Kapitel 5

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Helen:
Ich öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus. Das einzige, was mir danach einfiel, war, mich umzudrehen und schnell in die andere Richtung zu gehen. Plötzlich packte er mich am Oberarm.
"Hey hey hey, bleib sofort stehen", ich versuchte mich von ihm loszureißen ohne ihn dabei anzusehen oder auch nur ein Wort zu sagen.
"Du bist mir oft genug davongerannt", er zog mich zurück und drehte mich zu sich, sodass wir Angesicht zu Angesicht standen. Ich zappelte noch immer wortlos mit den Händen und wandte meinen Blick nicht vom Boden ab.

Aaron:
Dieses Mädchen war ein richtiger Sturkopf.
"Was soll das Helen?", ich versuchte ihre Arme festzuhalten ohne ihr dabei weh zu tun. Ihr Körperbau war so schmächtig, dass man sich nicht traute etwas fester zu zu drücken. Ihre bleiche Haut war so durchsichtig, dass man an Händen und Fingern die Adern genauestens erkennen konnte.
Sie zappelte nur stillschweigend in meinen Armen, aber sie konnte sich nicht losreißen. Sie schlug mit ihren kleinen Fäusten auf meine Brust ein und trotz des Verbandes tat es nicht weh.
"Schwächling", grinste ich sie an. Ich sah von oben herab wie sich ihr Blick verfinsterte und ich ahnte, dass jetzt nichts Gutes passieren konnte.
Ich versuchte den Schmerz zu überwinden, den sie mir gerade allen Ernstes zugefügt hatte, ohne meine Hände von ihren Armen zu lösen.
"Verdammt", fluchte ich stimmenlos.
"Wieso ausgerechnet diese Stelle?", fragte ich verzweifelt und etwas zusammengekrümmt. Ihr Tritt war für ihren nicht allzu großen Körperbau sehr zielsicher und schmerzhaft. Sie riss sich los und lief den Flur entlang. Ich brauchte nur eine Sekunde um mich wieder aufzurichten und rannte ihr nach. 'Komisch, dass hier keine Ärzte rumlaufen. Hier könnte man locker jemanden umlegen', dachte ich mir während ich auf der Jagd nach ihr war. Glücklicherweise war ich schneller als sie und packte sie von hinten. Ich ahnte, dass nun ein Schrei ihre Kehle verlassen würde, also hielt ich meine Hand auf ihren Mund. Bevor das jemand mitbekam musste mir schnell etwas einfallen. Ich sah mich um und bemerkte einen Abstellraum. Ich hob sie auf und ging mit ihr auf die Türe zu. Sie schlug mit den Beinen umher und versuchte in meine Hand zu beißen. Ich nahm die Hand von ihrem Mund weg. Ich fasste nach dem Türgriff und siehe da: Sie war offen. Hinter der Tür ließ ich sie wieder auf den Boden sinken und baute mich mit verschränkten Armen vor der Tür auf. Sie versuchte mich wegzuschieben, aber scheiterte natürlich. Ich musste etwas lachen doch hielt inne als ich ihren Blick von vorhin wieder wahrnahm. Meine Hände wanderten zu meinem wertvollstem Bereich und ich grinste sie unschuldig an.
"Tschuldigung", schmeichelte ich.
"Also willst du mich jetzt dein Leben lang anschweigen?", fragte ich sie. Sie drehte sich mit dem Rücken zu mir und ich konnte mir bereits ihren Blick vorstellen. 'Verreck doch', hätte sie jetzt am liebsten gesagt. Der Raum war glücklicherweise sehr klein. Zu klein für 2 Personen um zwischen ihnen mehr als einen halben Meter Abstand aufzubauen.
Ich betrachtete ihr rötliches Haar, das sie zu einem Zopf zusammen gebunden hatte.
'Was machst du nur mit mir Mädchen?', fragte ich mich selbst aber traute mich nicht es laut auszusprechen. Ich wusste, dass es eine schlechte Idee war, aber dennoch riskierte ich es. Ich ließ meine Hand zu ihrer Taille wandern und fuhr mit dem Zeigefinger ihrer Kurve entlang. Sie drehte sich ruckartig um und hob die Hand an. Ehe ich die Sterne sah, schaffte ich es ihre Hand festzuhalten.
"Ach Mademoiselle. Schon immer zu langsam", grinste ich und packte auch ihre zweite Hand, die auf dem Weg zu meinem Gesicht war. Ich drehte sie zu der Tür und drückte sie mit dem Rücken dagegen. Ihre zappelnden Hände hob ich über ihren Kopf und hielt sie mit einer Hand fest. Sie wehrte sich. Natürlich tat sie das. Immerhin würde das hier für jeden Außenstehenden wie eine Misshandlung aussehen. Ich musste grinsen.
"Freak!", fauchte sie.
"Ach die Dame kann doch sprechen", ich sah sie gespielt schockiert an. Anschließend musste ich lächeln. Und erst jetzt wurde mir bewusst was hier gerade vor sich ging. 'Helen', ihr Name schwirrte in meinem Kopf herum. Meine Miene wurde ernst. Sie sah an mir vorbei und wehrte sich auch nicht mehr. Ihre Muskeln waren noch angespannt.

Helen:
Ich hätte ihm jetzt am liebsten wieder einen Tritt verpasst, aber meine Kraft war ausgeschöpft also blieb ich in der Position, in der er mich hielt. Seine linke Hand hielt meine beiden Arme über meinem Kopf fest und seine rechte Hand ruhte neben mir auf der Wand. Ich spürte wie sein schneller Atem mir Gänsehaut bereitete. Noch mehr Überanstrengung würde ihm nicht gut tun. 'Und wenn schon! Soll er doch verrecken!', sprach meine kleine fiese Stimme zu mir. 'Nein soll er nicht!', sprach ich zurück. 'Er ist immerhin mein Patient', warf ich als Ausrede ein. Ich hatte aufgrund meiner Selbstgespräche im Kopf gar nicht bemerkt, dass er mich mit ernster Miene beobachtete. Ich hielt die Stille nicht mehr aus.
"Was ist?!", fragte ich wütend. Ein kleines Lächeln schmiegte sich um seine Lippen, er legte seinen Kopf schief und schon verflog das Lächeln wieder. Sein Blick wanderte an mir herunter und blieb an meinem Hals. Er war viel viel stärker und größer als ich. Ich hatte keine Chance gegen ihn. Also versuchte ich erst gar nicht seinem Blick zu entkommen. Er streifte sanft mit einem Finger über mein Schlüsselbein. Sein Daumen und Zeigefinger wanderten zu meinem Hals und dann lächelte er wieder.
"Lass mich los!", fauchte ich wütend.
"Du hast mich doch auch nicht losgelassen", gab er mir immer noch lächelnd als Antwort. Ich verstand nicht was er meinte bis mir klar wurde was er gerade bemerkt hatte.

Ripped heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt