Memories || C.H.

32

2019

Calums Worte hatten mich in der letzten Nacht noch lange wachgehalten. Stundenlang hatte ich darüber nachgedacht. Calum hatte sich nach seiner Antwort auf meine Fragen mit einer kurzen Umarmung verabschiedet und hatte mich allein zurückgelassen. Mit vielen Fragen und gemischten Gefühlen. Im Endeffekt wurde ich erst aus meinen Gedanken gerissen, als mein Wecker klingelte.

Im Restaurant war ich den gesamten Tag nicht richtig bei der Sache. Der ausgebliebene Schlaf machte sich doch stärker bemerkbar, als ich angenommen hatte. Die Tatsache, dass sich der Sänger mit den braunen Augen immer wieder in meine Gedanken schlich, half mir auch nicht weiter.

So kam es, dass ich am Abend auf der Terrasse des Restaraunts stand und Tess nach Calum Handynummer bat. Nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte, blickte ich auf die untergehende Sonne. Ich genoss diesen Anblick und war froh, dass ich gerade die einzige Person auf der Terrasse war. Da es heute morgen gewittert hatte, hatten wir die Terrasse für heute nicht eingedeckt aus Angst es könnte ein weiteres Gewitter kommen.

Es vergingen einige Minuten, in denen ich einfach nur auf die Sonne blickte. Dann brummte mein Handy und zeigte mir eine Nachricht von Tess an. Als ich dies öffnete, blickte ich auf Calums Handynummer. Doch plötzlich wurde ich nervös. Was sollte ich denn sagen, wenn er dran ging? Ich schüttelte den Kopf und ließ dass Handy wieder sinken.

Kurz darauf hörte ich Schritte, als ich über die Schulter blickte, entdeckte ich meinen Vater.

"Sasha hat mir gesagt, dass ich dich hier finde.", teilte er mir lächelnd mit. Ich erwiderte das Lächeln und wandte mich ihm zu.

"Was machst du hier oben?", fragte mein Vater und blieb vor mir stehen.

"Ich denke über etwas nach schon den ganzen Tag. Eigentlich bin ich mir auch sicher über das, was ich tun werde, aber anderseits habe ich auch Angst davor diesen Schritt zu wagen.", erklärte ich meinem Vater die Zwickmühle, in der ich mich gerade befand. Meine Gedanken spalteten sich immer wieder, sodass ich nicht den Mut dazu aufbringen konnte.

"Und was ist die Ursache für deine Uneinigkeit?", wurde ich gefragt. Seufzend strich ich mir durch die Haare. Mein Vater wusste von dem Unfall und dennoch wusste ich nicht, wie ich ihm erklären sollte, dass ich meinen Exfreund wiedergetroffen habe und mich irgendwie zu ihm hingezogen fühlte.

"Geht es um einen Mann?", fragte Richard. Zögernd nickte ich.

"Ja, aber das ganze ist etwas komplizierter.", antwortete ich.

"Er hat gleichzeitig mit mehreren Frauen was.", riet mein Vater. Sofort schüttelte ich den Kopf.

"Nein, so ist es nicht!", versicherte ich ihm lachend und atmete seufzend aus.

"Es geht um meinen Exfreund. Wir waren eine Zeit zusammen und dann eine lange Zeit getrennt. Kurz vor dem Unfall hatten wir wieder Kontakt, aber ich weiß nicht warum. Außerdem kann ich mich fast gar nicht an diese Zeit erinnern.", erklärte ich meinem Vater die Situation. Er nickte verständlich.

"Und wo liegt das Problem?", fragte er.

"Ich bin ihm vor einigen Tagen wieder begegnet und habe mich daraufhin an Bruchstücke aus dieser Zeit erinnert. Gestern Abend haben wir uns unterhalten und auch darüber geredet, wie Mum, Jim und Tess gehofft hatten, ich könnte mich wieder komplett erinnern. Ich habe ihn gefragt, ob er auch so denkt.", erzählte ich und blickte auf mein Handy. Ich könnte Calum jetzt anrufen, aber ich tat es nicht. Stattdessen schüttete ich meinem Vater das Herz aus und konnte den Mut für diesen Anruf nicht aufbringen.

"Er hat geantwortet, dass er eine Zeit lang auch gehofft hatte, aber es ihm jetzt egal ist. Schließlich kann man neue Erinnerungen sammeln und er würde gerne ein Teil davon sein.", ich hob meinen Blick und sah meinem Vater in die blauen Augen.