Kapitel 20: Neuigkeiten I

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»Arthur, wir müssen reden«, verkündete Katie, nachdem sie ohne auf eine Einladung zu warten, das Gästezimmer betrat, welches er zur Zeit nutzte. »Es gibt Neuigkeiten.«
  Arthur seufzte. »Manchmal frage ich mich ernsthaft, wie es sein kann, dass du dich im einen Moment undamenhaft verhältst und auf der anderen Seite aber auch das Gegenteil sein kannst. So als wärest du eine komplett andere Person.«
  Katie zog eine Braue in die Höhe. »Vergleichst du mich gerade mit Doktor Jekyll und Mister Hyde?«
  »Ja, genau das meine ich.« Arthur verschränkte die Arme vor der Brust. »Ein wohlerzogenes Mädchen würde so ein Buch nicht einmal kennen.«
  »Die verpassen dann auf jeden Fall eine gute Geschichte«, Katie grinste. »Obendrein, sind diese Ladys langweilig. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, glaube mir.« Sie räusperte sich. »Willst du jetzt wissen, was ich in Erfahrung gebracht habe oder wollen wir weiterhin über Manieren und Etikette reden? Denn wenn das der Fall ist, kann ich auch mit Madame Fleur reden.«
  »Sollten wir nicht besser auf Jonathan warten? Sonst musst du alles noch einmal neu erzählen«, schlug Arthur vor.
  »Aber wenn ich es dir jetzt schon überlegen was wir tun oder zumindest einen Plan schmieden«, meinte Katie. »Das wäre doch viel besser, oder nicht?«
  »Also gut«, stimmte Arthur zu. »was hast du in Erfahrung gebracht?«
  »Nicht so viel, wie ich es mir gewünscht habe aber dafür ein paar sehr interessante Dinge«, teilte sie ihm mit und berichtete dann von ihrem Gespräch mit Tommy.
 »Nur damit ich das richtig verstehe«, begann Arthur, nachdem er alles von Katie erfahren hatte.  »Du hast dich mit einem Straßenjungen unterhalten, der dir erzählt hat, dass Annie von drei Gentlemen Besuch hatte und-«
  Katie schnaubte. »Gentlemen waren das ganz gewiss nicht.«
  »Dass das was du getan hast extrem riskant war?«, fuhr Arthur fort. »Dein Plan, den Jungen erneut zu treffen macht es nicht viel besser.«
  »Dann denkst also, dass es eine dumme Idee war, den Jungen nochmal zu sehen und dass er nichts erfahren wird?«, wollte Katie wissen.
  Arthur schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin sicher, es wird ihm gelingen neues zu herauszufinden. Denn er hat Recht, die meisten Leute achten nicht auf die Straßenjungen.«
  »Aber?«, hakte Katie nach. »Wo liegt dann das Problem?«
  »Erstens, ich finde es nicht gut, wenn du dich alleine dort sehen lässt. Zweitens, wird dir das wohl kaum auf Dauer gelingen. Drittens, falls du das öfters machst wirst du mit Sicherheit irgendwann auffliegen.«
  »Hältst du mich wirklich für so leichtsinnig?«, erkundigte Katie sich. »Dich kann ich ja wohl kaum mitnehmen. Immerhin kennt dich quasi jeder.«
  »Jonathan wird genau dasselbe wie ich sagen, da bin ich mir sicher«, entgegnete Arthur. »Davon abgesehen-«
  »Warte mal!«, fiel Katie, die sich plötzlich an etwas erinnerte, ihm ins Wort. »Ich glaube Tommy kannte Jonathan schon.«
  Mit, vor Erstaunen, großen Augen blickte Arthur sie an. »Wie bitte?«
  Katie nickte. »Ja, ich denke schon. Tommy hat mich nämlich am Anfang unseres Gesprächs gefragt, wo der Bobby, wie er es ausdrückte, ist der mich sonst begleitet.«
  »Das sagst du erst jetzt?« Arthur massierte sich für einen Moment die Schläfe. Langsam bekam er das Gefühl, als würden ihn Kopfschmerzen plagen.
  »Es tut mir leid. Ich hatte es vergessen.« Katie versuchte sich an einem Lächeln. »Andererseits ist doch auch gar nicht so schlecht, oder? Was ich damit meine ist-«
  »Ich weiß.« Nun war er es, der ihr ins Wort fiel. »Aber das heißt noch lange nicht, dass ich selbst es gut finde.«
  Katie nickte. »Vielleicht ist es doch am besten, wenn wir vorerst abwarten, bis Jonathan und Vater zurück sind. Sonst kommen wir hier nicht weiter. Auch wenn Geduld so gar nicht meine Stärke ist.«
***
Es dauerte zu Katies Missfallen, eine ganze Weile bis Jonathan und ihr Vater zurückkamen. Zumindest aber deutlich mehr als sie es sich gewünscht hatte. Dann zwei Stunden, die sich viel länger anfühlten, sah sie aus den Fenstern ihres Zimmers endlich eine Droschke vorfahren. Aus der beide ausstiegen und sie musste sich zurückhalten um nicht die Treppe, die in die große Eingangshalle führte herunter zu rennen. Was ihr Vater, kaum dass er mit Jonathan eintrat, sofort durchschaute.
  »Katie? Was ist los mit dir? Geht es dir nicht gut? Ich habe gedacht, du wirst uns direkt überfallen«, er klang belustigt.
  »Vater! Ich-«, setzte Katie an und blickte hilfesuchend zu Jonathan. Doch der sah aus, als hätte er einige Mühe nicht laut zu lachen. »Ach egal. Also? Was habt ihr erfahren? Gibt es etwas neues?«
  »Das wird sich erst noch zeigen müssen«, sagte Jonathan, anstelle ihres Vaters. »Es wäre immer noch am besten, wenn es einen Augenzeuge gäbe. Aber danach sieht es zur Zeit leider nicht.«
  »Selbst wenn. Die Leute reden zwar gerne über jede Menge unnötiges, doch mit der Polizei geben sie sich nur ungern ab. Deshalb wird sich wohl kaum jemand melden.«
  »Aber was habt ihr denn dann so lange bei Inspektor Lansbury gemacht, dass das alles so lange gedauert hat?«, wollte Katie wissen. »Ihr habt doch nicht einfach nur nett geplaudert.«
  »Natürlich nicht. Aber warum sollten wir über etwas reden von dem wir noch keine Ergebnisse haben?«
  »Vater, bitte«, versuchte Katie es erneut. »Ihr könnt mich doch nicht so in der Luft hängen lassen!«
  »Ich werde Arthur aufsuchen«, sagte Jonathan und sah Katie an. »Weißt du ob er in seinem Zimmer ist?«
  Katie nickte und erwiderte seinen Blick. »Ist er. Ich habe mich ebenfalls gerade kurz mit ihm unterhalten. Aber auch er hat wohl keine neuen Ideen was man machen könnte.«
  »Gut. Ich werde trotzdem bei ihm vorbeischauen«, sagte Jonathan und verneigte sich zum Abschied kurz vor Katies Vater. »Ich sehe Sie später, Sir.«
  »Dann gehe ich auch zurück auf mein Zimmer, Vater. Ich habe noch ein Buch, welches ich weiterlesen möchte«, teilte Katie ihm mit. »Bis später beim Abendessen.«
  »Einverstanden«, stimmte Frank zu. »Hobbs, wollen Sie uns nachher Gesellschaft leisten? Ich bin mir sicher, meine Frau würde sich ebenfalls freuen. Ebenso wie meine Tochter.«
  Katie sah Jonathan erneut an und es wunderte sie nicht, dass er zögerte.
  »Gerne«, meinte er dann aber zu ihrer Überraschung und verneigte sich erneut vor Frank. »Vielen Dank für Ihre Einladung Sir.«
***
»Hobbs, da sind Sie ja wieder«, begrüßte Arthur ihn, kaum dass Jonathan ihn aufsuchte. »Gibt es was Neues?«
  »Das müssen wir noch abwarten aber womöglich haben wir eine Spur und-, weiter kam er nicht.
  »Ich wusste es!«, erneut wurde die Tür geöffnet und herein kam Katie.
  »Wolltest du nicht in deinem Zimmer ein Buch lesen?«, fragte Jonathan sie.
  »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?« Katie sah ihn an. »Also?«
  Jonathan seufzte. Er sah zu Arthur, der mit den Schultern zuckte.
  »Wenn du willst, kann ich dir auch zuerst erzählen was ich heraus gefunden habe«, bot Katie an.  »Interessant ist es auf jeden Fall.«
  »Da muss ich ihr Recht geben«, stimmte Arthur zu. »Auch wenn ich nicht gut heiße, wie sie an die Sache herangegangen ist.«
  »In Ordnung. Dann erzähl du zuerst«, forderte er sie auf. Nur um sich zu wünschen, dass er sich anders entschieden hätte. Auch wenn es nichts besser machen würde, ob er es nun früher oder später erfuhr.

Das Geheimnis der ZwölfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt