Emily
"Du brauchst gar nicht versuchen vor mir wegzurennen, denn ich werde dich finden, egal wo"
Schaudernd packte ich weiter meine Sachen aus. Dieser Teil war Vergangenheit, ich hatte schon längst ein neues Leben angefangen, ohne ihn. Trotzdem holte er mich immer wieder ein. Dank ihm war meine Schulzeit der reinste Horror, kein Wunder, dass ich gleich nach der Schule nach Berlin abgehauen war, sämtlichen Kontakt abgebrochen hatte und ein Neuanfang gewagt hatte. Die einzige Freundin mit der ich in Kontakt geblieben bin, war Caro. Wir sahen uns zwar nur selten, da sie erst in München - und dann mit ihrem Bruder nach Dortmund gezogen war, aber wir hielten regelmäßigen Telefonkontakt.
Und jetzt hatte ich mich dazu entschlossen zu ihr nach Dortmund zu ziehen. Vielleicht würde mir ein erneuter Neustart gut tun. Ich hatte vor gut einem Jahr eine Ausbildung in einem exklusiven 5- Sterne Hotel angefangen und mein Chef war so freundlich mich von Berlin nach Dortmund zu versetzen.
Zufrieden sah ich mich in meiner kleinen, aber feinen Wohnung um. Mein neuer Chef hätte mir auch ein Angestellten Zimmer im Hotel zur Verfügung gestellt, aber ich hatte dann doch auf eine eigene Wohnung bestanden. Vom Flur kam man gleich in einen offenen Bereich wo links, mit einer kleinen Wand abgetrennt, die Küche lag, wenn man geradeaus ging, kam man ins Badezimmer und links davon war schon mein Zimmer, von dem auch eine eigene kleine Tür ins Bad führte. Doch mein absoluter Lieblingsbereich war das Wohnzimmer. Wenn man nämlich nach rechts ging, kamen gleich zwei Stufen, die ins das offene Wohnzimmer führten. Ein weißer Wuschelteppich lag auf dem Boden und darauf eine schwarze Ledercouch, die in Richtung des großen Panoramafensters sah. Insgesamt war die Wohnung sehr Modern eingerichtet, was mir mehr als gefiel. Es gab mir ein kleines bisschen das Gefühl von Berlin zurück.
Ich schleppte den letzen Karton nach oben und begann ihn auszupacken. Caro würde nachher kommen und mir mit den schwereren Dingen helfen. In dem Karton befanden sich alte Fotos. Ich hatte nicht viele, die meisten hatte ich weggeschmissen, aber die wenigen die ich besaß, waren mir sehr wichtig. Lächelnd setzte ich mich auf die Couch und begann sie anzusehen. Da waren einmal ich und Caro als kleine Kinder, mit zwei Seitenzöpfe wie Pippi Langstrumpf. Dann ich im Urlaub bei meinen 1. kläglichen Surfversuchen, ich und meine Eltern... das Abschlussfoto. Ich erstarrte leicht. Eigentlich hatte ich sämtliche Schulfotos vernichtet, aber das Abschlussfoto konnte ich einfach nicht wegwerfen. Doch jetzt starrte ich wie hypnotisiert auf ihn. Derjenige, der mir alles kaputt gemacht hatte. Derjenige der aus heiteren Himmel angefangen hatte, mich zu mobben, sodass sich sämtliche Freunde von mir abgewandt hatten. Zugegeben, damals war ich wirklich alles andere als selbstbewusst und genau das hatte er eiskalt ausgenutzt. Mich bei jeder Gelegenheit fertig gemacht, über meine Sommersprossen gelacht... Jetzt fand ich sie süß, aber damals hatte ich gedacht, dass mich deswegen keiner mehr mochte.
Was er heute machte wusste ich nicht, und ich wollte es auch gar nicht wissen. Am Besten er verschwand einfach komplett aus meinem Leben und ließ sich nie wieder Blicken.
Ich verstaute das Foto in die unterste Schublade und ließ mich wieder erschöpft auf das Sofa fallen. Durch das, dass ich im 6. Stock war, hatte ich einen relativ guten Ausblick auf Dortmund. In der Ferne konnte man das Fußballstadion ausmachen und ich freute mich schon, wenn es Nachts war und man nur die vielen Lichter sah. Es würde zwar noch lange nicht so beeindruckend sein wie in Berlin, aber immerhin etwas. Ich war ein bisschen nervös, da ich Caro schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Hatte sie sich verändert? Und wie ging es ihrem Bruder? An Mo konnte ich mich kaum noch erinnern. Das letze Mal, dass ich ihn gesehen hatte, war, als ich 7 war. Und ihren Freund wollte ich auch unbedingt mal kennenlernen, schließlich waren die Zwei jetzt schon über 2 Jahre zusammen.
*RING*
Aufgeregt sprang ich auf und bahnte mir meinen Weg zur Tür und drückte auf die Freisprechanlage.
„Ja?"
„Hey Ems, ich bin es, lässt du mich hoch?" hörte ich ihre lachende Stimme.
„Caro!", quietschte ich, „Na klar, komm hoch.". Dann drückte ich auf das Türsummsding und kurz darauf stand sie auch schon vor mir. Da sie etwas verunsichert dastand, beschloss ich sie in eine spontane Umarmung zu ziehen.
„Heyy. Na wie geht's dir? Komm doch rein, aber Achtung Kartons!" brabbelte ich fröhlich drauflos und ließ sie in die Wohnung.
„Wow.. schön hier" sagte sie, nachdem sie sich umgesehen hatte und ließ sich dann auf die Couch nieder.
„Ja finde ich auch. Auch wenn es jetzt noch etwas chaotisch aussieht. Willst du was trinken?". Caro schüttelte den Kopf:
„Ne danke, sag mal, wie geht's dir? Wie geht's dir mit... du weißt schon". Schlagartig wurde ich blass um die Nase.
„Hab Gott sei Dank nichts mehr von ihm gehört, aber lass uns Thema wechseln: Wie geht's Mo? Wie geht's deinem Freund?"
„Oh Mo geht's super, nervig wie eh und je und mir und meinem Freund geht's auch super. Leo und ich..."
"Hey Prinzesschen, lang nicht mehr gesehen. Kann es sein, dass du mir aus dem Weg gehst?".Er drückte mich an die Wand und lachte gehässig, während ich versuchte mich zu befreien.
„Lass mich" meinte ich schwach, sah aber nicht auf. Ich kannte ihn schon gut genug, um zu wissen, dass wenn ich aufschauen würde, ich verloren hätte...
„Hey Leo lass sie. Wir haben jetzt Mathe, die Kleine kannst du dir auch noch später vorknöpfen" hörte ich seine Freunde rufen und herablassend lachen. So sehr ich sie auch verachtete, gerade waren sie meine Rettung.
„Glück gehabt. Wir sehen uns später Prinzessin" raunte er mir zu und lies mich dann los.
Kraftlos ließ ich mich am Boden nieder. Erst als er um die Ecke gebogen war, erlaubte ich es mir, meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Warum ausgerechnet ich?
Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. Das war nur der gleich Name. Ganz ruhig Emily, du kannst nicht gleich ausflippen, nur weil du den gleichen Namen gehört hast.... Als ich mich wieder gefasst hatte schaute ich auf und sah mich dem strahlenden Gesichts Caro gegenüber. Na super, ich hatte nicht mal mitbekommen was sie erzählt hatte, eine tolle beste Freundin bist du.
„Wow... das hört sich toll an" stammelte ich.
„Ja findest du? Ich kann mein Glück auch kaum fassen. Ich meine ich habe wirklich noch nie so einen netten und tollen Typen wie Leo kennengelernt." schwärmte sie und erst jetzt wurde mir bewusst wie verliebt sie war. Automatisch fing ich an zu lächeln.
„Naja, ich muss jetzt leider auch wieder gehen, sorry, dass das nur ein kurzer Besuch war." meinte Caro bedauernd, doch ich winkte ab.
„Kein Problem, komm einfach wieder, wenn du Zeit hast, ich freu mich.". Wir gingen zu Türe, wo sich Caro ihre Tasche schnappte und Anstalten machte, zu gehen.
„Ach, bevor ich es vergesse, komm doch die nächsten Tage mal vorbei, ich zeig dir gerne Dortmund und stell dich meinen Leuten vor." grinste sie, drückte mich nochmal kurz und verschwand dann endgültig.
Hey :)
Ich dachte ich gebe euch gleich mal das nächste Kapitel :) Hoffe bis jetzt gefällt euch die Story und ihr habt noch etwas Geduld, denn durch das, dass aus Sicht von 4 Personen geschrieben ist, zieht sich alles etwas hin ;)
Euch noch einen schönen Restabend <3
LG: Maria
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Memory
FanfictionVor der Vergangenheit kann man nicht wegrennen. Irgendwann holt sie dich ein und verändert Gegenwart und Zukunft... Das Leben ist ein Spiel auf Zeit, ob man will oder nicht. Es gibt Höhen und Tiefen und trotzdem kann man nicht verhindern, dass die H...