Kapitel 23 ~ Caro

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Caro

"Gute Nacht, Prinzessin. Schlaf gut. Morgen gibt's Abendessen bei mir, okay?" flüsterte Leo mir noch ins Ohr, bevor ich tief und fest einschlief. Schweißgebadet wachte ich wieder auf, ich saß senkrecht im Bett, hatte mich an meine Decke gekrallt und starrte geradeaus. Mit einem Mal wurde es hell und Mo tauchte in der Tür auf.

"Alles gut, ganz ruhig. Keine Sorge, es passiert nichts", munterte er mich auf und setzte sich zu mir aufs Bett, schloss mich fest in seine Arme.

"Tut mir so leid, dass du jetzt wieder Albträume hast, ich wollte das echt nicht..."

"Passt schon, Mo. Du hast nichts getan, nur verwechselt." Ich drückte Mo fest, merkte selbst, wie ich immer müder wurde und legte mich wieder hin. Mo hielt mich fest, wie er mich lange nicht mehr gehalten hatte.

"Schlaf gut, Schwesterherz. Wenn was ist brüll so laut es geht." Mo drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ließ mich ins Traumland abdriften. Vielleicht war dieser Traum besser.

Am nächsten Morgen tapste ich müde die Treppen runter, hielt mir meinen Kopf fest, der hämmerte als gäb's kein Morgen mehr, und suchte in der Küche erstmal ein Glas. Es war gerade mal sieben Uhr. Mo war nicht in seinem Zimmer, also beschloss ich im Wohnzimmer nachzusehen. Was mich dort erwartete, sorgte dafür, dass ich mich an meinem Wasser verschluckte und leicht hüstelnd wieder rückwärts aus dem Raum schlich. Da lagen glatt Mo und Ems auf der Couch eingewickelt in eine Decke und schienen tief und fest zu schlafen. Hatte ich irgendwas verpasst? Okay, dass Mo sie sehr gern mochte wusste ich wohl schon eher als er, aber sie war wohl auch nicht allzu abgeneigt von ihm.

Ausgestattet mit Jogginghose und Pullover schrieb ich Mo auf einen Zettel, dass ich schnell Frühstück holen bin, falls er aufwachen sollte. Hastig stieg ich in meine Sneaker und stiefelte in Richtung Bäckerei.

Zuhause angekommen, es war keine halbe Stunde später, hatte sich rein gar nichts getan, bis auf mein Magen, der knurrte jetzt nämlich jämmerlich. Leise holte ich mir ein Messer, das Nutellaglas und einen Teller und pflanzte mich alleine nach draußen auf die Terasse. Wenigstens schien hier die Sonne im Mai schon angenehm warm, sodass man ohne Probleme draußen frühstücken konnte, auch wenn es viertel vor Acht war. Kein Wunder, dass hier jeder joggte. Das Wetter war perfekt und wenn ich so recht überlegte würde mir das auch nicht schaden. Ein bisschen Bewegung am Morgen...

Erneut kritzelte ich eine kleine Nachricht auf einen Zettel, legte ihn direkt auf den Wohnzimmertisch und schlüpfte in Mo's Trainingsjacke um wenigstens einmal um die Häuser hier zu laufen. Es tat gut mal nur frische Luft einzuatmen, den Stress vollkommen zu vergessen und so zu tun als wäre ich freier als ein Vogel. Im Grunde war ich das auch. Irgendwie. Und trotzdem stellte ich mir oft noch Fragen, wie zum Beispiel die, ob Ems immer noch an diesen Typen von damals dachte, oder ob sie immer noch so fertig deswegen war. Sie machte auf mich nicht den Eindruck, trotzdem saß das in mir drinnen.

Mit einem Ruck öffnete sich die Haustür, als ich gerade aufschließen wollte und Ems rannte lachend gegen mich.

"Wow wow. Gaaaanz langsam", scherzte ich, grinste sie wissend an und drückte mich an ihr vorbei ins Innere.

"Willst du nicht noch frühstücken, Liebes?" Oh Gott. Ich klang wie meine Mutter manchmal.

"Nein, ich.. Wir haben schon. Ich muss jetzt auf die Arbeit. Bis dann, danke für den schönen Nachmittag", verabschiedete sie sich, drückte mich kurz und eilte zum Gehweg.

So schnell ich konnte schlüpfte ich aus meinen Schuhen, sprang die Treppen nach oben und schmiss dort erstmal meine verschwitzten Sachen in den Wäschekorb. Ausgestattet mit neuem Pullover und Hose, hüpfte ich gut gelaunt wieder nach unten. Der Sache musste ich auf den Grund gehen.

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