Niall saß mit dem Laptop in seinem Schoß, während seine Augen den Bildschirm anstarrten. Sie blickten die Addresse bei GoogleEarth an, die das riesige Haus mit verschiedenen Autos davor zeigte und die Springseile, die auf der Grasfläche davor herumlagen. Dann erfassten seine Augen das verblasste Holzschild auf dem "Daybridge Care" sorgfältig mit hellblauen Pinselstrichen gemalt war. Eines der Fenster von der zweiten Etage war geöffnet an dem Tag als das Foto gemacht wurde, die blauen Vorhänge flatterten im Wind.
Niall überlegte, ob es Charlies Zimmer war. Denn irgendwo, offensichtlich in Birmingham, saß sie gerade oder war am Essen, oder, oder irgendwas. Sie war real, sie war dort und sie war am Leben. Und er könnte ihr zurückschreiben, er könnte sie jetzt finden, er könnte es machen.
Es waren fast zwei Tage her, in denen Liam das herausfand, was Niall nie bemerkt hat und nun war es alles woran er denken konnte. Es war seltsam, ja, es fühlte sich beinahe so an, als fände man heraus, dass dein lieblings Buchcharakter mit einer tragischen Vergangenheit echt ist, und dass er irgendwo lebte wo du ihn finden könntest. Und irgendwie machte das alles nur noch schlimmer, denn diese Dinge waren echt, alles was Charlie passiert war war echt. Alles was sie durchstehen musste.
Diese Erkenntnis machte ihn krank.
Denn Charlie war wundervoll, sie war schön, sie war lustig und liebenswürdig und Niall hat sie nie getroffen, dennoch fühlte er sich, als würde er sie kennen. Also nahm er sich vor Folgendes zu machen: Er würde nach Birmingham gehen, an einem seiner freien Tage, dann würde er sie finden und sie wissen lassen, dass sie nicht alleine ist.
"Er musste nur vorher die Briefe gelesen haben", dachte er und riss den fünfzehnten auf. Nur noch sieben weitere würden ihm dann übrig bleiben.
Lieber Niall,
Alice ist weiterhin komisch. Ich weiß, dass ich es dir bereits im letzten Brief erzählt habe, aber das war eine Woche her und ich kann es nicht verstehen, okay? Sie ist still. Normalerweise ist sie nie still. Doch jetzt ist sie geheimnistuerisch und benimmt sich, als versuche sie etwas vor mir zu verheimlichen. Mir ist klar, dass ich sie nur für den größten Teil des Jahres kannte, aber sie ist meine beste Freundin und wenn sie etwas zu erzählen hat, möchte ich das wissen. Aber weißt du was am Schlimmsten ist? Sie wirft mir nach wie vor diese Blicke zu, als fühlte sie sich schrecklich oder etwas, was sie nie zuvor gefühlt hat.
Blake hat mich auch immer so angesehen.
Es war nachdem Eliza starb, richtig? Und es war in der Zeit, in der alle meine Handlungen nur aus Weinen bestanden, und sich unter der Decke zu verstecken um die Realität zu ignorieren. Denn meine Welt war grau und leer wegen all den Menschen die ich liebte und die mich verlassen hatten. Sie sind alle gegangen, Niall. Sie haben mich alleine gelassen. Weißt du wie es sich anfühlt? Niemanden zu haben, der stark genug war um hinter einem zu stehen? Es ist als würde man dir jeden Tag aufs Neue das Herz herausreißen, denn jeden Tag blickte ich mich um und dachte an all die leeren Stellen die gefüllt werden mussten.
Niall wollte ihr sagen, dass er noch immer da war, dass er hinter ihr stehen würde und das jeden Tag. Er würde es ohne Zögerung machen. Lebte er ein anderes Leben, würde er es machen. Nur wusste er noch nicht wie.
Und damals schien Blake einfach in diese Zeit zu passen. Ich meine, er brachte mich zum Lachen. Er kreuzte einfach an irgendeinem Tag auf, die Tragetasche voller Zutaten und dann sagte er, wir würden einen Backtag haben, aber die Küche ist zu klein. Dann holte er mich aus dem Bett und brachte mich in den Park. Er würde jedes mal klingeln.
Nachdem Eliza starb hatte ich nicht wirklich erwartet ihn jeh wieder zu sehen. Ich hatte seine Nummer - er hatte mein Handy gestohlen als ich das zweite Mal mit ihm zusammenstieß im Café des Krankenhauses und hat sich als 'Schokoladen Blake ;) eingespeichert- aber ich war davon ausgegangen, dass er mich nicht mehr sehen wollte, er würde mich nicht mehr kennen müssen, jetzt da ich nicht mehr ins Krankenhaus ging. Denn er sagte mir, dass seine Mutter dort arbeitete, und dass er dort manchmal Zeit verbrachte bis sie Feierabend hatte, und ich vermutete dass er Zeit mit mir verbracht hatte, weil er Langeweile hatte.
Aber er mochte mich. Wahre Liebe, die ich nicht auch nur beginnen konnte zu verstehen, geschweige denn verarbeiten konnte, denn ich wahr unwiderruflich in ihn verliebt.Manchmal denke ich darüber nach, ob ich all diese kleinen Dinge bemerkt hätte, wäre ich zu dieser Zeit nicht so im Arsch gewesen. Zum Beispiel die Art, wie er mir manchmal zulächelte, mal glücklich, mal traurig, wehmütig und dann wieder so lebendig. Vielleicht hätte ich gemerkt, wie schwach seine Hände waren und wie sein Atem zitterte und wie er manchmal in die Gegend starrte und erinnert werden musste, was in den letzten fünf Minuten alles passierte.
Ich denke ich liebte ihn. Ich denke ich habe ihn aufrichtig geliebt, Niall. Zu dieser Zeit habe ich es vielleicht noch nicht gewusst, aber fuck, ich vermisse ihn immernoch jeden Tag. Ich vermisse sie alle.
"Du kannst es schaffen", murmelte Niall. "Ich weiß du kannst es, komm schon!"
Ein Seelenklempner hatte mir mal gesagt, dass die beste Medizin gegen Unglücklichkeit schlicht und einfachs das Vergessen sein sollte. Einfach alle schlechten Erinnerungen vergessen. Und ich saß bloß da und dachte daran, wie man damals Elektroschocktherapie nutzte, um Homosexualität zu "heilen". Was natürlich lächerlich ist.
Aber es verwirrt mich immernoch, dass es Leute gibt, die glauben, Vergessen würde alles einfacher machen, denn es tut einfach weiterhin verdammt weh. Man liebt jemanden auch wenn er für immer gegangen ist.
Niall ignorierte den Gedanken, der in ihm aufkam; was ist, wenn er Charlie verliert ohne sie jeh gehabt zu haben, ohne sie je gekannt zu haben? Vielleicht hat sie das Leben verlassen, genauso wie jeder der von ihr geliebt wurde es zuvor getan hat.
Was, wenn das der Grund ist, dass sie mit dem Schreiben aufhörte? Scheiße, was wenn sie es wirklich getan hat?
Er sagte sich selbst, dass er nicht so denken sollte. Sie lebt noch. Sie muss einfach noch leben.
Und es ist witzig wie wir nie die Dinge, die wir lieben, in unserem Leben behalten können, stimmt's? Wenn auch immer du irgendwas findest, dass dich glücklich macht und du das Gefühl hast, dass nichts, wirklich nichts falsch laufen kann dieses Mal, findet das Leben einen Weg dich zu verarschen.
Aber dir wiederrum müsste es doch gut gehen, oder? Du hast Geld, Ruhm und Freunde. Und wahrscheinlich irgendeine tolle, wunderschöne Freundin, die du geheim hälst.
Wieso dachte eigentlich immer irgendjemand, dass er jemanden, den er liebte vor all diesen Klatschheftstories versteckte? Wieso entschied jeder für ihn, auf wen er stand und wen er küsste. Er war noch immer dabei, Fuß zu fassen, er musste nicht eine Freundin haben, oder? Er wurde von der ein oder anderen Zeitschrift in Verbindung mit irgendeinem Mädchen gesetzt, aber das war's dann auch. Verdammt, er war schon Jahre nicht mehr richtig in jemanden verknallt.
Er hat einfach noch nicht die richtige Person gefunden, das ist alles.
Ich hasse es. Nicht dass du eventuell eine Freundin hast (auch wenn es irgendwie scheiße wäre), sondern, dass ich hier sitze und jemandem schreibe der hunderte Meilen von mir entfernt ist und keine Ahnung hat, dass ich existiere, und nie und nimmer lesen wird, was ich dir schreibe. Ich hasse es, dass ich mich in dich verlieben musste, in den dummen irischen Jungen von X-Factor, denn ich werde eh nie eine Chance bei ihm haben.
"Du könntest", dachte Niall leise. Du könntest.
Ich liebe dich einfach so sehr, Niall, es tut mir Leid. Du bist alles was ich im Moment habe. Ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich. Aber ich liebe dich.
Also werde ich leben.
Alles Liebe,
Charlie ❤️
"Bitte lebe noch", sagte er ganz leise und steckte den Brief zurück in seinen Umschlag. "Bitte sei stark, ich werde bald bei dir sein."
Bitte lebe noch, sagte Niall noch immer zu sich selbst wie ein Mantra, als er sich auf dem Weg zum Soundcheck machte. Es sorgte sich jemand um sie, sie lag falsch. Und sie sollte wissen dass dieser jemand er war.
Endlich ein Update (: Ich möchte noch mal sagen, dass ich wirklich gerne viel öfter updaten würde, aber es geht nicht weil wir nur 2-3 Kapitel der Originalstory hinterher hängen und da wird nur ca alle 3 Monate geupdatet. Ich habe schon mal überlegt, ob ich die Geschichte selbst weiterschreibe ( wurde bei der ungarischen Übersetzung gemacht) aber ich würde das nie hinbekommen, und ich bin mir sicher dass die Autorin auch schon im Kopf hat, wie es weitergehen soll.
Was denkt ihr, wie geht es weiter? Meint ihr, Charlie ist mittlerweile tot? Oder wird sie eine Zukunft mit Niall haben? Lasst es mich wissen :D
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, alles liebe,
~Janette
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Twenty one letters to Niall (Übersetzung)
FanfictionEines Tages bekam Niall ein Packet mit 21 Briefen in sein Hotelzimmer. 21 Briefe von einem Mädchen, das Niall ihr Herz ausschüttet. Ein Mädchen, das von langsam innen stirbt und versucht sich durch das Schreiben der Briefe zu heilen. Als Niall anfä...