Kapitel 14: Große Pläne II

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Anno Domini 1890
London, England - West End
Villa der Familie McKenzie

"Das kann doch wohl kaum euer Ernst sein?", ungläubig sah Frank McKenzie seine Tochter an.
  Katie seufzte. "Vater, glaubt Ihr wirklich dass ich Euch freiwillig so etwas erzählen oder als Lüge vortragen würde?", wollte sie wissen.
  Frank schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht. Auch wenn ich dir so manches zutraue, bin ich mir doch sicher, dass du über so etwas keine Witze reißt"
  "Das freut mich", Katie sah erst ihren Vater und dann Jonathan an. "Was machen wir jetzt?"
  Frank dachte kurz nach. "Ihr beide erstmal gar nichts", meinte er schließlich. "Ich dagegen werde mal mit Richmond reden"
  "Seid Ihr sicher, dass das eine gute Idee ist Vater?", wollte Katie wissen.
  "Solange ihr zwei nicht dabei seid, ja", sagte Frank.
  Jonathan konnte nicht anders als für einen Moment das Gesicht zu verziehen. Rumsitzen lag ihm so gar nicht. Am liebsten hätte er Katies Vater darum gebeten ihn zu begleiten. Es gelang ihm jedoch sich zurück zu halten. Wenn auch nur mit großer Mühe.
  "Keine Sorge. Ich werde Euch alles berichten, von dem ich etwas erfahre", versprach Frank, der ahnte wie Jonathan sich fühlte.
  "Danke", Jonathan zwang sich zu einem, möglichst überzeugenden, Lächeln.
  "Na also schön", meldete sich auch Katie wieder zu Wort. "Und was soll ich in der Zeit machen?"
  "Wenn ich mich nicht irre, hast du noch Französischunterricht bei Madame Fleur", Frank, der genau wusste wie sehr sie diesen Unterricht nicht leiden konnte, grinste. "Und zwar in zehn Minuten"
  Katie verdrehte die Augen. Sie konnte einfach nicht anders.
  Normalerweise würde Frank sie dafür tadeln. Doch im Moment amüsierte es ihn. Er wandte sich an Jonathan. "Ich schätze, Euch muss ich nicht sagen was Ihr zu tun habt?"
  Jonathan schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht", entgegnete er.
"Sehr gut", meinte Frank. "Dann lasst uns alle mal starten"

"Also jetzt sag schon: Was hast du vor?", verlangte Katie von Jonathan.
  Der zuckte mit den Schultern. "Nichts besonderes"
  "Und das heißt?"
  "Wieso willst du das eigentlich wissen?", wollte Jonathan wissen. "Du hast doch sowieso keine Zeit mich zu begleiten"
  "Das beantwortet nicht meine Frage!"
  "Na schön", Jonathan seufzte. "Ich würde mich gerne mal mit deiner Mutter unterhalten"
  "Mit meiner Mutter?", wiederholte Katie erstaunt. "Wieso das?"
  "Das hat dich gar nichts anzugehen, junge Dame!", erklang mit einem Mal eine Stimme, mit der keiner von beiden gerechnet hatte. Vor ihnen stand, Katie streng ansehend, Eleanor McKenzie.

"Madam", Jonathan, der als erster seine Sprache wieder fand, verneigte sich formvollendet. Als er sich wieder aufrichtete lächelte er. "Ich freue mich Euch zu sehen". Das stimmte. Er freute sich wirklich.
  Eleanor musterte Jonathan kurz. Er erschien ihr zwar noch relativ jung zu sein, dennoch musste sie zugeben, dass seine Manieren vorbildlich waren. Eleanor erwiderte sein Lächeln. "Ganz meinerseits", sagte sie schließlich. "Ich hoffe meine Tochter macht Euch nicht allzu viele Probleme?"
  "Aber nein", Jonathan schüttelte den Kopf. "Eher scheint sie es zu sein, die unbeabsichtigt in diese gerät"
  "Das hatte ich fast befürchtet", Eleanor seufzte unwillkürlich. "Ich hoffe sehr, Ihr nehmt ihr das nicht übel"
  "Aber mitnichten", versicherte Jonathan ihr. "Im Gegenteil. Ich finde es viel mehr erfrischend. Es ist,leider, selten geworden dass man genau das ins Gesicht gesagt bekommt, was andere von einem denken"
   Eleanor nickte. "Da habt Ihr Recht", stimmte sie ihm zu. Dann drehte sie sich zu Katie, die immer noch anwesend war und das Gespräch interessiert verfolgte, um. "Junge Dame! Du bist ja immer noch hier! Wenn du nicht sofort los gehst, wirst du noch richtig Ärger bekommen!"
   "Ja Mutter", es klang wenig begeistert. Ein Seufzer folgte noch, dann machte Katie sich schließlich auf den Weg.

"Das kannst du doch wohl nicht ernst meinen!", rief Richmond Lansbury, dem  Frank McKenzie, der vor kurzem in der Polizeistation eintraf, gerade berichtete was er von  Katie und Jonathan erzählt bekommen hatte.
  "Interessant in der Tat", fügte Adam Fray, der sich wie so oft ebenfalls in Richmonds Büro aufhielt, hinzu.
  "Danke Adam. Das war wie immer sehr hilfreich", knurrte Richmond, der noch immer nicht glauben konnte was er erfahren hatte.
  "Aber gerne doch", Adam grinste.
  "Katie geht es doch gut trotz dieser Sache?", erkundigte sich Richmond schließlich und ignorierte Adams Kommentar vorläufig.
  Frank nickte. "Ja. Sie ist voller Tatendrang. Am liebsten hätten sie und Jonathan mich hierher begleitet", Frank seufzte kurz. "Ich hielt es jedoch für keine gute Idee"
   "Dem kann ich nur zustimmen", meinte Richmond. Er musterte Frank kurz nachdenklich. "Wie macht sich der Junge denn so? Er verursacht dir doch etwa keinen Ärger?"
   "Falls du von Jonathan redest: Er zeigt vorbildliche Manieren und Ärger macht er schon gar nicht. Viel eher ist es leider Katie, die ihn in Schwierigkeiten bringt. Wenn wohl auch, zumindest nicht immer, gewollt"
   "Na dann ist ja gut. Etwas anderes hätte ich auch nicht geduldet", stellte Richmond unmissverständlich klar.
   "Ich weiß", Frank gestattete sich ein kurzes Grinsen.
   "Daher erwarte ich auch von dir, dass du mir keine Märchen erzählst"
   "Auch das weiß ich", Franks Grinsen wurde noch etwas breiter. Er räusperte sich. "Jetzt aber mal ernsthaft: Hobbs ist wirklich gut, Richmond. Vielleicht noch etwas unerfahren, ja. Dennoch sehr pflichtbewusst und wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Du solltest froh sein, dass er dir zugeteilt wurde"
   "Wenn du meinst...", ganz überzeugt klang Richmond nicht.
   "Geht es aber im Moment nicht um etwas ganz anderes?", mischte sich Adam noch einmal in das Gespräch ein. "Nämlich darum wer diese Typen sind und was wir jetzt machen?"
   Richmond nickte nachdenklich. "Selbstverständlich", stimmte er zu. "Das wird nur nicht besonders einfach sein", er seufzte.
   "Wieso das denn?", wollte Adam wissen.
   "Ist doch logisch! Oder denkst du im Ernst, dass diese Kerle persönlich hier aufkreuzen werden?"
   "Oh. Du hast Recht", stimmte Adam Richmond zu. "Das hatte ich tatsächlich ganz übersehen"
    "Und aus exakt diesem Grund bin ich Inspektor und du derjenige, der sich um die Opfer kümmert", sagte letzterer
    "Du meinst die Leichen der Opfer", korrigierte Adam ihn.
    "Wie auch immer", Richmond sah erst Adam, dann Frank an. "Hat jemand vielleicht eine Idee für unser weiteres Vorgehen?"
    "Hattest du nicht gerade gesagt, dass du hier der Inspektor bist - womit es bei dir läge darüber zu entscheiden", meinte Adam freundlich aber mit einer leichten Portion Spott in der Stimme.
    "Haha, sehr witzig", es klang genervt.
    "Ja, finde ich auch", Adam grinste breit, wodurch er sich sofort einen bösen Blick, seitens Richmond, einhandelte.
    Frank, der der Diskussion der beiden bisher nur zugehört hatte, räusperte sich nun. "Können wir bitte zum eigentlichen Thema zurück kommen?", bat er die beiden  ungeduldig.
   Richmond nickte. "Wie wäre es, wenn wir mal Arthur fragen?", schlug er vor. "Vielleicht ist ihm ja etwas aufgefallen. Immerhin hat er Dienst am Empfang"
   "Du redest von Arthur Hitcrombe, richtig?", erkundigte sich Frank.
   Richmond nickte.

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