Dreizehn.

4.2K 343 48
                                    

Dreizehn.

 “The world is a dangerous place to live, not because of the people who are evil, but because of the people who don't do anything about it.”

― Albert Einstein

 April 1978

 Ihre Schritte hallten durch die menschenleeren Korridore. Normalerweise traf man selbst um diese Uhrzeit, kurz vor der Nachtruhe, immer noch jemanden auf den Gängen. Doch dieses eine Mal hatte Lily nicht solches Glück. Nur sie und Wilkes waren hier.

Er lief nur etwa einen halben Schritt hinter ihr, um sicher zu gehen, dass sie nicht abhaute, doch er hätte sie genauso gut in Ketten haben können, so erdrückend und schwer fühlte es sich an.

Lilys Gedanken rasten. Versuchte einen Ausweg zu finden, einen Weg, wie sie Wilkes noch entkommen könnte.

Ihn schocken? Er war zu nah, er sah jede Bewegung von ihr. Auch wenn er so dämlich gewesen war, ihr den Zauberstab nicht zu nehmen.

Rennen? Sie hatte keine Ahnung ob sie schnell genug war.

Einen der Lehrer finden? Denmans Büro lag weit abgelegen und das nächste Büro war das von Slughorn. Er würde ihr sicherlich helfen, doch es lag in den Kerkern. Der letzte Ort, an dem sie jetzt Hilfe suchen sollte.

Ihm eine reinhauen und ihn verprügeln? Wilkes war zwei Köpfe größer und doppelt so breit wie Lily. Außerdem hatte sie noch nie jemanden eine reingehauen.

Schreien? Niemand würde sie hören, dafür war Hogwarts zu groß und die Mauern zu dick. Und wer sagte ihr, dass ihr jemand helfen würde?

Aber sie musste wenigstens etwas versuchen, so wenig Erfolg es auch versprechen mochte. Als sie um die nächste Ecke bogen und Wilkes für den kleinsten Bruchteil eines Augenblicks abgelenkt war, weil er lauschte ob jemand kam, rannte Lily los. Es war das erste was ihr in den Sinn gekommen war und so rannte sie. Sie sah nicht zurück aus Angst was sie sehen würde. Doch Wilkes Flüche und die lauten Schritte verrieten ihr genug.

Lily hetzte den Gang entlang, sie war sich nicht sicher wo er genau hinführte, hauptsache weg von ihm. Ihr Herz schlug hart und fest.

„Stupor“, rief Wilkes hinter ihr. Dann hörte sie ihn lachen.

Lily linkes Bein knickte ein und mit einem Aufschrei krachte sie auf den rauen Steinboden. Ihr Zauberstab fiel klappernd aus ihrer Hand und rollte ein paar Schritte weiter. Lily hätte schreien können, doch ihr Kopf, der bei dem Fall wohl etwas abbekommen haben musste, pochte nur und an den Rändern ihres Sichtfelds sah sie ein paar schwarze Flecken.

Vorsichtig drehte sie sich um und setzte sich auf. Ihre Hände waren aufgeschürft, doch das war das Letzte was sie gerade kümmerte.

Wilkes baute sich vor ihr auf und sah gehässig auf sie hinab. „Meinst du, du hättest mir entkommen können?“ Er trat gegen ihr rechtes Bein und Lily stöhnte auf. Er lachte nur wieder und hob dann Lilys Zauberstab auf um ihn in seine Tasche zu stecken. „Den hätte ich dir schon längst abnehmen sollen. Aber viel hast du ja eh nicht zustande gebracht, oder du kleines Schlammblut?“

„Mehr als du bestimmt“, fauchte Lily. Sie fühlte sich klein und schutzlos, so wie sie da auf dem Boden hockte und ohne ihren Zauberstab. Sie hatte bis jetzt nie gemerkt wie sehr sie sich auf das kleine Stück Holz verlassen hatte.

Wilkes ignorierte Lily und zog sie wieder auf die Beine. Sie spürte ihr linkes Bein immer noch nicht, obwohl der Zauber sie nur gestreift hatte und so schwankte sie. Wilkes sah nur belustigt zu. „So kannst du wenigstens nicht wegrennen. Ansonsten bin ich auch nicht abgeneigt dich gefügig zu machen. Du kennst doch sicherlich die Unverzeihlichen, du bist doch sonst immer so eine Besserwisserin.“

Anfang || Rumtreiberzeit (HP)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt