Der Besuch

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Ich komme am Cafe an. Es ist noch ziemlich ruhig es sind vereinzelt ältere Menschen, die hier Frühstücken. Guten Tag!" sagt eine überaus motivierte Junge Frau. Sie überrumpelt mich mit ihrer Anwesenheit. Äh.. hi." sage ich und ziehe die Kapuze noch tiefer. Ist der Alte da?" Frage ich dann ohne nachzudenken. Sie meinen Herrn Shibuya, der ist noch nicht anwesend. Soll ich etwas ausrichten?" ich schüttel den Kopf und gehe in Richtung der Treppen. Dem versteckten Eingang zur Wohnung des Alten. Hier haben Katie und ich als Kinder ab und zu fange gespielt, wenn sie mal Zeit hatte. Mittlerweile hängt hier ein Schild mit der Aufschrift Betreten untersagt nur für Mitarbeiter! Ich gehe trotzdem zielstrebig die Treppen hoch Hey! Das ist verboten kommen sie wieder zurück. Ich halte vor der Tür und klopfe dagegen. Hallo? Alter, ich bin es Ren! Mach auf!" ich höre die Schlurfenden Schritte von ihm und dann den Schlüssel im Schloss. Lass mich rein..." die Junge Frau kommt zu mir geeilt und will mich wegzerren, sich ich halte mich. Die Türe schwingt auf. Ren?!" sagt der Alte ehrlich überrascht. Sara ist in Ordnung, das ist mein Enkel." sie lässt mich los. ... oh Verzeihung. Er wirkte nicht wie ein Verwandter von Ihnen." murmelt sie. Ich weiß er kommt eher nach seiner Mutter. Bitte gehe wieder an die Arbeit, es warten bestimmt schon Kunden. Und du weißt doch das Jeremy noch sehr unsicher ist..." Sie nickt und geht mit gestrafftem Rücken zurück an ihre Arbeit. Mich schaut der Alte an. Was führt doch zu mir?" ist die einzige Frage die er mir stellt, ich habe trotzdem das Gefühl das er am liebsten Tausende von Fragen gestellt hätte. Ich ... Ich muss unbedingt mit dir reden. Es geht um Katie." Ohne ein Wort lässt er mich rein und schließt die Tür hinter mir. Dann dreht er den Schlüssel zweimal im Schloss um, bevor er sich zu mir an den Esstisch gesellt. Tee?" ich nicke. Er schiebt mir die Kanne und eine Tasse hin. Und einen Teller mit Obstwürfeln. Was ist passiert?" fragt er dann gleich und nimmt sich einen Apfel-Würfel aus dem Teller. Es war am Samstag, ein Kumpel hat bei mir gepennt..." er unterbricht mich. Könntest du bitte deutlich sprechen und die Kapuze abnehmen ich möchte dich beim sprechen ansehen können... wenigstens die Bitte kannst du mir mal erfüllen." ich seufze. Ich war nicht immer der netteste zu ihm deshalb kann ich ihn da verstehen. Ich ziehe die Kapuze ab und schaue auf die Toschplatte. Mir ist es peinlich vor ihm so zugerichtet zu sitzen. Es zeigt das ich doch Schwächen habe. Danke. Wie läuft die Schule..?" okay. Ich stelle mich jetzt heute einmal der Sache mit dem Alten, einmal werde ich ihm mich anvertrauen. Ich kann es einfach nicht mehr unausgesprochen lassen. Die Schule läuft ganz gut. Ich überlege nach meinem Abschluss vielleicht zu studieren." ein weiches Lächeln zeichnet seine Lippen. Er wirkt plötzlich ganz jung und sympathisch. Hast du schon überlegt was du studieren willst?" ich überlege. Ich weiß es noch nicht genau. Vielleicht Medizin. Aber wie gesagt ich schwanke noch." ich trinke meinen Tee der zum Glück nicht mehr ganz so heiß ist. Studieren kann ich mir bei dir vorstellen, du warst schon immer begeistert vom lernen von Dingen. Als kleiner Junge warst du immer eifrig und lernbegierig. Medizin, ist etwas was ich dir jetzt nicht so zumuten würde, doch es ist deine Entscheidung. Ich werde mich da raushalten." ich nicke und schiebe mir einen Apfelschnitz in den Mund. Hast du noch Kontakt zu deiner Schwester ihrer besten Freundin?" seine Mine bleibt freundlich und interessiert. Ja ich habe Stephanie erst am Samstag gesehen. Sie hat mich mit ins Krankenhaus genommen." der Alte ist nicht überrascht. Katie liegt wieder im Krankenhaus? Wieso dieses mal?" Wieder? Weiß er mehr wie ich? ...ja, sie wurde zusammengeschlagen. Als wir sie besucht haben, gab es aber einen Zwischenfall. Seit dem habe ich nichts mehr von Stephanie gehört... geschweige denn gesehen. der Alte nickt nachdenklich. Okay. Ich nehme an das ist alles was du mir sagen wolltest. Das mit Katie. ich seufze er lag falsch. Ich will ihn alles mögliche erzählen, doch ob ich mich überwinden kann jetzt nach all den Jahren ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen?
Nein. Ich wollte mit den ganzen Geheimnissen aufhören. Ich war immer sehr... abweisend und kalt zu dir, ich hatte einfach Angst und war sehr unsicher. er hebt die Hand und ich verstumme. Du musst nicht Renji. Das ist normal. Ich bin ja nicht mal mit euch verwandt. Ich habe vollstes Verständnis dafür. Und ich war dir ja auch nie böse. ich habe den Alten schon immer als eine Art Opa oder Vater gesehen. Er war mir sehr wichtig und vor allem war ich ihm unendlich dankbar für alles was er für ins getan hat. Er hat uns von der Straße aufgelesen, hat uns ein Dach über dem Kopf und Sicherheit gewährt. Und behandelt wie wenn wir seine eigenen Kinder wären. Und ich? Ich hab mich nie bedankt oder war je nett zu ihm. Ich kenne ja nicht mal seinen richtigen Namen. Danke... sage ich dann einfach aus Instinkt. Er nimmt meine Hand und drückt sie. Was ist eigentlich mit deinem Gesicht passiert, Kleiner? ich schaue ihn das erste mal in der ganzen Zeit, in den ganzen Jahren an. Er wirkt so jung trotz all seiner Falten im Gesicht. Sein braunes Haar ist meliert und die Augen sind schon etwas schwach. Doch um seinen Mund bilden sich Falten die alles zu einem freundlichen ausgeglichenen Lächeln machen. Ich merke erst jetzt das seine Hände etwas zittern. Deshalb drücke ich sie umso fester. Er war wie ein Vater. Ich hatte eine Prügelei mit Taemin. Ich habe mit seinem Freund... etwas geflirtet. Das Lächeln im Gesicht des Alten wird noch etwas breiter. Eine Prügelei mit den besten Freund, wegen einer Liebe. So alt bist du schon. Die Jahre sind doch ziemlich verflogen. ich muss auch lächeln. Meine Lippe spannt wegen der noch nicht verheilten Platzwunde. Aber ich finde es schön das wir endlich mal reden können. Und du weißt das du immer willkommen bist. Brauchst du vielleicht auch noch ein Krankschreiben? Ich glaube es sind noch keine Ferien. Ich schaue schuldig weg. Mir ist das alles grade zu viel geworden... Erst das mit den ganzen Test, dann die Sache mit Taemin und seinem Freund... Dann das mit Katie und letztendlich das mit Jackson gestern Abend... ich verstumme. Ich habe mich verplappert. Verdammt! Jackson dein Mitbewohner? ich atme tief durch Ja ... Er, wir ... wir haben gestern Abend etwas gekuschelt... sein lächelnd wird sanft und warm. Es strahlt Geborgenheit aus. Das ist doch schön. Du weißt in deinem Alter wenigstens schon wo du hingehörst. Viele wissen das mit 16 noch gar nicht. Aber bald wirst du ja auch schon 17. sein Blick wird abwesend wie wenn er in Erinnerungen schwelgt. Wie wäre es wenn ich dir ein paar Fotos zeige? fragt er dann. Okay.. sage ich unsicher, eigentlich wollte ich nichts aus seinem Leben wissen... zumindest noch nicht. Er steht ächzend auf, geht zu einem Schrank der uns Kindern verboten gewesen ist. Hier kannst du mir mal bitte helfen..? er hebt mir eine Alte große Kiste hin ich stehe auf und beeile mich sie ihm abzunehmen. Die Kiste ist in der Tat sehr schwer. Ich stelle sie auf den kleinen Esstisch. Er macht davor Platz. Die Teekanne und der Obstteller müssen rutschen. Dann setzte ich mich. Er baut einen seltsamen Apparat auf. Was ist das? Frage ich neugierig. So etwas nennt man einen Diaprojektor. Es ist wie die Diashow auf deinem Handy nur aus Alten Filmrollen. Beziehungsweise Alten Bildern die so vergrößert und an die Wand projiziert werden können. Ich zeige dir das gleich. Er humpelt zu den Fenstern und zieht die dunklen schweren Vorhänge zu. Es ist fast stockfinster im Wohnzimmer nur von Flur kommt Licht durch den Türspalt. Er setzt sich wieder zu mir und holt eine Schachtel voller kleines Plastikkärtchen heraus. Diese Plastikkärtchen haben in der Mitte eine dunkle Folie auf der verschwommen etwas zu erkennen ist. Dann schaltet er den Projektor an. Surrend geht ein Licht an und man kann dann Staub über den Lüftungsschlitzen sehen. Er wirbelt durch die Luft. Dann steckt er ein Kärtchen in einen Schlitz das macht er etwa bis die Hälfte des Kästchens leer ist. Dann drückt er Knopf und schiebt den Linsenschutz von der Linse. Auf die Leere Wand wo andere normalerweise einen Fernseher stehen gehabt hätten flackerte ein Bild auf. Gespannt und neugierig starre ich auf das Bild. Der alte dreht noch an ein paar Rädchen, dann flackert das Bild nicht mehr, es ist scharf. Auf dem Bild ist eine Frau mit einem Kind. Darf ich vorstellen, das ist meine Schwester Nataljia und mein Neffe Henry. Damals war er grade vier Jahre alt. Das war vor seinem Unfall. der kleine Junge grinste freudig in die Kamera und seine Mutter lächelte belustigt. Im Hintergrund ist das Cafe zu sehen. Der Alte schaute sehnsüchtig das Bild an. Ich vermisse sie. Aber vielleicht darf ich bald zu ihnen. diese Aussage versetze mir einen Stich. Wir brauchen dich aber noch... sage ich traurig. Er lächelt traurig. Weißt du wie alt ich bin Renji? fragt er plötzlich auf meiner Muttersprache. Erstaunt schaue ich ihn an. Ich... Nein. wieder das traurige Lächeln. Ich bin mittlerweile 89 Jahre alt. Meine Tage sind gezählt... er drückt einen Knopf an den Projektor. Das ist meine Schwester auf ihrer Hochzeit. Zwei Jahre nach dem tödlichen Unfall. Sie hat es fast nicht über sich gebracht ohne ihren einzigen Sohn zu Leben. Henry kam damals ums Leben als sie mit dem Flugzeug abgestürzt sind. Nataljia und ihr Ehemann Fabio waren am Boden zerstört. ich stelle mir gerade vor wie die Hochzeit gewesen sein musste. Eine Hochzeit voller Trauer und schmerzhafter Erinnerungen. Die Hochzeit würde groß gefeiert. Nur für Henry. Ein Fest so groß und schön wie zahlreich besucht um Henry ein Andenken zu setzten. sagt er wie wenn er meine Gedanken lesen könnte. Das nächste Bild das er mir zeigte war wie er gesagt hatte Bunt, und schön. Die Junge Braut in einem Bunten Rüschenkleid um die Braut herum lauter Menschen in bunten Anzügen und Kleidern, mit Blumen zahlreicher als die Menschen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist wie in einem K-Drama. Wo Hochzeiten auch übertrieben gefeiert werden. Lebt deine Schwester noch? Frage ich ihn dann. Nein. sagt er kurz angebunden. Ich sehe wie seine Augen in dem Spärlichen Licht glänzen, vor Tränen. Das tut mir noch mehr weh, ihn so verletzlich und Traurig zu sehen. Ich muss an meine eigenen Eltern denken. Wie es Ihnen wohl ergeht. Sie haben vor Ewigkeiten ihre zwei Kinder an Menschenhändler verloren und keine Gewissheit wie es Ihnen ergangen ist. Sie wissen nicht ob wir noch Leben oder nicht. Wir wissen auch nicht ob sie noch Leben, oder vielleicht schon verstorben sind. Das tut mir leid. Sie war wohl eine bemerkenswerte Person. Ich hätte sie gerne kennen gelernt. Und Henry auch... wir hätten uns bestimmt verstanden. Der Alte wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Ja. Du und Henry ihr wärt sicher gute Freunde geworden. Er war genau wie du, als ihr damals bei mir eingezogen seid. Aufgeweckt, neugierig, und Weise. er lässt das fröhliche Bild noch einige Zeit an die Wand projiziert. Ich betrachte jeden kleinsten Zentimeter. Jedes Gesicht wirkt so fröhlich, so unbeschwert. Alle halten riesige Blumensträuße vor der Brust und immer wieder steht jemand mit einem Buchstaben in dem Meer aus Blumen. Am Ende ergaben die Buchstaben den Namen Henry we Love u  Tränen steigen mir in die Augen und ein Klo setzt sich in meinem Hals fest. Mich macht das Bild traurig. Ich glaube wir sollten andere Bilder anschauen. sagt der Alte dann bestimmt. Er nimmt den Schwung Kärtchen aus dem Projektor und setzt andere ein. Doch das Bild von der Hochzeit hat sich in meinen Kopf gebrannt. Jetzt sehe ich das Bild was ich als erstes gemeinsames Bild von mir und Katie betiteln kann. Ich habe meine blonden Haare noch nicht geschnitten gehabt und Katie hatte ihre Haare kurz. Sie grinst schelmisch während ich hinter ihrem Kopf Hasenohren zeige. Das war unser erster Sommer in Amerika, in Freiheit. Der Alte hat uns Klamotten gekauft gehabt. Sie trug ein rosanes T-Shirt und Grüne kurze Hosen. Ich hingegen habe mir damals bei einkaufen ein blaues T-Shirt mit einem Japanischem Zeichnen ausgesucht und eine weiße Hose. Nur Schuhe wollte keiner von uns trotzdem haben wir Sandalen bekommen. Das ist ein süßes Bild.. sage ich. Ja das war nach einem halben Jahr, nachdem ihr bei mir untergekommen seid. Das T-Shirt habe ich noch. Du hast dieses ding geliebt. ich muss grinsen Ja Stimmt daran erinnere ich mich noch. Ich saß Stunden lang vor der Waschmaschine bis es gewaschen war. Katie wirkt auch noch so ... unschuldig. der Alte klopft mir auf die Schulter. "Sie wird bestimmt bald wieder bei und sein." ich bin mir da nicht so sicher wie er sich ausdrückt. Ich kann das weniger mit so einer Sicherheit sagen. Aber er weiß ja auch nichts davon das sie einen Herzstillstand hatte. Ich traue mich aber auch nicht ihm das zu sagen. Er drückt wieder auf den Knopf. ein weiteres Bild taucht auf. "Dein erster Schultag. Erinnerst du dich noch daran?" beim überlegen kneife ich meine Augen zusammen, doch ich weiß es leider nicht mehr. "Nein... das ist schon zu lange her." er schiebt mir den Teller mit dem Obst vor die Nase. "Iss. Ich kann dir etwas dazu erzählen, vorausgesetzt du willst es hören." ich überlege nicht lang. "Erzähl mir alles..."  

Fake Love - Lost forever?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt