»Du weißt aber schon, dass das wirklich keine gute Idee ist?«, erkundigte sich Jonathan bei Katie, denn niemand andere war es, die vorhin zu ihnen ins Zimmer gestürmt kam.
Katie seufzte. »Hast du mir nicht zugehört?«, fragte sie ihn. »Ich würde mich am liebsten auch davor drücken. Allein bei dem Gedanken Damien zu treffen bekomme ich Gänsehaut. Dass Miss Fleur mich begleiten wird, hilft da auch nicht. Andererseits hat meine Mutter aber Recht. Mich mit ihm zu treffen ist eine ganz wunderbare Gelegenheit für unsere Nachforschungen.«
Jonathan seufzte. Er hatte geahnt, dass so etwas kommen würde. »Ich höre immer nur unsere Nachforschungen. Dabei sind es, die der Polizei.«
»Zu der du gehörst«, erinnerte Katie ihn ungeduldig. »Oder habe ich da etwas missverstanden?«
Er schüttelte den Kopf. »Natürlich. Aber du nicht. Du bist höchstens unsere Schutzbefohlene. Um alles andere kümmern sich Inspektor Lansbury und Mister Fray. Was du wissen solltest.«
Katie verdrehte genervt ihre Augen. »Na ganz toll. Die beiden Schlaftabletten bekommen das bestimmt besser hin, als wir.«
»Willst du damit etwa sagen, dass Inspektor Lansbury ein schlechter Ermittler ist?«, wollte Jonathan scharf wissen und wusste selbst nicht, warum er sich angegriffen fühlte.
Jetzt war es Katie, die den Kopf schüttelte. »Das habe ich nie gesagt. Er ist bestimmt gut ... Auf seine Weise. Aber wenn es andere Möglichkeiten gibt schneller an Ergebnisse zu kommen, sollte man das doch nutzen.«
Unrecht hatte sie da keines, das wusste auch Jonathan. »Trotzdem«, beharrte er aus seinem Standpunkt. »Was wenn du in Gefahr gerätst?«»Jonathan.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Du weißt doch, dass ich das schon beim letzten Mal auf dem Ball längst gewesen bin. Und da warst du auch nicht an meiner Seite und ich habe es überlebt.«
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Willst du damit sagen, dass es vollkommen in Ordnung ist, in Gefahr zu geraten, weil es neulich auch geklappt hat? Deine Argumente sind nicht wirklich gut.« Er verschränkte die Arme energisch vor der Brust. »Warum musst du dich überhaupt mit diesem Kerl treffen? Das verstehe ich immer noch nicht.«
»Sag bloß, du bist eifersüchtig?«, Katie grinste.
»Eifersüchtig?«, wiederholte Jonathan. »Ich? Wohl kaum.«
»Natürlich nicht.« Sie trat näher zu ihm. »Du bist dir da auch wirklich sicher, ja?«
»Klar.« Er hoffte, dass er sich überzeugender anhörte, als er sich fühlte. Die Wahrheit war, dass Eifersucht definitiv eine Rolle spielte. Er wollte nicht, dass sie sich mit Damien traf, weil er diesen schon vom ersten Moment, da er ihn sah, nicht mochte. Doch er hatte nicht das Recht, ihr das zu sagen. Immerhin waren sie wirklich nichts anderes als Schutzbefohlene und Aufpasser. Aber auch das sagte er ihr nicht.
»Selbst wenn«, meinte Katie, der seine reservierte Antwort nicht entging, »du musst dir keine Sorgen um mich machen, das verspreche ich dir hiermit.« Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen. Nur um ihm daraufhin einen Kuss auf seine Wange zu geben. »Ich habe außerdem meine Mittel und Wege um das zu erreichen was ich will.« Sie zwinkerte ihm zu. »Du weißt schon, die Waffen einer Frau.«
»Mhm«, war alles, was Jonathan heraus brachte. Noch immer zu überrascht, um etwas anderes zu sagen.
»Sehr gut!« Katie sah ihn freudig an. »Nachdem das jetzt geklärt ist, werde ich mich mal langsam fertig machen. Ich sage dir dann später wie es gelaufen ist. Wahrscheinlich werde ich aber in zwei, drei Stunden wieder hier sein.« Kaum hatte sie es gesagt, verließ sie auch schon den Raum.
***
»Nur, um wirklich sicher zu gehen, dass ich das richtig verstanden habe«, meinte Arthur, nachdem Jonathan zu ihm ging und davon erzählte, was Katie ihm eben berichtet hatte. »Miss Katie trifft sich nachher alleine mit jemandem den du für nicht vertrauenswürdig hältst? Stimmt das so?«
Jonathan biss sich verärgert auf die Unterlippe. »Im Großen und Ganzen ja.« Dass das überwiegend auf einer persönlichen Abneigung beruhte, erwähnte er nicht. Ebenso wenig den Kuss, den Katie ihm auf die Wange gegeben hatte.
Arthur seufzte. »Ich weiß ebenfalls wie dominant Katie manchmal charakterlich sein kann aber-«
»Ich glaube, dass du hast das nicht ganz verstanden«, fiel Jonathan ihm ins Wort. »Ihre Eltern haben dieses Treffen arrangiert.«
Das schien Arthur doch zu überraschen. »Wirklich?« Mit großen Augen sah er ihn an.
»Das ist ja das Problem«, merkte er an. »Aber andererseits hat Katie auch nicht Unrecht.«
»Was soll das denn heißen?«, wollte Arthur wissen.
Jonathan wollte gerade auf seine Frage antworten, da tat Arthur das schon selbst.
»Moment.« Er sah Jonathan an. »Wenn du sagst, dass Katies Eltern das Treffen arrangiert haben meinst du doch nicht etwa das...« Er unterbrach sich selbst.
Jonathan war trotzdem klar, wovon er sprach. »Ich glaube nicht, dass Katie einer Verbindung mit diesem Kerl zustimmen würde«, antwortete er ihm, auf die unausgesprochene Frage. »Zumindest nicht, wenn man bedenkt wie sie eben gelaunt war.«
»Dann ist ja gut.« Arthur atmete erleichtert aus. »Ich habe schon einen ordentlichen Schreck bekommen.«
Jonathan runzelte die Stirn. Es ging ihn schließlich auch nichts an. »Trotzdem. Es stimmt schon. Katie kommt an manche Informationen leichter ran, als wir.«
»Einverstanden bin ich damit dennoch nicht«, meinte Arthur. »Sollte nicht doch einer von uns Inspektor Lansbury Bescheid geben?«, schlug er vor. »Nur zur Sicherheit.«
Daran hatte er noch gar nicht gedacht. »Das ist eine gute Idee«, stimmte er Arthur zu.
»Zwei Köpfe haben eben doch mehr Ideen als nur einer«, entgegnete dieser amüsiert. »Wer von uns soll gehen? Du oder ich?«
»Ich, wenn es dir nichts ausmacht«, antwortete Jonathan, ohne zu zögern.
Arthur grinste. »Mit dieser Antwort habe ich gerechnet. Ich bin aber auch ganz zufrieden damit hier die Stellung zu halten.«
Jonathan erwiderte das Grinsen. »Na dann mache ich mich mal auf den Weg«, meinte er und tat genau das.
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Das Geheimnis der Zwölf
Tarihi Kurgu*Longlist Wattys2018* England, Anno Domini 1890 Jonathan Hobbs fängt neu in der Polizeistation im East End an, wo die Begrüßung erst einmal nicht besonders freundlich ausfällt. Als er dann durch Zufall wenige Tage später Katharine "Katie" McKenzie k...