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Wir schleppten uns gerade zurück zur Kutsche die umzingelt von Leuten war. Ich bin mir ja bewusst das mittlerweile Autos und Züge ein übliches Verkehrsmittel sind, aber diese Leute sahen aus als hätten sie noch nie eine Kutsche gesehen. Wir drängelten uns durch die Menge. Erstmal musste ich Rusty und Ginger beruhigen die recht nervös wegen den vielen Leuten waren. Ehrlich gesagt, machte es mich auch nervös. Ich darf nicht riskieren mitten in der Öffentlichkeit jemanden an zu greifen, sonst lande ich bald im Gericht. Oder direkt am Galgen!

Josep sass in der Kutsche und die Leute fragten ihn duzende Sachen über mich! Warum meine Nase krumm ist, und solch ein Mist! Irgendeine Person sagte noch so geschockt, „Der hat ja zwei verschiedene Augenfarben!"
Ich muss ja sagen das ich nicht ganz normal aussehe. Ich frage mich, was sich meine Gene damals gedacht hatten. 'Lass ihn doch mal überdurchschnittlich gross machen.' 'Aber das ist zu unauffällig wie wärs mit ner krummen Nase oder ner Hasenscharte.' 'Oder lass ihn mal zwei verschiedene Augenfarben haben. Leute! Wisst ihr was? Wir kombinieren alles miteinander!'

Ein etwas runderer Typ kam zu mir gestiefelt und schwafelte auf Englisch. „Sag mal, wer hat dir denn auf die Nase gehauen?" „1. mir hat niemand auf die Nase gehauen, 2. wieso kannst du Englisch?" Er sah mich abwertend an als mir ein Lispeln durchgerutscht war, was vermehrt passier wenn ich wütend bin. Ja, ich lisple manchmal. Schon irgendwie komisch. Auf den ersten Blick komme ich so rüber als würde ich dir in ne Gasse folgen um dich ab zu stechen. Wenn ich dann aber rede und mich nicht sonderlich konzentriere kann man mich nicht mehr ernst nehmen.

Eine wunderhübsche junge Dame kam zu uns. Sie hatte rotes welliges haar , ein niedliches Lächeln und Sommersprossen übers ganze Gesicht verteilt. Sie hakte sich bei dem Vollidioten ein und sagte zu ihm, „Jonathan, was hat er denn getan das du so perplex aussiehst." Ihre Stimme so zart und weich, und erst ihr Duft!
„Er kann Englisch!" Dieser Jonathan fand das anscheinend nicht so prickelnd. „Und wo liegt das Problem wenn ich bitten darf?" „Du bist doch offensichtlich Russe!" Meine Güte, sehe ich denn so klischeehaft aus?! „Ich muss sie leider korrigieren, Halbrusse halb Engländer." Ja und das fand er noch weniger prickelnd! „Komm, wir gehen Juliet!" Der Mann ging. „Entschuldigen sie meinen Verlobten, er ist, wie soll ich sagen...etwas aggressiv. Ach übrigens ich bin Juliet." Sie reichte mir ihre Hand welche ich annahm. „Ich bin KC." Bekam ich halb stotternd aus meinem Mund. Ihr VERLOBTER rief ihr gerade das sie kommen solle. „Tschüss." Somit verabschiedete sie sich und rannte ihm hinterher. „Tschüss." Sagte ich fast stumm.
„Hey, KC! Komm mal her." Josep schien eine Idee zu haben. Ich ging zu ihm hin, neben ihm stand ein älterer, dürrer Herr. „Ich bin Konrad." Er streckte mir seine Hand hin, diese Geste nahm ich natürlich an. „Ich bin KC." „Weisst du was uns Konrad gerade für ein Angebot gemacht hat? Er war selbst Schuster und hat seine Werkstatt noch." Josep war voll überzeugt. „Wie gut ist denn der Zustand der Werkstatt?" Konrad schien zwar freundlich zu sein, aber ich hatte keine lust übers Ohr gehauen zu werden. „Nahe zu wie am ersten Tag!" Sagte er stolz und er log nicht, dass konnte ich spüren. Ich fragte noch nach wo sie den liegt. Konrad meinte sie seie gerade um die Ecke. „Wie viel kostet sie denn wenn ich fragen darf?" Irgend ein Knackpunkt muss es doch geben. „Nichts. Es will sie niemand kaufen seid die Schuhfabrik eröffnet hat. Niemand möchte sich noch selbstständig machen. Das ist wahrhaft traurig." Sagte der alte Mann mit müden, traurigen Augen. „Dann verspreche ich ihnen gut auf ihre Werkstatt auf zu passen." Meinte Josep überzeugt und die Herren schlugen ein.

Wir übernahmen also die Werkstatt. Sie war klein und gemütlich, im Hinterzimmer gab es zwei betten und eine Küche. Und vor dem Haus konnten wir problemlos die Kutsche lagern und im garten gab es genug platzt für Ginger und Rusty. Konrad, der über uns wohnte, half uns sogar noch unser Zeug rein zu transportieren. Und jeden einzelnen Schuh sah er sich an. „Ihr zwei versteht wirklich was vom Schuhe machen. Und so schön sind die Schuhe! Ich glaube ich habe wirklich die richtigen für meine Werkstatt gefunden." Der alte Mann schien glücklich, er strahlte sogar ein wenig. „Das wollen wir doch hoffen." Durch Josep's Kommentar mussten Konrad und ich lachen.

Juliet Bonasieux Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt