[A/N: Okay. Herzchen. Ich bin gerade sehr, sehr, sehr emotional. Das ist das vorletzte Update. Das hier ist das letzte richtige Kapitel. Und ich weine. Weine und weine und weine.]
Rückblickend betrachtet werde ich vermutlich feststellen können, dass ich verrückt bin. Vollkommen durchgedreht. Dass ich den Verstand verloren habe. Denn zum Flughafen zu fahren, um auf Sam zu warten, bevor er fliegt, ist doch einfach vollkommen ...Als die S-Bahn die Türen zum Öffnen freigibt, bin ich die Erste, die hinausspringt und das Gleis entlang rennt.
Filmreif, könnten manche Menschen behaupten. Vermutlich sehe ich aber nur aus wie eine durchgedrehte Attentäterin und gleich kommen die Sicherheitsbeamten und halten mich fest, bevor ich den Flughafen in die Luft sprengen kann, was schwachsinnig ist, da ich nicht einmal eine Tasche dabei habe. Unnötiges Gepäck, meinte Diana. Dafür trage ich einen Cupcake mit mir herum, weil ich ein kitschiges Wesen bin und dachte, dass es vielleicht ein Friedensgeschenk werden könnte. Dick eingepackt in einer Plastikverpackung beschütze ich den Cupcake mit der Kirsche obendrauf mit meinem gesamten Körper vor all den anderen Menschen.
Da ich mich nicht am Flughafen auskenne, bin ich Stunden zu früh hier und irre verwirrt durch die Gegend. Es war mir wichtig, ihn frühzeitig zu erwischen. Um mich zu verabschieden. Dass ich dafür seine Mutter anrufen musste, um mir die Flugdaten durchgeben zu lassen, war das geringe Übel. Viel schlimmer ist, dass ich, obwohl ich seit zwei Tagen ungeduldig auf heute hin fiebere, noch immer nicht weiß, was ich eigentlich sagen will. Ich habe zu viele Fragen, auf die ich Antworten brauche. Zu viele Antworten, die ich ihm auf seine Fragen geben möchte.
Dafür dass ich Autorin bin, ist mein Gehirn nicht so kreativ, wie ich es mir erhofft habe.
In Ermanglung einer Beschäftigungsalternative kaufe ich mir Kaffee, der viel zu überteuert ist. 3,80€ für einen Milchkaffee ist Wucher, aber vermutlich normal am Flughafen. Auch am Bahnhof erhöhen sie die Preise – weil sie es können. So werden Diana und ich nicht, selbst wenn unser Konzept ohnehin ein anderes ist.
In einer anderen Realität würde ich jetzt am Flughafen nach Sam ausrufen lassen und erfahren, dass er einen Flug früher nimmt und ich würde panisch reagieren und ein Ticket kaufen, um ins Flugzeug zu kommen. Nach einer dramatischen Slow-Motion-Szene, in der ich durch den Flughafen sprinte und an den Sicherheitsbeamten vorbeikomme, würde ich im Flugzeug landen und vor allen Reisenden eine bewegende Rede halten, wie sehr ich Sam liebe und in meinem Leben brauche. Sie alle würden applaudieren und ich würde Sam verlegen anschauen und er würde mich küssen, mir ewige Liebe schwören und es wäre wie im Märchen, nur besser.
Nichts von alledem passiert. Und seien wir einmal ehrlich, das könnte auch nicht passieren. Ich würde es nicht einmal ins Flugzeug schaffen, geschweige denn durch die Sicherheitskontrollen.
Eine nette Vorstellung ist es dennoch. Besser als die Realität vermutlich.
In der Nähe der Gepäckabgabe warte ich auf ihn. Mir kam in den Sinn, dass es hier besser ist, als am Check-In, wenn er vermutlich keine Zeit hat, sich mit mir zu unterhalten. Hier jedoch, neben der endlosen Schlange an Reisenden mit Koffern bleibt Zeit zum Reden.Es ist ein Klischee, dass man seinen Schatz unter Tausenden Menschen erkennen würde, doch so viel Klischee sei mir zugestanden. Trotz der vielen Menschen um mich herum sehe ich ihn sofort, als er sich durch die Halle bahnt. Ist es schon zu viel Klischee, zu sagen, dass mir Schmetterlinge im Bauch tanzen? Denn was ich da drin habe, sind vermutlich ausgewachsene Flugsaurier. Oder Flugzeuge. Ha ha.
Weil ich Angst vor einem Rückzieher habe, laufe ich einfach los. Ohne Plan, ohne zurechtgelegte Worte. Einfach ich, einfach spontan. Kann ja nur schief gehen.
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Everyday at 5AM {I'm asleep}
General Fiction»Jeden Morgen um fünf Uhr liege ich in meinem Bett. Jeden Morgen um fünf Uhr bin ich tief und fest am Schlafen. Das ist nicht unbedingt der spannendste Einstieg in diese Erzählung - aber es ist der Anfang meiner Geschichte.« Kassandra Moons Leben be...