25

98 4 4
                                    

2019

"Wie lang bist du schon wach?", fragte Tess gähnend, als sie ins Badezimmer kam. Ich stellte gerade den Lockenstab ab und zog den Stecker.

"Seit mein Wecker um sieben geklingelt hat.", antwortete ich grinsend.

"Und wann musst du los?", gähnte Tess und griff nach ihrer Zahnbürste.

"Um kurz nach neun,", antwortete ich ihr, "So wie gestern."

Ich ließ sie im Bad allein und machte Sandwiches zum Frühstück. Da Tess noch immer keinen Kaffee trank, machte ihr einen Kakao. Kurz darauf kam sie mit nassen Haaren in die Küche und setzte sich an die Theke.

"Danke!", lächelte sie und griff nach der Tasse mit dem Kakao. Lächelnd nahm ich einen Schluck von dem frischen Kaffee.

"Lenny, falls du übermorgen doch zu dem Abendessen gehen möchtest. Ich habe wirklich nichts dagegen ein paar Stunden allein zu bleiben.", sagte Tess. Seufzend stellte ich meine Tasse ab.

"Ich weiß, dass du nichts dagegen hättest, aber ich möchte die Zeit mit dir verbringen. Mit meinem Vater kann ich auch ein anderes Mal essen.", entgegnete ich. Ich hatte es mir seit gestern Abend nicht anders überlegt. Tess nickte.

"Ich weiß, du magst das Thema nicht, aber mir schwirrt diese Frage schon die ganze Zeit im Kopf herum. Sind noch irgendwelche Erinnerungen zurückgekommen seit du hier lebst?", Tess sah mich nicht an während sie diese Frage stellte. Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, aber ich träume oft von einem Paar brauner Augen.", antwortete ich. Erst jetzt merkte ich wie bescheuert das klang. Allerdings zeigte Tess keine Reaktion.

"Ist das nicht seltsam?", meinte ich amüsiert.

"Vielleicht möchte dir dein Unterbewusstsein etwas sagen.", mutmaßte Tess schulterzuckend.

"Hat jemand aus meiner Familie braune Augen?", fragte ich.

"Das weiß ich nun wirklich nicht.", antwortete sie kopfschüttelnd.

"Wie auch immer,", entgegnete ich und trank noch einen Schluck Kaffee, "Willst du dir deine Haare noch föhnen bevor wir gehen?"

"Ja, ich beeile mich auch!", Tess trank ihren Kakao aus und stellte die leere Tasse ab. Anschließend lief sie ins Badezimmer und Sekunden später hörte ich den Föhn surren. Lächelnd leerte ich meinen Kaffee und stellte die Tassen in die Spülmaschine. Ich putzte einmal über die Theke und griff anschließend nach meinem Handy. Auf dem Display war eine Nachricht meiner Mum zu sehen.

Guten Morgen, Lenny! Ich hoffe Tess fällt dir nicht zu sehr zur Last. Falls doch setzt sie in das nächste Flugzeug Richtung London, Jim sieht es genau so. Ich vermisse dich, Liebling!

Noch zweieinhalb Monate, dann würden wir uns endlich wiedersehen. Seufzend tippte ich auf das Eingabefeld und schrieb meiner Mum eine Nachricht zurück.

Mit Tess läuft es ganz gut, es geht auf und ab, wie bei einer Achterbahnfahrt. Aber an sich verstehen wir uns gut. Ich vermisse dich auch Mum! Es kann sein, dass mir im Streit ausgerutscht ist, dass ihr im Oktober zusammen nach New York kommt.

Ich schickte die Nachricht im selben Moment ab, indem Tess wieder in die Küche kam. Ihre Haare waren nun trocken.

"Wir können los!", sagte sie lächelnd.

"Was möchtest du morgen Abend machen? Ich habe mir ab dem Nachmittag freigekommen, also gehöre ich ganz dir.", sagte ich zu Tess als wir die Wohnung verließen.

"Mir ist es eigentlich egal, was wir machen.", antwortete sie und zuckte mit den Schultern, während sie vor mir die Treppe hinunter ging.

"Wie wäre es, wenn ich dir den Times Square zeige und anschließend bei Cheesecake Factory essen?", schlug ich vor. Es war schon viel zu lange her, dass ich dort eines der Tortenstücke gegessen hatte.

Memories || C.H.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt