Etwa zwanzig Minuten dauerte die Fahrt auf Jax' Harley in Richtung Stockton.
Langgezogene Kurven schlängelten sich durch trockene Felder und sanfte Hügel, vorbei an nichts weiter als Grasbüschel und einer alten Farm.
Die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel herab und ließ Jackson die Augen zusammenkneifen, während er an dem ein oder anderen Auto vorbei zog. Es war ziemlich heiß unter dem schwarzen Helm, an dessen Seite sich der Schriftzug der Sons of Anarchy befand.
Hier und da sah man Strommasten in der Landschaft stehen, die mit langen Kabeln die kleine Stadt Charming mit ihrer etwas größeren Nachbarstadt Stockton verband.Stockton war neben Charming nicht die einzige Nachbarschaft im San Joaquin County, welches sich im Norden Kaliforniens befand. Jedoch war sie, anders als Jax Heimatstadt, ein Pool voller Drogenhändler und Bordells. Die Häftlinge des Stockton State Prison verließen deshalb gerne auch mal Außerplanmäßig ihre Anstalt, um sich im nächstgelegenen Puff ein wenig zu...entspannen.
Jax hielt, wie die anderen Mitglieder des Motorradclubs, nicht sehr viel von Drogen oder den schmutzigen Geschäften die damit einher kamen. Die einzige Droge, die er kannte und nicht missen wollte, war ein Ritt auf seiner Harley. Und Zigaretten.Relativ weit im Stadtzentrum gelegen, befand sich der große, dreistöckige Bau des Maestro, einer der bekanntesten Nachtclubs in San Joaquin. Jeder im Umkreis von ein paar Meilen kam nachts hier her um anonym unter Hunderten Feierwütigen den Alltag zu vergessen, vielleicht auch die ein oder andere Pille einzuwerfen oder sich Herpes zu holen. Egal wonach man suchte, hier fand man es.
Jax fuhr mit dem unverkennbaren Sound seines Motorrads auf den Parkplatz des Maestro's und hielt direkt am Eingang. Das Gebäude erstreckte sich über einen halben Block und wirkte mit seinen rohen Backsteinwänden und massiven Stahlträgern wie eine alte Fabrik. Und das war es auch.
Der jetzige Besitzer, Ben Stevens, hatte das Gelände mitsamt einem gründlichen Startkapital von seinem Vater zum fünfundzwanzigsten Geburtstag als Geschenk überreicht bekommen.
"Mach was draus", hatte er süffisant zwischen zwei Schluck teurem Whiskey gelacht und ihm die Schlüssel und einen Sheck in die Hand gedrückt.
Es hatte nicht ein Mal anderthalb Jahre gedauert, da war das alte Gebäude kern saniert und erstrahlte in buntem Scheinwerferlicht.
Ben hatte aus dem Laden in null Komma nichts einen der erfolgreichsten Clubs der Gegend gemacht.Stirnrunzelnd ließ Jax den Blick schweifen, hing den Helm an den Lenker und stieg von seinem Bike. Er rieb sich die Hände und folgte dem schwarzen Teppich vor dem Eingang, hinein in den Vorraum des ersten Floors. Die Tür stand offen und man hörte die Putztruppe im oberen Stockwerk arbeiten.
Zu seiner rechten befand sich die Garderobe, an der man gegen einen Dollar seine Jacke abgeben konnte. Da es jedoch mitten am Tag war, stand dort niemand der Jax ermahnen konnte, den Club nicht zu betreten. Direkt neben der Garderobe waren Treppen, eine, die nach oben zur Empore führte und eine, die hinab in den Keller ging.
Jax rieb sich kurz über den Bart und wandte sich nach links. Dort befanden sich die Toiletten. Er wunderte sich immer wieder darüber, was man in Partynächten auf einer Toilette so alles erleben konnte. Die Herden von betrunkenen Mädchen, die sich gegenseitig die Haare hielten, während sie über der Schüssel hingen-...
Er schüttelte den Gedanken aus seinem Kopf und betrat die große Halle durch einen breiten, eisernen Türrahmen, direkt gegenüber vom Eingang.
Die riesige Halle, die sich über zwei Ebenen in die Höhe erstreckte, wurde von der Mittagssonne mit Licht durchflutet. Mehrere Meter hohe Sprossenfenster mit Rahmen aus Eisen säumten beide Seiten der langen Fabrikhalle.
Jackson zog die Stirn in Falten und ließ den Blick schweifen. Er war schon Mal hier drin gewesen, allerdings war das zur Eröffnung vor knapp vier Jahren und damals war es draußen dunkel. Das imposante Gebäude hatte tagsüber durchaus auch seinen Charme, obwohl es ohne die berühmte Lasershow und die saftigen Bässe sehr viel mehr wie eine Hochzeitslocation wirkte als nachts."Wir haben geschlossen!", rief eine vertraute Stimme von weiter hinten. In der Mitte der Halle, an der linken Fensterfront, befand sich die langgezogene Bar.
Ein durchschnittlich großer, muskulöser Typ stand dahinter, warf sich ein Geschirrtuch über die Schulter und strich sich über den braunen Kurzhaarschnitt.
"Wenn sie die Halle für ein Event buchen möchten, wenden Sie sich an das Management."
Jax lachte tief und schlurfte über den Betonboden hinüber zur Bar.
"Sorry Ben, aber ich glaub das kann ich mir nich' leisten", behauptete er mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht.
Ben Stevens stand hinter der Bar und stützte sich auf der Theke ab. Stirnrunzelnd musterte er Jax und als sein Blick auf die schwarze Lederkutte mit den aufgenähten Club-Patches fiel, lichtete sich seine Miene.
"Jackson Teller!", rief er überrascht und hob die Hände in die Luft.
"Das ich dich nochmal hier treffe! Was verschafft mir das Vergnügen, mein alter Freund?"
Ben und Jax gaben sich einen brüderlichen Handschlag über die Theke hinweg und lachten beide kurz auf.
"Setz dich doch, willst nen Drink?"
Jax schüttelte kurz den Kopf, setzte sich aber trotzdem auf einen der Barhocker. Er strich mit der Hand über das dunkle Holz und ließ anerkennend den Blick schweifen.
"Dein Laden scheint ja ganz gut zu laufen, Ben?"
Ben nickte und griff nach dem Geschirrtuch über seiner Schulter. Er begann aus reiner Gewohnheit, Gläser zu putzen.
Jax hob eine Braue und musterte ihn ein wenig fraglich. Sein Gegenüber bemerkte seinen Ausdruck gleich und stellte das Glas ab, das er poliert hatte. Er lachte, fast ein wenig verlegen, und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte hinter sich.
"Ja, ich steh immer noch gern hinter der Bar. Auch wenn ich das gar nicht müsste. Ich mach das aus Spaß, da bekommt man am meisten vom Geschehen mit und ich merke, wenn den Gästen irgendwas nicht passt." Er verschränkte die Arme und zuckte mit den Achseln.
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the Anarchy of the Heart
Fanfiction-beendet- Der Automechaniker Jax Teller ist Mitglied des bekanntesten Motorradclubs in der Gegend. Er kümmert sich nicht nur um seine Vierrädrigen Aufträge mit Leidenschaft, sondern auch um die illegalen Geschäfte des Clubs. Als Vize Präsident wird...