Zwölf Briefe an Niall

417 49 17
                                    

"Was ist das?", fragte Louis, sprang aufs Bett neben Niall und legte seine Füße auf den kleinen Kaffetisch des Tourbusses. Niall wich zur Seite, kämpfte gegen den Drang das Laptop zu schließen, entschied sich dann aber dafür, die Finger zu einer Faust zusammenzukneifen. "Ich versuche nur die Adresse eines Fans herauszufinden", sagte er während er hoffte, dass Louis es einfach dabei beließ und ihn in Ruhe lassen würde, denn er konnte jetzt wirklich nichte Louis herumstöbernden Augen gebrauchen. Aber nein, der Ältere spähte stattdessen verwirrt über Nialls Schulter und legte die Stirn in Falten.

"Warum?", fragte er.

"Ähm - Ich habe sie gestern beim Signieren der Alben getroffen? Und sie wirkte irgendwie süß und, ähm-", Niall stotterte die Lüge und war sich nicht so ganz sicher, was er sagen sollte. Dennoch schien Louis ihm zu glauben.

"Oh, war sie eine von denen, die keine Unterschrift mehr bekommen konnten?"

Niall schluckte schnell und war ziemlich dankbar für diese Ausrede.

Louis lehnte sich vor um nach einem auf dem Tisch liegendem Block zu greifen (ein One Direction Block, Niall konnte noch immer nicht so genau verstehen, weshalb Leute dachten, sie alle wollten Alltagsgegenstände mit ihren eigenen Gesichtern drauf haben, aber wie auch immer), danach kritzelte er seine Unterschrift drauf, sowie ein 'hi, lots of love! x', bevor er es Niall reichte.

"Du bist ein guter Kerl, Nialler. Gib ihr das hier bitte auch, ja?", sagte er, bevor er den Raum verließ, ohne Niall noch einmal zu Wort kommen zu lassen.

Niall betrachtete das leicht zerknitterte Stück Papier in seinen Händen. "Oh.", sprach er in den leeren Raum und fühlte sich schuldig, seinen Bandkollegen angelogen zu haben. Regel Numero eins in der Band, keine Geheimnisse. War sie überhaupt ein Geheimnis? Oder war sie nur jemand, den er nicht jetzt schon aufgeben wollte, nicht mit jemandem teilen wollte?

Er seufzte und ließ sich hoffnungslos seitwärts auf dem Sofa plumpsen. Während er einen weiteren Brief aus seinem Umschlag befreite, fasste er sich mit der Hand an der Stirn und versuchte die Frustration zu vergessen, denn vielleicht würde er ja mehr herausfinden wie zum Beispiel eine Adresse, wenn er weiterlesen würde. Vielleicht konnte er sie finden.

Lieber Niall,

Schule ist wieder angefangen.

Ich hab tatsächlich vergessen wie sehr ich sie hasse.

Ich bin jetzt in der elften Klasse, dennoch hat sich nichts geändert.

Es sind immer noch die selben alten Lehrer die Bücher auf die Tische schmeißen, die selben bekannten Menschen, die hinter dem Rücken ihrer Freunde reden und alles scheint sich in einem Fluss des Elends zu vermischen. Es ist, als würde jeder die selben Regeln befolgen, tu nicht dies und tu nicht das und es ist so lange her, dass die Regeln beschlossen wurden, dass niemand mehr weiß, ob sie denn noch irgendeinen Sinn machen. Aber jetzt sind sie in Steine eingemeißelt und wenn du versuchst, ja, auch nur versuchst eine Veränderung zu vollbringen, bist du nicht länger einer von uns. Du bist dann ein Außenseiter.

Ich sage uns, aber manchmal denke ich, dass ich auch ein Außenseiter bin. Abgesehen von Alice und ein Paar Leuten aus dem Hockeyteam, mag mich keiner. Nicht wirklich. Es gibt da vielleicht ein ein paar Menschen die mir nachblicken und Mitleid fühlen, aber sie würden nichts machen, weil sie nicht so wie ich sein möchten.

Und ich denke, dass wird auch immer so bleiben.

Manchmal regt Alice sich über das soziale Niveau in der Oberstufe auf. Sie sagt dann immer, dass es scheißegal ist ob man oder ob man nicht eine gute Person ist, wenn man anders ist, wird man ausgeschlossen. Du must perfekt sein, aufgesetzt und hübsch und beliebt sein.

Twenty one letters to Niall (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt