Kapitel 3 | Der Auftrag

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Mit einem Schnaufen betrat Clay Morrow die Werkstatt der Teller&Morrow Automotive und zündete sich eine Zigarette an. Schweigend zog er daran und hielt den Rauch für einen Moment, ehe er ihn langsam zum Mundwinkel wieder hinaus blies.
Er rieb sich mit einer Hand über den Bart und beäugte seine Jungs bei der Arbeit.
"Männer" er räusperte sich und setzte eine offizielle Miene auf sein langes Gesicht.
Jackson Teller hob den Kopf und warf sich die blonden Strähnen hinters Ohr.
"Hey, Tig." er stupste seinen Kollegen an und nickte zum President.
Tig kam aus der Hocke und wischte sich die schmutzigen Hände an einem beinahe ebenso schmutzigen Lumpen ab. Er stützte sich gegen den Pfeiler der Hebebühne und schaute stirnrunzelnd zu Clay.
"Wir bekommen eine.. etwas andere Aufgabe, für die nächsten Tage."
Jax schaute ihn etwas verwirrt an.
"Was, reparieren wir jetzt Fahrräder oder wie?" Er verschränkte die Arme.
Clay warf ihm einen "Echt jetzt?" Blick zu und zog nochmal an dem Glimmstängel, bevor er fort fuhr.
"Ihr erinnert euch vielleicht noch an den alten Leith?"
Tig nickte und tippte mit seinem Werkzeug gegen seinen Schritt.
"Seine Frau ist ne heiße Schlampe"
Clay schnaubte und verschränkte die Arme.
"Seine Frau ist mittlerweile seit fünf Jahren tot. Krebs. Hat den alten Immobilienhai und ihren Sohnemann zurückgelassen."
Tig zuckte unschuldig mit den Achseln und hob eine Hand in die Höhe.
"Bestimmt immer noch genau so heiß~"
Jax würgte und schlug Tig auf den Arm. "Lass deine Nekrophilie in deinem scheiß Kopf, Mann"
Tig musste sich ein Grinsen verkneifen, schaffte es aber nicht ganz.
"Also Clay, spucks aus. Was hat dieser Mister Leith mit unserer neuen Aufgabe zu tun?", Jackson wollte zurück zum eigentlichen Kern der Unterhaltung und machte einen Schritt auf Morrow zu, der sich auf einen Werkzeugkasten gesetzt hatte.

Clay schüttelte den Kopf über Tig's Bemerkung und zog erneut an der Kippe. "Sein Braten", brummte er und hob kreisend den Zeigefinger. "Ist wohl ein wenig missraten. Wir zeigen ihm was ein Mann ist und er soll entscheiden ob er nich doch lieber ne Frau sein will" er grinste leicht und schnippte den Zigarettenstummel in den Gulli am Boden.
"Er sollte morgen hier aufkreuzen"
Jackson beäugte Clay ein wenig argwöhnisch und dachte kurz darüber nach, nickte dann aber entschlossen. "Alles klar, Chef. Wir kümmern uns darum"
Clay stand auf und ging ein paar Schritte auf Tig zu, der wie angewurzelt stehen blieb. Es war nie wirklich gut, wenn der President einem so nahe kam, noch dazu war es recht unangenehm, da er einen mit seinen mehr als zwei Metern ziemlich einschüchtern konnte.
Tig schluckte kurz und blinzelte unschuldig. "Ja, Chef?"
Clay tippte ihm mit seiner großen Pranke auf die Brust.
"Du reißt dich zusammen. Ich kenne deine perversen Phantasien. Wenn du das Richkid auch nur lüstern anschaust dann schneid' ich dir deinen Schwanz ab, hast du das verstanden? Mit seinem Vater sollten wir es uns nicht verscherzen."
Tig schürzte die Lippen und nickte.
"Roger. Hab's kapiert"
Jax lachte leise und schüttelte nur den Kopf, ehe er sich wieder an die Arbeit machte.

Seufzend ließ Clay Morrow sich vor der Werkstatt an einem Campingtisch nieder und kratzte sich am Kinn. "Na ob das was wird..."
Gemma lief in langen Schritten vom hinteren Teil des Gebäudes an der Werkstatt entlang und setzte sich wortlos auf Clay's Schenkel. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und fuhr ihm mit langen Fingernägeln sanft durch die kurzen, grauen Haare.
"Mhh, Baby" Clay schmunzelte ein wenig müde und küsste Gemma sanft.
Leicht grinsend erwiderte diese den Kuss und löste sich dann wieder von ihm.
"Alles in Ordnung?", fragte sie etwas misstrauisch, nachdem sie ihren Mann eindringlich begutachtet hatte. Clay nickte und legte seine großen Hände auf ihren Hintern.
"Jetzt schon." Mit einem unterdrückten grinsen legte er ihr noch einen Kuss auf die Lippen und linste über ihre Schulter zu Kip "Halfsack" Epps.

Der Sprössling eines ehemaligen Kollegen von Clay war der momentane Prospect, also der Anwärter bei den Sons und für die meiste Drecksarbeit zuständig. Liebend gern hätte er ihm die Aufgabe mit der Göre gegeben, doch bei Kip konnte man leider nicht von einem männlichen Vorbild sprechen.
Seinen Spitznamen "Halfsack" hatte sich der Knabe im Vietnam-Krieg ergattert, in dem er einen Hoden verlor. Darauf war er so stolz, dass er es jedem zeigte, der danach zu fragen wagte.

the Anarchy of the HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt