Kapitel 6

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Aaron:
Sie hatte die Kette immer noch. Es war bereits über 10 Jahre her, dass ich sie ihr geschenkt hatte. Es war eine schlichte Goldkette mit einem winzigen Herz als Anhänger. Ich hatte sie damals sofort gekauft, weil ich mir sicher war, dass sie perfekt zu ihr passen würde. Und ich hatte Recht behalten.
"Sie steht dir Mademoiselle", ich nahm das kleine Herz zwischen meinen Daumen und Zeigefinger und ignorierte dabei ihren angeblich 'bösen' Blick, den ich zu gut kannte. Sie merkte aber nie, dass ich sie dadurch nur attraktiver fand.
"Hast du sie je aufgemacht?", fragte ich mit gehobener Augenbraue. Sie sah mich etwas verwirrt und mit gerunzelter Stirn an. Ich musste lachen. Ihr Blick verriet so einiges.
"Du wusstest 10 Jahre lang nicht, dass sie aufgeht?" Ich drückte das Herz zusammen und mit einem Klick öffnete es sich. Helen sah an sich herunter aber konnte es nicht genau sehen, weil die Kette zu kurz war. Ich ließ ihre Hände los und strich ihren Zopf auf eine Seite. Anschließend ließ ich meine Hände zu ihrem Nacken wandern. Sie hielt für einen Moment die Luft an. Ich hielt in der Bewegung inne und sah sie an. Mein Gesicht war gefährlich nah an ihrem. Ein halbes Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.
'Süßes Ding', flog es durch meinen Kopf.
"Alles gut. Schau", ich nahm die Kette ab und hielt sie ihr vor das Gesicht.
"Hier", ich nahm ihre Hand und legte ihr die Kette hinein. Sie musterte sie mit leicht geöffnetem Mund. Sie war wieder das 18-jährige Mädchen von damals. Ihr Blick verriet mir, dass sie wirklich keinen blassen Schimmer davon gehabt hatte, dass das Herz sich öffnen ließ. Es war zwar klein, aber die Gravur darin war gut zu erkennen, wenn man etwas genauer hinsah.
"A+H", es war fast zu überhören, so als ob sie es zu sich selbst gesagt hätte. Es war beinahe so als hätte sich ein kleines Lächeln um ihre Lippen geschmiegt. Doch es dauerte nur eine Sekunde bis sie die Hand zur Faust ballte und ihr Blick wieder ernst wurde.
'Oh ow. Gleich kommts'. Sie sah mich ausdrucklos an und drückte mich von ihr weg.
"Geh nachhause Aaron", sagte sie kühl.
'Und es hätte so schön weitergehen können', seufzte mein inneres Ich. Sie drehte sich um und wollte die Tür öffnen.

Helen:
Ich hielt es nicht mehr länger mit ihm in einem Raum aus. Ich musste hier einfach nur weg. Er schlug die Tür wieder zu und hielt sie mit einer Hand geschlossen. Ich schreckte ein Stück zurück.
"He!", maulte ich ihn an.
"Wieso hast du sie noch, wenn du mich so sehr verabscheust?", fragte er mich und ich wage zu behaupten, dass er sich verletzt anhörte. Ich bekam fast Mitleid mit ihm. Aber es war er! Aaron! Der Junge, der mein Leben fast zerstört hatte! Ich hasste ihn! Er war jetzt ein Mann geworden, aber Menschen blieben erfahrungsgemäß die gleichen, also überhörte ich seine traurige Stimme. Ich drehte meinen Kopf zu ihm, sodass nur wenige Zentimeter unsere Gesichter trennten.
"Ich hab nur mein Versprechen gehalten. Mehr nicht!", ich hatte mittlerweile gelernt meinen Gesichtsausdruck so kühl aussehen zu lassen, als wäre ich emotionslos. Und in solchen Momenten war ich dankbar für diese Fähigkeit. Sein Blick verriet, dass ihn das jetzt getroffen hatte, oder er tat nur so. Man konnte das bei ihm nie genau einschätzen. Ich zog so fest ich konnte am Türgriff und zwängte mich an ihm vorbei und verließ wortlos den Raum.

Aaron:
"Du konntest nie besonders gut lügen Mademoiselle", sagte ich ihr leise nach ohne, dass sie es hörte. Ich musste grinsen als ich sie wegstolzieren sah.
"Süßer Hintern!", rief ich ihr noch immer grinsend nach. Sie drehte sich im Gehen um und zeigte mir angewidert die Zunge.
"Freak!", rief sie zurück und zog ihr T-Shirt weiter runter. Sie wusste wie sie mich unterhalten konnte ohne es zu merken und deshalb begehrte ich ihre kleinen Spielchen.
'Jetzt hab ich sogar einen Grund länger hier zu bleiben', ich musste bei dem Gedanken grinsen.

Helen:
Ich musste dafür sorgen, dass er so schnell wie möglich wieder verschwand. Nachdem ich einige Minuten in meinem Bürosessel saß, kam mir die Idee.
"Das ist es! Man, bin ich dumm", sagte ich zu mir selbst während ich die Akte suchte.

Aaron:
Ich lag in meinem Krankenbett und hatte meine Hände an meinem Hinterkopf platziert. Die Krankenschwester von vor paar Tagen kam mit einer Akte in den Händen herein.
"Hallo Tantchen", grinste ich sie an.
Sie verdrehte wiedermal die Augen.
"Gratulation, sie sind entlassen", sagte sie, als würde ich im Knast sitzen.
Ich richtete mich auf und sah sie verwirrt an.
"Jetzt schon?", fragte ich verwundert.
"Ja. Jetzt schon", sie drehte sich zum Gehen um.
"Warten Sie. Mir.. mir gehts aber nicht so gut. Mir ist schwindelig und.. meine Brust tut seit gestern wieder weh", log ich während ich mir auf die Brust griff.
"Das ist nur Einbildung Mister Johnson", sie blickte wohl durch meine schlechte Lüge durch.
Ich sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
"Das merk ich mir Tantchen", sagte ich. Sie schüttelte den Kopf und verließ den Raum.
"Verdammt", fluchte ich leise. Ich verschränkte die Arme, während ich auf das Fenster zuging und dachte nach.
"Guter Zug Helen", fügte ich hinzu.
'Aber das hier ist noch längst nicht das Ende', dachte ich mir grinsend und siegessicher.

Ripped heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt