𝖙𝖜𝖔

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𝖙𝖜𝖔 • Bad News

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{ Chandjai Dao }

Der Wind schüttelte die dürren Zweige vor dem großen Anwesend.
Ich saß mit Mutter in der großen Küche und starrte seit Ewigkeiten die Tischplatte unseres monströsen Kirschholztisches an. „Das kann nicht sein. Nicht er. Nicht mein Mann, dein Vater", murmelte Mutter wie eine Mantra vor sich hin. Ich rieb mir trotzig durch die Augen und kämpfte weiterhin mit Tränen, welche es wagten sich ihren Weg in meine Augen zu bahnen. Ich kniff sie zusammen, ehe ich den edlen Holzstuhl geräuschvoll über den Marmorboden kratzen ließ.

Mutter zuckte bei dem unangenehm quietschenden Geräusch zusammen, schien aber sonst keine Notiz von mir oder meinem Verhalten zu nehmen. So schien sie es ebenfalls nicht zu merken, als ich mit Schwung aufstand und den Stuhl geradezu mitriss, was dazu führte das er klappernd auf dem hellen Boden landete. Mein Blick folgte dem Stuhl, wie er auf den Boden fiel und von dem Schwung getrieben leicht vom Boden abprallte, ehe er liegen blieb.

So hatte ich mich gefühlt, als uns die Nachricht am Morgen erreicht hatte. Ich war von der Wahrheit zu Boden geworfen worden, hatte das letzte bisschen Hoffnung jedoch noch nicht aufgegeben. Mein zweifelhafter Versuch ,aufzustehen' war jedoch nichtig gewesen, als die ganzen Journalisten kamen, sodass ich letztendlich wie der Stuhl am Boden liegen blieb. Die Journalisten hatten sich nur so vor unserer Tür versammelt und versucht einen Blick auf uns zu erhaschen. Um hautnah mitzuerleben wie eine Familie zerstört wurde. Denn das war wir nun. Eine zerstörte Familie. Vom reichen, erfolgreichen Familienvater hintergangen ohne das man etwas gemerkt hatte.

Wütend wischte ich mir über mein Gesicht, um zu verhindern, dass die Tränen ihren Weg von meinen Augen zu dem Rand meines zierlichen Gesichtes fanden. „Ich hasse ihn!", schrie ich meine Mutter an, ehe ich aus der Küche rauschte und einen verzweifelten Schrei ausstieß.

Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären warum es passiert war. Warum musste ausgerechnet mein Vater der Boss einer Mafia sein und sich noch dazu mit einer anderen Mafia verfeinden? Warum musste er den Ruf unserer Familie so ruinieren und konnte ihn dann nicht einmal retten?

Meine Füße hatten mich in mein Zimmer getragen, wo ich mich auf die kleine Bank unter meinem Fenster fallen ließ. Hier hatten Vater und ich die Sterne betrachtet, wenn ich nicht schlafen konnte oder den Blitzen beim Erhellen des Himmels zugesehen, wenn ich weinend aus dem Schlaf geschreckt war. Er hatte mir alles gegeben und mich immer unterstützt. Er hatte uns all die Jahre das Gefühl einer perfekten Familie gegeben.
Und jetzt mussten wir feststellen, dass unser gesamtes Leben eine Lüge war.

Mein glasiger Blick glitt durch mein Zimmer, nahm jede Ecke bis ins kleinste Detail auf. Mein Blick hing an einem gerahmten Foto auf einer meiner Kommoden hängen.
Mutter, Vater und ich auf unserer Reise durch Ägypten.

Von einer unheimlichen Wut getrieben sprang ich auf, machte einen Satz auf die Kommode zu und fegte den Bilderrahmen mit Schwung von der Kommode, sodass er klirrend zu Boden fiel und das Glas in tausende kleine Scherben zersprang.
Es hätte mich erleichtern müssen auf die Trümmer meines Wutanfalls zu schauen, jedoch machte es mich nur noch wütender. Ich hasste es die Kontrolle zu verlieren und das hatte ich bis jetzt erst ein Mal. Es sollte bei diesem einen Mal bleiben und jetzt verleiteten mich Vaters Taten zu einem zweiten Ausbruch.

Immer noch wütend, aber nun auch mit einem Anflug von Verletztheit, schlurfte ich zurück zum Fenster und ließ mich auf die kleine Bank fallen. Mein Kopf sackte wie von alleine gegen die kalte Fensterscheibe. Und dann begannen sie zu laufen. Träne für Träne bahnte sich ihren Weg von meinen Augen über meine Wangen zu meinem Kinn, von wo sie auf meine helle Bluse tropften. Ich wollte nicht glauben, dass ich so hintergangen worden war. Immer wieder wiederholte ich die Worte in meinem Kopf.

„Miss. Mein Beileid, aber ihr Mann wurde heute früh tot aufgefunden. Es hat sich ergeben, dass er Boss einer Mafia war und von einer feindlichen Mafia ,zur Strecke gebracht wurde,."

Ich sah es vor mir. Das mitleidige Lächeln des Beamten am Morgen.

Ich ließ meinen Blick aus dem Fenster gleiten und entdeckte einen Sportwagen, der meine Aufmerksamkeit erweckte. Mit meinem Handrücken beseitigte ich die verbliebenen Spuren der Tränen und konzentrierte mich dann auf den Wagen.

Hatte ich ihn schon einmal gesehen? Warum stand er plötzlich dort? Warum hatte ich den Anschein, dass er auf etwas wartete?

Angestrengt kniff ich die Augen zusammen und versuchte Personen im Inneren des Wagens auszumachen, was sich als ziemlich schwierig erwies. Die leichten Sonnenstrahlen spiegelten sich in den Scheiben und ich schaute aus einem ziemlich ungünstigen Winkel auf den Sportwagen. Eine Spur von Misstrauen schlich sich zwischen mein angestrengtes Grübeln.
Dieser Wagen stand nicht grundlos dort. Die Insassen mussten irgendetwas suchen oder planen, ansonsten wären sie schon lange weitergefahren. Zudem konnte ich es mir nicht anders erklären, zumal niemand aus den etwas ärmeren Vierteln freiwillig hierher kam.
Betrat man das ,Reichenviertel' ohne den Reichen anzugehören konnte man sich üble Titulierungen zu Gemüte gehen lassen.

Als sich der Wagen langsam in Bewegung setzte versuchte ich ein zweites Mal angestrengt die Personen im Inneren identifizieren zu können, was jedoch alles andere als funktionierte.
Ich schaute dem Wagen nach, wie er um die nächste Ecke fuhr, ehe ich mich von diesem Anblick losriss.

Ich war mir nicht sicher warum ich es tat, aber etwas in mir verleitete mich dazu aufzustehen und die Scherben langsam aufzusammeln. Bedacht mich nicht zu schneiden sammelte ich sie ein und legte sie auf  ein dünnes Tuch, welches ich als Transportmittel und Schutz benutzte.
Mit dem Tuch in der Hand verließ ich mein Zimmer und ging langsam und leise die riesige Treppe runter, welche in unsere überdimensionale Eingangshalle führte.

Wenn man das Haus betrachtete war alles überdimensional, jedoch war es einfach diese Punkte zu ignorieren, wenn man lange genug in diesem Haus wohnte und noch dazu jeder in diesem Viertel ein solch überdimensional großes Haus besaß.

Meine Füße trugen mich zu unserer Küche, in welche ich einen vorsichtigen Blick warf, ehe ich eintrat. Mutter saß nicht mehr am Tisch, sondern war an unsere große Fensterfront im anschließenden Esszimmer gewandert.
Ihr Blick war starr aus dem Fenster gerichtet und würde ich das regelmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbes nicht sehen, könnte ich meinen sie sei zu Stein erstarrt.
Mit einer gewohnten Bewegung öffnete ich unseren Mülleimer und warf die Scherben hinein, ehe ich den Schrank wieder schloss.

Für einen Moment blieb ich unschlüssig vor den Schränken stehen, ehe ich mich entschied zu meiner Mutter zu gehen.
Mit leisen Schritten ging ich auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen, um dann meine dünnen Arme um sie zu schließen.

Ich hatte das Gefühl, dass sie in meinen Armen zusammensackte, sobald ich die Arme um sie geschlossen hatte. Es war das erste Mal, dass ich diese Frau in einem Moment der Schwäche erlebte.

„Wir schaffen das. Zusammen. Irgendwie kommen wir aus der ganzen Scheiße wieder raus."

Und dann hörte ich meine Mutter zum ersten Mal weinen, während ich ihr für den Moment den nötigen Halt gab.

in my bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt