Als ihr Vater durch die Hände der japanischen Mafia stirbt und erstmals die grausame Wahrheit über seine kriminellen Machenschaften ans Licht kommt, bricht für die siebziehnjährige Chandjai ihre heile Welt zusammen. Was sie noch nicht weiß ist, dass...
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{ChandjaiDao}
Ich hatte nach kurzer Zeit schon jegliches Zeitgefühl verloren. Meine Wange pochte und mir war eisig kalt. Die kalten Betonwände entzogen mir die letzten Reste Wärme, während ich meine zitternden Arme um meine Knie schlang.
Nach Ewigkeiten vernahm ich Geräusche, welche vom Flur der Halle kamen. Es klang, als würde sich eine Gruppe Menschen in schnellem Tempo durch die Betonflure bewegen. Mühsam hievte ich mich hoch und stolperte zur Tür. Ich verhielt mich leise, um jede kleinste Bewegung wahrnehmen zu können. Es blieb eine Weile still, bis ich ein Geräusch an meiner Tür vernahm. Jetzt würden sie mich rausholen und dazu zwingen alles zu erzählen, dachte ich und wich instinktiv einige Schritte von der Tür weg.
Ich hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Für einen kurzen Moment kniff ich die Augen zusammen, ehe ich wieder paar Schritte auf die Tür machte. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt. Mein Plan stand fest. Ich würde mich auf meine Entführer stürzen.
Für einen Moment passierte nichts, ehe ich die Tür aufriss und mich auf die Person vor der Tür stürzte. Wir gingen zu Boden und für einen Moment war ich verwundert, weshalb sie ein Mädchen geschickt hatten. Dann wurde mir bewusst auf wen ich mich geworfen hatte. Ich lag auf meiner Schwester.
Ich richtete mich auf, ehe ich mit Tränen in den Augen ihren Namen wisperte. „Kuroi?" Zwei Arm schlossen sich um mich, als meine Knie weich wurden und Tränen über meine Wangen strömten. Aus den Augenwinkeln vernahm ich, wie meine Schwester auf die Füße gezogen wurde, während mich jemand hochhob, ehe wir losliefen. Ich bekam den Weg nach draußen kaum mit, versuchte lediglich die vergangenen Stunden zu verdrängen.
Als wir das Auto erreichten, wurde ich schnell ins Auto gesetzt, während sich der Rest ebenfalls ins Auto warf. Zitternd sank ich im Sitz zusammen, während die Angst meinen Körper immer noch zu beherrschen schien. Ein Schluchzen nach dem anderen schüttelte meinen Körper, während ich von dem jungen Mann, welcher mich bis zum Auto gebracht hatte in eine Umarmung zog. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Das einzige was ich fühlte war eine furchtbare Angst, während sich das Auto aus dem stetigen Kugelhagel entfernte.
Die Autofahrt dauerte gefühlte Ewigkeiten. Ich schaffte es nicht meinen Körper unter Kontrolle zu bringen, so sehr ich auch gegen das Zittern ankämpfte. Der Schock von meiner plötzlichen Entführung saß mir noch zu sehr in den Knochen. So etwas hatte ich bis jetzt lediglich im Fernsehen gesehen.
Als das Auto nach einiger Zeit hielt, hob ich meinen erschöpften Blick. Meine Sicht war von den Resten der Tränen verschleiert. Jemand kam und öffnete meine Tür, um mich aus dem Auto zu ziehen. Unsicher setzte ich einen Fuß vor den anderen, unfähig zu realisieren wo ich war. Eine Tür wurde geöffnet und gedämpfte Stimmen, sowie verschwommene Gestalten kamen mir entgegen. Ich stolperte durch die Menge, war nicht in der Lage etwas zu sagen oder zu fühlen. Ich fühlte mich, als wäre ich in meinem Körper gefangen. Gefangen in einem Labyrinth aus Ängsten, welches mich nicht loslassen wollte.
Ich spürte kaum, als mir jemand die Hände auf die Schultern legte und mich in ein Zimmer führte. Das einzige was ich merkte war, dass ich in einen Raum mit gedämmten Licht geführt wurde. Eine gewisse Panik überkam mich. Ich wollte nicht wieder in einen dunklen Raum. Mein Gehirn schrie, dass ich laufen solle, doch meine Beine reagierten nicht. Das einzige was sie taten war stehen. Sie blieben mitten in dem Raum stehen, was mich dazu zwang ebenfalls dort zu bleiben. Ich begann zu schreien, wobei die Schreie lediglich in meinem Kopf blieben. Die Angst vor der Dunkelheit wurde unerträglich und das einzige was ich währenddessen merkte war, wie langsam alles um mich herum schwarz wurde.
Als ich meine Augen vorsichtig öffnete, lag ich in einem dämmerigen Raum. Ich schnellte hoch und schaute mich panisch um, während ich feststellte, dass ich mich in einem Bett befand. Mein Blick schweifte durch das Zimmer. Es kam mir irgendwie bekannt vor. Das Bett, der Schrank an der gegenüberliegenden Wand und der Stuhl in der Ecke hinter der Tür, auf welchem jemand saß. Ich erschrak mich tierisch und rutschte panisch zurück, ehe ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
Die Person auf dem Stuhl stand auf und kam langsam auf mich zu. „Keine Angst, Puppe", sagte eine mir ziemlich bekannte Stimme. Ich schaute in sein Gesicht und erkannte die vertrauten braunen Hundeaugen. „Minho?", fragte ich mit rauer Stimme und versuchte meinen verkrampften Körper zu entspannen. Er nickte, wobei ihm einige Strähnen ins Gesicht fielen. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, während ich den Kopf an die harte, kalte Wand hinter mir lehnte. Minho setzte sich neben mich an die Bettkante und musterte mich, wobei sich seine sonst so sanften und entspannten Züge verhärteten. „Ich bring sie um", knurrte er, als er seine Hand vorsichtig an meine Wange legte und über die immer noch pochende Stelle strich. Der Typ, welcher mich geschlagen hatte, hatte mich ganz schön erwischt. Ich hoffte einfach, dass die Schwellung schnell zurückgehen würde.
Minhos Blick wurde wieder sanfter, als er mich anschaute. „Wie geht es dir?", fragte er und ließ seine Hand wieder sinken. „Ich weiß es nicht. Aber ich denke es wird besser", antwortete ich wahrheitsgemäß und schloss für einen Moment die Augen. „Haben sie dich zu irgendwas gezwungen?" „Wer?" Minho schaute mich an, ehe er antwortete: „Die Yakuza. Die Typen die dich entführt haben." Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich wurde glücklicherweise rechtzeitig befreit, ehe die Yakuza etwas mit mir machen konnte.
Minho hievte sich von meinem Bett und holte einen kleinen Stapel Klamotten. Es war eine dunkle Hose und ein übergroßes schwarzes T-Shirt. „Das hat Kai mir für dich gegen", sagte er, ehe er es vor mich auf die Bettkante legte. „Danke", murmelte ich und schenkte Minho ein leichtes Lächeln. „Ich lasse dich dann mal alleine. Falls du mich suchst findest du mich im Wohnzimmer", erklärte er und ging langsam zur Tür. Er hatte die Türe schon geöffnet und das Zimmer fast verlassen, als ich ihm zurückhielt. „Kannst du vor der Tür warten?", fragte ich und schaute ihn unsicher an. „Natürlich", antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen. Wäre die Situation nicht so seltsam, wäre ich diesem Lächeln wohl schon längst verfallen. „Danke", sagte ich leise, während Minho das Zimmer verließ und die Tür vorsichtig hinter sich zu zog.
Ich kletterte aus dem Bett und tauschte die Sachen die ich noch trug gegen die frischen Sachen auf dem Bett. Langsam schlurfte ich zum Schrank und schaute in den Spiegel. Meine Wange war tatsächlich noch ganz schön rot und geschwollen. Ich seufzte leise, ehe ich mir mit den Fingern durch die Haare fuhr. Meine Füße trugen mich zur Tür, welche ich öffnete. Minho stand wie besprochen vor der Tür und wartete auf mich. Als er mich sah, lächelte er wieder. „Bist du bereit zu den anderen zu gehen?", fragte er und schaute mich abwartend an. „Ich denke schon", sagte ich vorsichtig und schaute durch den dunklen Flur. „Okay. Aber ich sollte dich vorwarnen. Deine Schwester hat wegen dir vermutlich eine Gehirnerschütterung. Also nicht wundern falls sie schlechte Laune hat", erklärte Minho und verpasste mir somit sofort ein schlechtes Gewissen. Ich wollte Kuroi nicht verletzen. Mein einziges Ziel war meine Entführer zu überrumpeln und wegzulaufen. Stattdessen hatte ich meine Schwester verletzt. Als Minho mein nachdenkliches Gesicht sah, nahm er meine Hand. „Mach dir keine Vorwürfe. Du wolltest dich nur verteidigen", versuchte Minho mich zu beruhigen, was seine Absicht nicht ganz verfehlte. Ich versuchte somit zumindest mir nicht allzu große Vorwürfe zu machen.
Minho ließ meine Hand auf dem Weg zum Wohnzimmer nicht los. Auch als wir es betraten hielt seine große Hand meine kleine weiterhin fest. Seine Hand bot mir eine kleine Stütze, welche ich auch gebrauchen könnte, als ich meine Schwester kreidebleich auf der Couch kauern sah und sich der intensive Blick einiger Mitglieder auf mich fixierte. Ich schluckte und senkte meinen Blick. Alles in mir schrie nach laufen, aber ich blieb stehen. Ich würde mit meiner Schwester reden und sie unterstützen. Die Yakuza hatte mir die Augen geöffnet. Sie würden über Leichen gehen, um an die Informationen zu kommen und wenn es sein musste, würde ich das auch.