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Es war alles still, zu still. Ich spürte einen leichten Wind um meine Nase und öffnete vorsichtig meine Augen. Ich war nicht tot, ganz und gar nicht. Ich sah hinüber zu meiner Mutter, welche bitterlich weinte. "Nein!", schrie sie und ich folgte ihrem Blick. Wie in Zeitlupe nahm ich wahr, wer dort am Boden lag. Seine blauen Augen waren weit aufgerissen und sahen in den Himmel hoch, Shawn. Er hatte sich vor mich geworfen und sich somit geopfert, für mich. Ich sank weinend auf die Knie und bettete seinen Kopf auf meinen Schoss. "Nein, nein. Wach auf, bitte." Ich schluchzte. Diesen Schmerz konnte ich nicht beschreiben, so etwas hatte ich noch nie gespürt. Meine Hände zitterten, als ich seine Augenlider schloss und eine Träne nach der anderen tropfte auf seine weissen Wangen. Ich würde für dich sterben. Hatte er gesagt. Wieso hatte ich nicht darauf bestanden, dass er nach Hause geht? Dann würde er jetzt noch leben. Noch mehr Tränen liefen über meine Wangen und es fühlte sich so an, als ob ich ersticken würde. Ich hatte gerade so gut wie alles verloren, innerhalb von wenigen Minuten. "Warum du?", flüsterte ich und schluchzte erneut auf. Danach ging alles ganz schnell, Potter sprang aus Hagrids Armen und griff erneut Voldemort an. Geschockt vom ganzen Geschehen starrte ich zu ihnen und krallte mich mit meinen Fingern in Shawns grüne Jacke. "Alex, komm!" Mein Vater und meine Mutter rannten auf mich zu und sie nahm meine linke Hand in ihre. Potter lebt.
Und dann waren wir auch schon nach Hause appariert.
"Lass ihn los.", hörte ich die Stimme meiner Mutter. "Nein!" Noch immer hielt ich mich an Shawn fest und weinte nur noch mehr. Er war wirklich tot, er würde nie mehr zurückkommen, war ihnen das denn komplett egal? "Bitte Alex.", auch mein Vater versuchte mich von ihm zu lösen. Irgendwann verliessen mich meine letzten Kräfte und ich liess Shawn schliesslich los. Meine Mutter nahm mich in ihre Arme und ich liess meinen Gefühlen freien lauf. Ich schrie den ganzen Schmerz hinaus, bis mir schummrig vor Augen wurde und mich meine Beine nicht mehr alleine halten konnten. Ich sackte zusammen und hockte auf dem Boden in der Eingangshalle. Obwohl ich die Wärme meiner Eltern wahrnahm, fühlte sich alles so kalt an. Die Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper und ich zog meine Beine an mich. "Ich kann das nicht.", flüsterte ich und meine Mutter strich mir über den Arm. "Hör auf, bitte.", bat ich sie und sie zog ihre Hand zurück. "Komm, ich helfe dir." Sie stützte mich und brachte mich in mein Zimmer. "Ruh dich aus, bitte.", hatte sie noch gesagt und schloss nun die Tür hinter sich. Ich sass jetzt auf meinem Bett und starrte gerade aus an die Wand. Die Realisation, dass er wirklich für immer weg war, sickerte langsam in meine Gedanken und ich weinte erneut. Ich wusste nicht, wie lange ich so da sass aber es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit. Ich hatte immer noch die verdreckten und verschwitzten Klamotten vom Kampf an. Ich zog sie aus und bemerkte erst da, dass meine Rippen gelitten hatten. Blaue Flecken zierten meinen Brustkorb und ich hatte Schmerzen. Mit langsamen Schritten machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer und stellte mich unter die Dusche. Dort wusch ich mir den Dreck, Schweiss und das Blut ab und sah dann auf mein dunkles Mal. Meine Gedanken wanderten zu Draco und pure Wut und Enttäuschung verdrängten die Trauer. Wie feige konnte man eigentlich sein? Mit voller Wucht schmiss ich meine Shampooflasche gegen eine Wand und der dort angebrachte Spiegel zerbrach. "Fuck.", flüsterte ich und wusch mich fertig. 
Nachdem ich fertig geduscht hatte, reparierte ich den Spiegel und zog mich dann um. Danach machte ich mich auf den Weg zu Shawns Zimmer und trat ein. Sein Geruch kam mir entgegen und keine Sekunde später liefen mir wieder die Tränen übers Gesicht. Ich öffnete die Balkontür und sah hinaus. Der Abend war hereingebrochen und die Sonne ging langsam unter. Der Himmel wurde in ein wunderschönes Rosa getaucht und ich lehnte mich an das Geländer. Ein Schmetterling flog um mich herum und liess sich schliesslich auf meinem Finger nieder. Eigentlich mochte ich Insekten nicht, genauer gesagt, ich konnte sie nicht ausstehen. Aber Shawn hatte Schmetterlinge geliebt und es waren seine absoluten Lieblingstiere. Als er keine Anstalten machte, wegzufliegen sah ich ihn mir eteas genauer an. Er war eigentlich ganz hübsch, hellblau mit schwarzen Rändern. "Du hättest Shawn bestimmt gefallen.", flüsterte ich. Der Schmetterling flog davon und ich sah ihm so lange nach, bis man ihn nicht mehr sah.

It Hurts- Draco Malfoy Fanfiction (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt