Kapitel 20 ~ Moritz, Emily

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Mo

„Was hast du ausgefressen?". Misstrauisch beäugte mich Caro und ich holte nervös die Schüssel mit dem Essen, das wir zu Emily mitbringen wollten, hervor.

„Was ist das?" fragend sah sie auf das Essen.

„Ähh, das sind die Nudeltörtchen?" entschuldigend sah ich Caro an, die aussah, als ob sie gleich einen Kollaps bekommen würde.

„Das sind die Nudeltörtchen?! Mo...das ist so braun, dass man nicht mal erkennt, dass das Nudeln sind!" Ich zog die Schultern ein, während Caro aussah, als ob sie mir am liebsten die Törtchen um die Ohren hauen würde.

„Ach komm schon Caro, wenigstens hat er sich Mühe gegeben." lachte Leo und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Ich fass es nicht..." kopfschüttelnd verabschiedete sie sich von Leo und ging zum Auto.

„Abgelenkt?" grinste Leo und ich nickte ebenfalls grinsend.

„Augsburg gegen Wolfsburg". Lachend schlug mir Leo auf die Schultern und ging dann wieder ins Haus.

„Hey, kommt doch rein". Eine strahlende Emily fiel uns nacheinander um den Hals und lies uns dann ins Innere. Neugierig sah ich mich um. Ich war noch nie hier, doch ich musste sagen, es gefiel mir. Alles war ziemlich modern eingerichtet. Vielleicht war die Wohnung ein wenig zu groß für eine einzelne Person, trotzdem war sie gemütlich.

„Schön hier" murmelte ich und Emily schenkte mir ein strahlendes Lächeln, was mein Herz sofort ein wenig schneller schlagen ließ.

„Ich hab schon gedeckt... setzt euch hin, ich hol was zum trinken." Überschwänglich wollte sich Ems auf den Weg machen, wurde jedoch von Caro aufgehalten:

„Du Ems... es tut mir leid, aber aus dem Essen wird nichts. Zumindest nicht mit unserem" entschuldigte sie sich und sah mich böse an. Ich zuckte unschuldig mit den Achseln und setzte mich an den großen Esstisch.

„Ach, dann kochen wir eben schnell noch Nudeln. Geht ja schnell.". Sofort fing Caro auch wieder an zu strahlen und nickte zustimmend.

„Das ist ne super Idee, währenddessen kann Mo ja den Schrank aufbauen, den du nicht hinbekommst.". Seufzend stand ich auf und lies mir den Weg zeigen.

Als ich Emilys Schlafzimmer betrat fühlte ich mich etwas unwohl. Das Schlafzimmer von anderen war ja schon ziemlich privat. Doch Emily schien damit kein Problem zu haben.

In der Mitte von dem Raum stand ein großes Bett mit vielen Kissen. Die dahinterliegende Wand war mit einem sanften Lavendelton gestrichen. Auf den Boden lag ein großer Kuschelteppich, kurz: Ein Traum für jedes Mädchen. Obwohl, wenn ich so darüber nachdachte, so Mädchenhaft sah das gar nicht aus.

Auf einen Schrank standen ein paar Fotos. Emily als 5 Jährige mit ihren Eltern beim Grillen, Emily mit Caro als 10 jährige und ein Foto das wohl ziemlich aktuell war. Es zeigte Emily mit einer Gruppe Menschen, die wohl ihre Freunde wahren. Ich erwischte mich dabei, wie ich sanft über Ems Kopf fuhr. Schluss Leitner, das wird ja peinlich!

Verwirrt lies ich mich auf den Boden fallen und fing an das Regal zusammenzuschrauben.

Emily

„Ich schau mal, ob Mo zurechtkommt". Ich übergab Caro den Kochlöffel und machte mich auf den Weg zu mir ins Schlafzimmer.

Gott sei Dank nahmen mir die Zwei meine Fröhlichkeit ab. Eigentlich war mir nämlich eher zum Weinen zumute. Und das schon seit einer knappen Woche. Seit ich Leonardo wieder getroffen hatte. Seit sich herausgestellt hat, dass Leonardo der langjährige Freund meiner besten Freundin ist und ich jetzt wohl oder über mehr Zeit mit ihm verbringen muss.

Moritz saß auf den Boden und schraubte konzentriert eine Schraube in den fast schon fertigen Schrank. Lächeln lehnte ich mich am Türrahmen an und beobachtete ihn. Er war einfach unglaublich süß. Seine Grübchen, die immer zum Vorschein kamen, wenn er lachte oder vor Anstrengung die Lippen aufeinanderpresste. Seine Augen, die immer zu glitzern anfingen wenn er sich freute oder einfach seine Art, wie zum Beispiel jetzt, wo er seinen Kopf leicht schräg hielt und konzentriert die Bedienungsanleitung durchlas.

„Na, brauchst du Hilfe?" machte ich auf mich aufmerksam und setze mich neben ihn. Er sah mich an und hielt mir dann den Schraubenzieher hin.

„Willst du?"

„Wenn du willst das alles wieder auseinander fällt." lachte ich und schob seine Hand weg.

Er sah mich kurz an und machte sich dann grinsend wieder an die Arbeit.

Eine Zeit lang ging das so vor sich hin und ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich ihn lächelnd beobachtete. Er schien das zu bemerken, denn er sah grinsend auf:

„Ist was?". Schnell sah ich kopfschüttelnd weg und versuchte nicht rot zu werden. Doch Mo merkte es natürlich trotzdem.

„Kannst du mir mal bitte die kleine Schraube da geben?". Ich nickte verlegen und reichte sie ihm hastig. Unmerklich zuckte er zusammen, als sich unsere Hände berührten. Aus großen Augen sah ich ihn an. Keine machte Anstalten seine Hand wegzunehmen.

Das war wie im Kino, wenn beide Hände ins Popcorn griffen - nur eben ohne Popcorn... und ohne Kino.

"Ähm, ich geh dann mal wieder. Essen ist gleich fertig.". sagte ich verwirrt und machte, dass ich raus kam.

"...und dann hat er mir wirklich nur ne 4 gegeben." empörte sich Caro und stach mit solch einer Wucht die Gabel in den Teller, dass man meinte, sie wollte die Nudeln abstechen.

"Lehrer gibt es..." murmelte ich und sah überall hin, nur nicht zu Mo. Auch er saß desinteressiert auf seinen Stuhl und starrte auf seinen Teller.

"Aber mal was anderes, hast du morgen Zeit?" seufzte Caro, als sie merkte, dass wir nicht wirklich aufgepasst hatten.

"Äh, ja denke schon, morgen hab ich sowieso meinen freien Tag."

"Super, dann gehst du nämlich mit Mo, Leo und mir ins Schwimmbad. Jetzt wo ich schon im Wasser war, will ich auch mal richtig schwimmen." strahlte sie und ich sah sie verblüfft an. Das mit Leo war jetzt aber nicht ausgemacht !

"Vielleicht, solltet ihr doch lieber alleine gehen. Ich und Mo stören euch doch nur." startete ich einen halbherzigen Versuch mich rauszureden, doch wie erwartet winkte Caro ab:

"Ach Quatsch. Ich und Leo schaffen es, im Gegensatz zu anderen Pärchen, ein paar Stunden auszuhalten ohne übereinander herzufallen.". Ich setzte ein lächeln auf:

"Toll ich freu mich"

Caro wusste ganz genau, dass ich ihr im Moment aus dem Weg ging und das wollte sie ändern. Nur wusste sie nicht, dass sie damit nur alles schlimmer machte.

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