Kapitel 5: Überlegungen

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Anno Domini 1890

England, London - am Rande des West End

„Nun was denken Sie Hobbs? Wie finden Sie es?", Frank McKenzie nickte, ein Grinsen unterdrückend, in Richtung der kleinen Wohnung, welche sie sich gerade ansahen.

Jonathan räusperte sich diskret. „Angemessen", meinte er dann.

Frank grinste nun doch. Wie er sich bereits gedacht hatte, war Jonathan viel zu höflich um weiter zu sagen was er eigentlich dachte. „Man wird die Wohnung noch ein wenig in Schwung bringen müssen...", fuhr Frank fort.

„In Schwung bringen? Es ist am besten wenn man sie abreißt und komplett neu baut!", mischte sich nun Katie empört ein. „Das kann nicht dein Ernst sein, Vater!"

Sehr zu Franks Überraschung schüttelte Jonathan den Kopf. „Es ist genau richtig. In der Tat mag es im Moment etwas" Jonathan räusperte sich abermals „heruntergekommen aussehen. Doch das hat auch durchaus seine Vorteile. Zum Beispiel wird niemand hier einen Polizisten vermuten"

„Das ist allerdings wahr", stimmte Katie widerwillig zu. „Aber wird es nicht auch Aufsehen erregen, wenn du jeden Tag in Zivil bei uns erscheinst?"

Jonathan nickte. „Das ist richtig", stimmte er ihr zu „jedoch auch kein besonders großes Problem..."

„Gibt es noch irgendjemand dem ich vielleicht einen Boten schicken soll?", erkundigte Frank sich schnell bei Jonathan. „Denn Sie leben wohl kaum noch bei Ihren Eltern, nehme ich an?"

„Das wäre nett, danke", Jonathan dachte einen Augenblick nach „und zwar an Miss Sophie Harris".

Frank sah ihn fragend an. Katie ebenso.

„Sie ist die Tochter meiner aktuellen Hauswirtin. Sagen Sie ihr bitte einfach, dass es mir gut geht, ich an einem Fall arbeite und nicht weiß wann ich wieder kommen kann. Das wird ihr vermutlich reichen"

„In Ordnung. Wenn ich zurück bin werde ich gleich einen Boten schicken", versprach Frank, nachdem Jonathan ihm die genaue Adresse genannt hatte.

Katie musterte Jonathan und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie bisher absolut keinen Gedanken daran verschwendet hatte wie und wo er wohl wohnte. Das einzige was er ihr diesbezüglich mal, bei ihrem Kennenlernen, vage erzählte war, dass er am Rande des East End wohnte. Oder das genauer gesagt damals andeutete. Wobei das wahrscheinlich auch nur aus praktischen Gründen, wie der Nähe zur Polizeiwache, überlegte sie nachdenklich. Gut, die Wohnung hier befand sich auch am Rand des East End, doch vermutlich wäre es auch zu riskant wenn Jonathan seine eigene Wohnung oder Haus benutzt hätte. Wobei es sich mehr nach einem Haus, einem kleinen, anhörte. Immerhin hatte Jonathan ihren Vater gebeten der Tochter seiner Hauswirtin Bescheid zu geben. Warum eigentlich der Tochter und nicht direkt der Hauswirtin? Katie biss sich, ohne es zu wollen, auf die Lippen. Sie gestand es sich nur ungern ein, doch es ärgerte sie. Es ärgerte sie, dass sie die Antwort auf diese Frage nicht kannte.

„Ich werde nachher auch noch auf der Wache vorbei gehen und Bescheid geben wo man mich ab heute finden kann", riss Jonathans Stimme Katie aus ihren Gedanken.

„Ich werde dich begleiten", stellte Katie sofort klar.

„Das wäre das Nächste gewesen, worum ich dich gebeten hätte"

„Na dann ist ja alles klar", Katie grinste breit.

Frank sah von Katie zu Jonathan und wieder zurück. Schon von Anfang an war ihm aufgefallen wie vertraut die beiden miteinander umgingen. Vor allem Katie mit dem Constable. Doch auch Frank musste zugeben, wenn auch nur sich selbst erst einmal, dass er von dem jungen Mann beeindruckt war. Obwohl Jonathan nichts Offensichtliches getan hatte um das zu erreichen. Es lag wohl an seiner Ausstrahlung. Im Gegensatz zu Katie wirkte er ruhig und gelassen. Trotzdem kamen die beiden gut miteinander aus. Frank schmunzelte. Dann aber wurde er sofort wieder ernst. Natürlich war es gut, dass die beiden sich gut verstanden. Immerhin sollte Jonathan seine Tochter beschützen und da half das natürlich. Dennoch war zu viel Vertrautheit, wozu besonders Katie neigte, zwischen den beiden wohl auch nicht gut. Immerhin war Jonathan ein Constable. Und gerade in der heutigen Zeit war dies durchaus ein Beruf der mit gewissen Risiken verbunden war. Was Jonathan mit Sicherheit auch wusste. Zum Glück schien er jedoch auch ziemlich gut einschätzen zu können was er wann tun konnte und wann nicht. Eine Gabe die, wie Frank sehr gut wusste, nicht jeder besaß.

Das Geheimnis der ZwölfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt