Kapitel 2 | Der Gärtner

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Unverschämt teure High-Heels klackerten lieblos über den kalten Fliesenboden. Um so Näher sie kamen, desto eher konnte man die Exzesse der letzten Nacht riechen. Alkohol und Zigarettengestank.

Das große Zimmer am Ende des Flurs war wie so oft abgeschlossen, als Emma die Klinke der Tür betätigte. Sie schnaubte ein wenig genervt und schlug mit ihrer kleinen, zarten Hand gegen das Poster einer Rockband. 
"Mach die Tür auf, raus aus den Federn, es ist mitten am Tag!"
Doch sie bekam, wie gewohnt, keine Antwort. 
Seufzend verdrehte sie die Augen und ging zurück durch den Flur, eine halbe Treppe hinauf und betrat das große, offene Wohnzimmer. Die bodentiefen Fenster ließen das warme Sonnenlicht auf den riesigen, weißen Teppich strahlen und erwärmten die zwei schwarzen Ledersofas, die sich darauf gegenüber standen.
Emma warf sich die perfekt blondierten Haare über die Schulter und setzte sich auf den Sessel, der sich an der Stirnseite der Sitzgruppe befand. Sie schlug die schlanken Beine übereinander und nippte an dem Wasserglas mit Gurke, das vor ihr auf dem runden Glastisch stand. 
"Er ist noch immer da drin", brummte sie ihrem Gatten zu, der etwas weiter rechts an der Fensterfront stand, die Hände in den Hosentaschen. Er strich sich durch das ergraute Haar und rümpfte die Nase. "So geht das nicht weiter. Ich werde das nicht länger dulden." 
langsam schloss sich seine linke Hand um die silberne Taschenuhr, die vor etwa fünf Jahren stehen geblieben war. 
"Immerhin ist er ein Leith."

Emma verkniff sich einen Kommentar dazu und wippte mit dem Fuß. Sie betrachtete schmunzelnd ihre neuen Louboutin's, die in Apricot Lack perfekt zu ihrem sanften Teint und natürlich ihrem neuen Kostüm passten. Peter starrte noch immer nach draußen auf den großen Garten, der ringsum von hohen Bäumen und Büschen gesäumt war, die eine wohlige Intimität versprachen. Etwas mehr zur Linken befand sich der große Pool mit angebautem Jacuzzi und dem ausladenden Pool-haus, das genau so gut einer kleinen Familie ausgereicht hätte. 
Mit einem tiefen Atemzug drehte sich Emma's Ehemann zu ihr um und nickte ihr zu. 
"Hast du schon einen neuen Gärtner eingestellt?"
Seine Augen wanderten an ihren sanften, rot gemalten Lippen über das figurbetonte Kostüm bis hinunter zu den Lackschuhen. 
Emma hob den Blick und schaute ihm vielsagend in die Augen. 
"Ja. Er heißt Pablo und ist so stock-schwul dass es mich beinahe anekelt." Ihr Gesicht zeigte kaum Regung, denn sie musste ihre Fassung bewahren. Sie wusste genau, dass ihr Mann Peter es bevorzugte, wenn es ein schwuler Gärtner ist. Emma war eine sehr hübsche und vor Allem sehr junge Misses Leith. Viel jünger als die Letzte.

Misses Anne Leith war Peter Leith's erste Frau und seine große Highschool-Liebe gewesen. Während er sich nach der Uni ein Imperium von Immobilien in und um ihre Heimatstadt Charming herum aufbaute, stand sie immer loyal an seiner Seite und kümmerte sich um die leiblichen Dinge. Anne war ebenso eine Schönheit gewesen wie es ihre Nachfolgerin war. 
Doch gab es einen großen Unterschied zwischen den Beiden und das war ihre Klasse.
Anne hatte nie groß Eindruck machen müssen, um bei Peter's Geschäftskollegen beliebt zu sein. Ihre ganze Erscheinung, die langen, braunen Locken, die ihre wunderschönen Kurven umspielten, die hohen Wangenknochen und die beinah schwarzen Augen zogen jeden auch nur im Bruchteil einer Sekunde in ihren Bann. 
Anne Leith war wahrlich ein Traum von einer Frau gewesen und alle um sie herum wussten das. Als sie dann mit ihrem ersten Kind schwanger war, war das Familienglück perfekt. 
Sie hatte einen Mann, der sie abgöttisch liebte und der für sie sorgen konnte.
Sie lebten gemeinsam in Charmings bester Gegend, in einem Haus, das selbst die Wohlhabenden blass werden ließ. Und sie gebar ihrem einflussreichen Mann einen Sohn. Einen Nachfolger. So wie es das ungeschriebene Gesetz der Reichen wollte.

Doch auch eine Familie wie die Leith's, die nach außen hin den Schein eines perfekten Lebens vermittelten, hatten Leichen im Keller.
Eine davon, kam mit dem Reichtum und dem Geld. 
Menschen veränderten sich, wenn sie sich unantastbar fühlten und das Leben sie eines besseren belehrte. 
Peter Leith war besessen nach Macht und Geld, danach, den schönen Schein zu wahren. Doch Geld war schließlich nicht alles.
Obwohl es viele Dinge gab, die man sich mit Macht und Geld erkaufen konnte, so war Gesundheit keines davon. Und so sehr es Peter Leith auch wollte, selbst mit dem vielen Geld das er hatte konnte er seine Frau nicht retten.
Es war der Krebs. 

the Anarchy of the HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt