Kapitel 4: Eine ungewöhnliche Beobachtung

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Anno Domini 1890

England, London - West End ​

"Ist das wirklich notwendig?", erkundigte Katie sich bei Jonathan. Der nickte entschlossen. Schon seit geraumer Zeit versuchte er ihr zu erklären, dass es am sichersten für sie wäre wenn sie von nun an alles mit ihm vorher besprechen würde. Einfacher wäre auf jeden Fall für ihn. Doch leider war Katie was das anging ziemlich stur und sein Vorhaben daher nur wenig bis gar nicht von Erfolg gekrönt.

„Ich werde ganz sicher nicht einfach nur zuhause herum sitzen!", zischte sie Jonathan an und schenkte dem Händler vor dessen Warenstand sie sich gerade unterhielten ein strahlendes Lächeln.

Jonathan seufzte. So langsam war er sich nicht mehr sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, dass er auf Katie aufpasste. Es gefiel ihm zwar, wie er insgeheim zugeben musste, dass sie wusste was sie wollte aber es konnte einem schnell den letzten Nerv rauben. „Darauf bestehe ich auch gar nicht, wie du sehr gut weißt. Es wäre nur schön wenn mir sagen würdest was du in nächster Zeit vorhast und ich dich begleiten dürfte", stellte Jonathan ungeduldig, nun mit etwas lauterer Stimme, klar.

„Das kommt nicht in Frage!", entgegnete Katie nun für alle hörbar.

„Miss, bedrängt dieser junge Kerl sie etwa? Wenn Sie es wünschen kann ich die Polizei rufen. Die nächste ist nicht weit von hier. Es wäre also schnell jemand da", bot der Händler Katie an und strafte Jonathan mit einem bösen Blick.

Katie sah Jonathan amüsiert an. „Was denkst du Jonathan? Soll dieser nette Mann die Polizei rufen?", sie konnte sich ein Grinsen nicht länger verkneifen.

Jonathan schnaubte als Antwort.

„Du hast Recht. Das wäre wohl etwas zu sehr übertrieben. Wir sind schließlich erwachsen", sagte Katie immer noch grinsend. Dann räusperte sie sich. „Nun wie dem auch sei... Danke jedenfalls für das Angebot", sie lächelte den Händler noch einmal freundlich an, dann ging sie einfach weiter.

Jonathan folgte ihr ohne zu zögern.

„Ich weiß, dass du dir Sorgen machst Jonathan. Und auch, dass du nur höflich sein willst aber du musst dir wirklich nicht so viele Sorgen um mich machen", meinte Katie, die so langsam ein schlechtes Gewissen bekam. „Ich bin nämlich nicht so hilflos wie ich vielleicht aussehe, weißt du?", fragte sie.

„Was macht dich da so sicher? Musstest du dich denn schon einmal richtig ernsthaft verteidigen?", konterte Jonathan gereizt.

Katie seufzte. „Nein. Du hast Recht. In eine wirklich gefährliche Auseinandersetzung bin ich noch nie geraten", gab sie zu.

Jonathan nickte. Genau diese Antwort, oder zumindest eine ähnliche, hatte er erwartet. „Also was machen wir jetzt?", wollte er wissen.

„Na gut", lenkte Katie schließlich nach kurzem Schweigen ein „ich zeig dir meinen Terminplan. Aber du kannst nicht zu allen Terminen mit, dass das klar ist", erklärte Katie ihm. Dann sah sie Jonathan an. „Außerdem wäre es schön, wenn du ein wenig entspannter wärst. Du kommst einem so vor wie ein", an dieser Stelle konnte Katie ein breites Grinsen nicht zurückhalten „steifer Polizist"

Jonathan starrte Katie irritiert an. „Ich bin ein Constable, Katie", erinnerte er sie.

„Ach, sag bloß", Katie schnaubte. „Dir ist aber schon klar, dass du versuchen musst dich zu entspannen oder wenigstens ein bisschen lockerer zu werden? Ansonsten hilft es dir noch nicht einmal, dass du in Zivil arbeitest", meinte sie jetzt wieder mit gesenkter Stimme.

Jonathan schüttelte resigniert den Kopf. Er hatte einfach keine Ahnung, was er dazu sagen sollte.

Katie musterte Jonathan nachdenklich. „Tut mir Leid", sagte sie schließlich „es ist nur so, dass ich mich dann abhängig fühle. Und das will ich mehr als alles andere nicht sein. Verstehst du das?"

Das Geheimnis der ZwölfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt