Kapitel 47

2.1K 91 8
                                    

Als Mum nach Hause kam, erzählte ich ihr sofort, was ich vor hatte und sie wirkte zunächst geschockt, sagte jedoch dann
"Du musst tun, was du für richtig hältst. Grüß die beiden ganz lieb von uns!"
Ich war erleichtert, dass sie so reagierte, ich meine ein Flug von München nach Toronto war nicht gerade eine Kleinigkeit.

Mia half mir noch beim packen, und wir unterhielten uns ein wenig.
"Das musst du auf jeden Fall einpacken, falls ihr euch wieder versöhnt, das wird ihn umhauen!"
Sie zeigte auf ein schwarzes schlichtes Kleid, welches ich mir bei unserer letzten Shopping Tour gekauft hatte.
"Omg Mia, ich bin so aufgeregt! Einerseits sehe ich die Eltern von meinem Dad wieder, andererseits was ist, wenn ich das mit Shawn nicht klären kann?"
"Mach dir keine Sorgen, du bist nicht allzu lange dort, wenn es nicht funktioniert, was ich nicht glaube, genießt du einfach die Zeit mit deiner Familie."
Meine beste Freundin hatte recht. Ich sollte mir nicht zu viele Gedanken machen, das würde schon alles werden. Irgendwie. Hoffentlich.

Nachdem Mia gegangen war, verbrachte ich den Abend noch mit Lily, welche heute sehr anhänglich war. Spürte sie, dass ich wegfahren würde oder dass es mir nicht so gut ging?
Ich legte mich relativ früh schlafen, da der nächste Tag anstrengend genug werden würde.

In der Schule ignorierte ich Saskia's Blicke, diesen Triumph wollte ich ihr einfach nicht gönnen!
Caro und Laura konnten gar nicht glauben, was ich vor hatte.
"Du bist echt verrückt!"
Sprach Laura ihre Gedanken aus.
"Das bin ich vielleicht, aber es ist meine einzige Chance, versteht ihr? Ich liebe ihn und Saskia wird das mit Sicherheit nicht zerstören!"

Der restliche Tag verging ziemlich schnell, zu Hause packte ich meine letzten Sachen zusammen und Mum fuhr mich mit Lily zum Flughafen, mittlerweile war es schon fast halb acht.
"Grüße alle von uns. Es ist richtig, die Sache klären zu wollen, Shawn wird dir nach dem Aufwand bestimmt glauben."
Aufmunternd sah mich meine Mum an.
"Mach ich. Wir sehen uns!"
Ich gab beiden eine kurze Umarmung und einen Kuss auf die Wange.

Dann ging ich auch schon Richtung Sicherheitskontrolle, meinen Koffer hatte ich bereits abgegeben.
Es war ein Nachtflug und ich hatte sogar noch einen Fensterplatz ergattern können, die leuchtenden Städte, die man durch den klaren Himmel sehen konnte, sahen wunderschön aus.

Am Flughafen warteten schon meine Großeltern auf mich und als ich sie sah, konnte ich nicht anders als zu ihnen zu rennen und sie zu umarmen. Freudentränen stiegen mir in die Augen, ich hatte sie so lange nicht gesehen und obwohl sie noch fit waren, stieg immer wieder die Angst in mir auf, es würde das letzte Mal sein, dass ich sie sehe.

"Wie war dein Flug?"
Fragte mein Grandpa, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten.
"Gut. Ich hab eigentlich die meiste Zeit geschlafen."
Sie lächelten und gemeinsam gingen wir zum Auto.
"Jetzt erzähl uns doch mal, warum du hier bist." ertönte die Stimme meiner Grandma.
"Also, ihr wisst doch, dass ich mit diesem Sänger zusammen bin oder? Auf jeden Fall ist ein Foto im Internet aufgetaucht, auf dem es so aussieht, als würde ich ihn betrügen, was natürlich nicht der Fall ist. Ich erreiche ihn seitdem nicht mehr und er hat mit mir Schluss gemacht, weil er den Medien geglaubt hat. Momentan ist er in Toronto, seine Familie wohnt hier, und er hat Konzerte in seiner Heimatstadt. Ich muss unbedingt mit ihm reden."
Ich versuchte wirklich die Kurzfassung zu erzählen, alles andere würde zu lange dauern.
Aufmerksam hörten sie mir zu, ich merkte, dass ich schon wieder weinte, aber es war okay.

"Wow, dafür diese lange Reise? Du musst ihn wirklich lieben!" meine Grandma sah mich liebevoll an.
"Ja das tue ich! Außerdem wollte ich euch unbedingt wiedersehen!"
Beide grinsten und die Stimmung wurde so langsam wieder besser.

Als wir am Haus ankamen, brachte ich zunächst meine Sachen ins Gästezimmer und ging dann in die Küche, in der schon Frühstück bereit stand. Hungrig setzte ich mich an den kleinen Tisch, meine Großeltern saßen schon dort.

Als ich hoch schaute, sah ich ein Bild meines Vaters an der Wand. Sie hatten hier sehr viele Bilder von ihm, mehr als wir es hatten. Natürlich hingen in meinem Zimmer auch ein paar, aber ständig diesen Anblick konnte ich nicht ertragen. Für mich war er in meinem Herzen, aber meine Großeltern brauchten das, was für mich völlig in Ordnung war.
Das Bild war eines kurz vor seinen Tod gewesen, er sah darauf genau so aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte.
"Alles okay?" riss mich Grandma aus meinen Gedanken.
"Ja, alles super! Ich würde mich nach dem Essen gerne eine Runde hinlegen und danach zu Shawn gehen. Wäre das für euch okay?"
"Natürlich Spätzchen!"
Sie unterstützten mich in allem, das hatte mein Vater von ihnen. Egal was ich tat, sie standen hinter mir.

Nachdem ich mich etwas ausgeruht hatte, ging ich ins Badezimmer, um mich ein wenig frisch zu machen, trug ein wenig make-up auf und kämmte meine langen braunen Haare durch.
Anschließend schnappte ich mir eine blaue Jeans und ein rosanes, lockeres T-Shirt, meine Lederjacke und meine schwarzen Sneaker.

"Weißt du denn, wo du hin musst?"
Ich konnte die Sorge in den Augen meiner Grandma sehen.
"Ich würde gerne ein bisschen mehr Toronto erkunden, deswegen fahre ich mit öffentlichen Verkehrsmittel. Wo seine Eltern wohnen, bei denen er zur Zeit ist, weiß ich auch, also mach dir keine Sorgen. Wir sehen uns spätestens heute Abend!"
Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und schloss die Tür hinter mir.

Dann machte ich mich auf den Weg, zur nächsten Straßenbahn, die hier in Toronto überall fuhren.
Sie war nicht gerade voll, immerhin hatten wir erst 14 Uhr und es war Donnerstag.
Ich nahm auf einem 2er platz und lehnte mich gegen die Scheibe. Ich war tatsächlich hier. Hier in Toronto, so richtig glauben konnte ich das noch nicht.

Es war warm, weshalb ich mir meine Jacke auszog und auf den Platz neben mir legte. Die Sonne schien und es waren kaum Wolken am Himmel.

Als ich ausstieg, entdeckte ich ein Plakat von meinem Freund. Er hatte hier das Wochenende Konzerte, kein Wunder, dass hier alles voll damit war.
Dann lief ich die Straßen entlang, auf einem großen Platz war ein Straßenmusiker, ich warf ein paar Münzen in einen Becher und ging weiter.

Ja, vielleicht hatte ich Angst, Shawn zu begegnen und schlug ein wenig Zeit tot, aber es war schön, endlich mal wieder in seiner zweiten Heimat zu sein.

Als ich in die Straße einbog, in der Shawn's Familie wohnte, wurde mit ganz mulmig. Ich hatte sie vorher noch nie gesehen, was würden sie jetzt von mir denken? Hoffentlich war er zu Hause.
Je näher ich dem Haus kam, desto wackelige wurde ich auf den Beinen und desto schneller schlug mein Herz. Auf der Treppe angekommen, fasste ich allen Mut zusammen und klingelte. Doch wer da vor mir stand, zeriss mir das Herz.



Wer könnte wohl vor ihr stehen? 😏

Baby, There's Nothing Holding Me Back || Shawn Mendes Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt