Kapitel 23 | Hilfe

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"Jax! HEY JAX! Beruhige dich, verdammt nochmal! Woah-", erschrocken wich Tig einem Aschenbecher aus, den Jax in Richtung Tür geworfen hatte.
Mit einem lauten Knall landete er am Türrahmen und zersprang in dicke Glasscherben, die sich wie Geschosse im Raum verteilten.
"Bruder!", Tig stürmte auf ihn zu und packte den Blonden im Klammergriff, damit dieser nicht noch mehr in seinem Zimmer zerstörte.
"Was zum TEUFEL ist los mit dir?! Wo ist der Kleine??"

Jax knurrte wütend und rang sich aus Tig's Griff, nur um kurz darauf mit der geballten Faust auf die Tür einzuschlagen.
Er konnte seine Wut wie so oft nicht mehr zügeln. Die Jungs im Club waren das schon gewohnt, doch es war immer wieder gefährlich, ihm dabei zu begegnen.
Ein Loch prangte nun in der Tür und Holzsplitter steckten in Jax' Knöcheln.

Schwer schnaufend und mit einer pochenden Ader auf seiner Stirn, ließ er sich aufs Bett fallen.
"Ich hab versagt", keuchte er und zog sich die Splitter aus der Hand, ohne mit der Wimper zu zucken. Blut sammelte sich in den kleinen Wunden, lief langsam an seinen Fingern entlang, und tropfte zu Boden. 
Tig starrte ihn ein wenig verwirrt an.
"Was redest du da?"
"FUCK TRAGER, ICH HAB'S VERKACKT OKAY??"
Tig packte ihn an den Schultern.
"Ich bin in ne scheiß Falle getappt, die Wichser haben Gabriel... Und vermutlich auch seinen Vater"
Mit vor Wut zitternden Fingern fischte Jax eine Zigarette aus seiner Kutte und zündete sie sich an. Er fühlte sich völlig machtlos und wusste nicht wohin mit seiner Wut auf sich selbst.
Ihm schlug das Herz bis unter die Schädeldecke und er spürte die Hitze in seinem Körper brodeln. 
"Sie haben den Knirbs?", Tig ging vor ihm in die Hocke und suchte nach seinem Blick, doch Jax starrte nur wütend auf seine bebenden Hände.
"Jax...?"
Er runzelte die Stirn und stand seufzend wieder auf.
"Was willst du jetzt tun? Ihn suchen?", er schaute von oben auf ihn herab.
"Keine Ahnung..."
"Er war nur ein Auftrag, vergiss das nicht", Tig klang plötzlich ein wenig misstrauisch, sodass Jax den Kopf hob und die Stirn in Zornesfalten legte.
"Was soll das denn heißen, du verdammter Wichser?"

Wieder drohte er, über die Grenze zu tappen. Er war kurz davor, seinem Kollegen die Fresse zu polieren.

Tig machte einen Schritt zurück und hob unschuldig beide Hände in die Höhe.
"Hey Bruder, ich sags ja nur", schulterzuckend musterte er den Blonden.
Jax rümpfte die Nase und zog an seiner Zigarette.
"Du warst doch derjenige, der ihm an die Wäsche wollte. Jetzt ist er also doch nur ein Auftrag oder was??"

Tig's Lippen formten ein leicht verschmitztes Grinsen.
"Warum so zickig, Jax?", stichelte er und stemmte die Hände in die Hüften. 
"Warum so-... Was ist dein scheiß Problem?" Jax stand auf und kam Tig ziemlich nahe, der jetzt jedoch nicht weiter zurück wich.
Sie waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Tig konnte das Feuer in Jax Augen sehen.
Sein Grinsen wurde breiter.
Er zwinkerte ihm schelmisch zu und legte ihm eine Hand auf die Brust.
"Ich hab kein Problem-... was ist mit dir?", ein Funkeln lag in seinem Blick.
Jax zuckte zurück und schlug Tig's Hand von sich weg.
"Was ist denn, Jackieboy? Wirst du etwa weich?"
"Halt deine scheiß Fresse, du perverser Wichser."
Jax schubste ihn zur Seite, sodass Tig gegen den Türrahmen fiel und lief zügigen Schrittes an ihm vorbei, nach draußen.

Schnaufend schwang er sich auf seine Maschine, setzte sich den Helm auf und wollte gerade den Motor starten, da standen plötzlich Clay und Gemma vor ihm. Gemma hielt sich jedoch erst ein Mal zurück. 
"Was ist passiert, Jax? Wo willst du hin?"
Clay legte seine Hände auf Jax Lenker und durchbohrte ihn mit seinem Blick. Er schaute auf ihn herab, wie ein Vater, der seinem Sohn ein Geheimnis entlocken möchte.
Zähneknirschend starrten sie sich eine Weile an, ehe Jax die richtigen Worte gefunden hatte.

"Ich bin auf White Power reingefallen. Diese Stiefmutter, die Gabriel hat... Sie gehört irgendwie zu ihnen. Die Schlampe hat mich und den Kleinen in einen Hinterhalt gelockt. Sein Dad war nie in diesem Krankenhaus."
Gemma schürzte die Lippen und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie schaute zu Clay und dieser zu ihr, drehte aber gleich wieder den Kopf zu Jax.
"Und nun? Was willst du tun?"
Jax zuckte mit den Schultern und starrte für einen Moment auf den Boden.
"Die Wichser finden und sie alle abknallen."
Clay musterte seinen Ziehsohn eindringlich, bis er endlich wieder seinen Blick traf.
Er verzog den Mund und legte ihm die große Pranke auf die Schulter, als wäre er wieder fünfzehn und bräuchte einen väterlichen Rat. Etwas funkelte in Clays Augen. Er und Gemma hatten plötzlich den Selben Gesichtsausdruck. 
Was war das?
Mitleid?

the Anarchy of the HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt