichts von ihnen. Ich hatte damit ge-rechnet, dass man hin und wieder Getrasche oder Tuschel hören würde, aber nein, es war immer noch totenstill. ,,Ihr fragt euch Ge-wiss, was mache ich nun?", langsam ging er um seinen Tisch herum und stellte sich dann davor. Großvater hatte Recht, er mochte es im Rampenlicht zu stehen. ,,Ich kann es euch sagen.", wieder machte er eine Kunstpause. Er grinste spielerisch: ,,Aber leider noch nicht jetzt.", was? ,,Die Versammlung ist hiermit beendet.", er ver-abschiedete sich noch bei den beiden anderen Völkern für deren Kommen und schon wurde es laut.

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Sila's ZaubersteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt