Kapitel 9: Der Ball I

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„Wahnsinn", mehr fiel Katie vorerst nicht zu sagen ein, nachdem sie und Jonathan aus der Kutsche ausstiegen. Zu sehr, nahm der Anblick sie gefangen.

„Schon", Jonathan nickte. Auch er fühlte sich nicht wenig überwältigt, was, seiner Meinung nach, nicht verwunderlich war, denn was sich ihnen hier bot, war besonders und vor allem nicht alltäglich.

Das Herrenhaus vor dem sie standen, man konnte man fast schon Villa sagen, war rundherum mit bunten Laternen am Eingang geschmückt. In der großen Auffahrt standen dutzende von Kutschen und Droschken, aus denen elegant angezogene Damen und Herren ausstiegen. Diese gehörten, das nahm Jonathan stark an, alle der gehobeneren Schicht an. Die meisten Frauen trugen teuer aussehende Kleider, die bis auf den Boden reichten. Einige trugen sogar Fächer mit sich herum. Die Anzüge der Männer waren schwarz. Wie auch der, den Jonathan selbst. Das einzige was die Männer anzugsmäßig unterschied, waren die Farben des Hemdes und der Schnitt des Anzugs. Und vermutlich auch der Preis. Aber nach so etwas fragte man nicht. Man konnte sehen, dass alle hier mehr sehr wohlhabend waren.

„Katie!", erklang mit einem Mal, wie aus dem Nichts, eine Stimme. „Was machst du denn hier?"

Katie zuckte zusammen. Dann stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie erkannte wer sie angesprochen hatte. „Henry!", rief sie überrascht.

Es war tatsächlich Henry Kennington, der da vor ihnen stand und Katie nachdenklich musterte. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier antreffen werde", gestand er schließlich.

„Gleichfalls", Katie grinste. „Aber ich freue mich auf jeden Fall. Dann ist Jonathan nicht der einzige, den ich hier kenne"

„Ach ja", Henry nickte und wandte sich Jonathan zu. „Ich erinnere mich", sagte er. „Euer Name war Jonathan Hobbs, richtig?"

Nun war es Jonathan, der nickte. „Ja. Und ihr Henry Kennington. Ein Kindheitsfreund von Katie", entgegnete Jonathan. „Ist doch richtig, nicht wahr?"

„Ich bin beeindruckt", Henry lächelte anerkennend.

„Wieso das?", erstaunt sah Jonathan ihn an. „So seltsam ist das doch auch wieder nicht"

„Natürlich", Henry lächelte. „Aber sagt, wie kommt es, dass Ihr und Katie auf diesem Ball seid? Soweit es mir bekannt ist, sind hier nur geladene Gäste"

„Oh, das sind wir Henry", Katies Grinsen wurde etwas breiter. „Auch wenn uns, zugegebenermaßen, nicht bekannt ist von wem wir die Einladung zu verdanken haben"

Henry zog eine Braue in Höhe. „Und trotzdem nimmst du diese Einladung an?"

„Aber natürlich! Das siehst du ja", entgegnete Katie.

„Stimmt", Henry, der Katies Abenteuerlust nur zu gut kannte, seufzte. „Und Euch kam das wohl gar nicht seltsam vor, wie?", es klang beinah vorwurfsvoll.

„Doch natürlich", widersprach Jonathan, ohne zu zögern. „Allerdings gab es gewisse Umstände, weswegen wir keine Wahl hatten, als diese Einladung anzunehmen. So bedauerlich das auch sein mag", fügte er nach kurzem überlegen hinzu und sah dann zu Katie.

„Er hat Recht, Henry", meldete sich Katie zu Wort. „Und nur, um es erwähnt zu haben, Jonathan hat bis zum Ende versucht, einen Weg zu finden, dass ich zu Hause bleibe"

„Aha", es klang nicht sehr überzeugt.

„Glaubst du mir etwa nicht?", wollte Katie misstrauisch von Henry wissen.

„Doch selbstverständlich. Aber wenn du Probleme hast, hättest du dich doch auch an mich wenden können"

„Nicht bei diesen", sagte Katie, bevor Jonathan die Möglichkeit hatte darauf zu antworten.

Das Geheimnis der ZwölfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt