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Am nächsten Morgen, es dämmerte gerade. Mittlerweile hab ich auch die Namen der anderen Crewmitglieder zu Ohr bekommen. Der mit den krausen Haaren war der Jüngste, Giuseppe aus Italien. Dann war da noch Mark aus England und Oskar aus Schweden. Ziemlich bunter Haufen.

Heute war meine Arbeit Kohlenschaufeln. Claud war ebenfalls dort eingeteilt. Er sprach zuerst nicht mit mir, ich glaube er hatte Angst wegen gestern. „Hey, wie bist du eigentlich hier gelandet?" fragte ich ihn, ich wollte die Stimmung etwas lockern. Er stotterte nur, so verstand ich ihn nicht. „Claud, ich bin nicht Pierre und schlage jeden runter der mir nicht passt. Du kannst also bedenkenlos mit mir reden." Er nickte und musste sich erst mal einen Moment beruhigen. „Ich war ein junger Mann, damals. Ich suchte das Abenteuer, hatte wohl zu viele Piratengeschichten gehört. Vorerst war ja alles toll, bis dan Pierre kam. Er hat uns alle terrorisiert, nicht mal der Kapitän traut sich was zu sagen, wie du siehst. Irgendwann kamen dann noch Oskar, Mark und Giuseppe. Die waren alle recht freundlich, bis sie Bekanntschaft mit Pierre gemacht hatten." Er schien traurig, das war wohl nicht seine Vorstellungen gewesen. Bei Gotteswillen, ich wusste keine passende Antwort.

Etwas später auf Deck, die Schicht hatten wir mit Giuseppe und Mark getauscht. „Wie kommt es eigentlich das so n Lumpenpack wie du zu so edlen Schuhen kommt." Das war Pierre, wer hätte es gedacht? „Ist eigentlich ganz einfach, ich bin Schuster." war meine Antwort. „Schuster? Du kannst dich so über Wasser halten?" fragte mich Oskar. „Ja, hat bis jetzt immer gut geklappt." Nun sprach Mark, „Aber in England könntest du Probleme kriegen, besonders mit Greenbird Industries." Meinte er als er am Schiffsrand seine Zigarette ausmachte. „Meinst du Jerome Greenbird?" fragte ich ihn. „Wen denn sonst?" gab Mark mit Selbstverständlichkeit von sich während er die Augen verdrehte. „Das ist mein Onkel, von dem ich erst vor kurzem erfahren habe." „Du bist mit ihm verwandt?!" spukte Pierre aus. „Ja? Er ist der Halbbruder von meiner Mutter." „Nein ich meine, du bist Engländer?!" fragte er eben so verdutzt. „Zur hälfte, ja." Wieso sind immer alle so erstaunt darüber. Ist ja nicht so das ich fliessend und akzentfrei Englisch spreche, die Sprache ausserdem schreiben und lesen kann.

Da es Abend war und wir gerade keine Schicht hatten, gingen wir schlafen. Wir hatten alle getrennte Betten da diese nicht sehr gross waren. Ausserdem wahren sie teilweise übereinander.

In der Nacht fing das Boot an heftiger zu schaukeln, es stürmte. Es blitzte, donnerte und regnete in strömen. Juliet, die im Bett über mir schlief, fiel raus. Ich konnte nur noch ihren Kopf abfangen, das dieser nicht voll auf den Boden knallte. Sie wollte wider hoch aber ich zog sie zu mir ins Bett, besser gesagt auf mich da es nicht sonderlich viel Platz hatte. „Ich will nicht, dass du wieder runterfällst." flüsterte ich um die anderen nicht zu wecken. Sie kuschelte sich an mich ran und ich legte einen Arm um sie.

Irgendwann wachte ich wider auf, und sie war weg. Es regnete nur noch sanft, zumindest hörte sich das prasseln auf dem Dach nur schwach an. Ich wollte also aufstehen und sie suchen, doch ich schlug erst mal meinen Kopf am oberen Bett an. Verflucht warum bin ich nur so gross? Ich hau mir schon die ganze Zeit den Kopf an!
Juliet stand draussen an der Reling. Ich umarmte sie von hinten. Sie erschrak im ersten Moment. „Wieso musst du so leise sein?" sie machte eins auf beleidigt. „Vielleicht liegt das auch an deinen Ohren." Sie schüttelte lachend den kopf, drehte sich zu mir um und gab mir einen Kuss. „Ähm, Juliet. Wir haben ein Problem, auf das ich keine Lösung weiss." „Und das wäre?" Sie drehte sich zu mir um. „Wir sollten Heiraten. Erstens, weil ich nie mehr ohne dich sein will .Und zweitens, weil ich nicht will das du als Hure giltst weil du ein uneheliches Kind hast. Und ich weiss das das nicht so romantisch war wie du dir das wahrscheinlich vorgestellt hattest aber-" Sie küsste mich und fragte anschliessen, „Wo liegt denn das Problem?" „Ich bin ein Wesen der Nacht, mir ist es nicht möglich einen Fuss in eine Kirche oder Kapelle zu setzten geschweige denn getraut zu werden." Sie wurde nachdenklich und sagte einen Moment nichts. „Was würde denn passieren wenn du's trotzdem tun würdest?" „Also ich würde von innen nach aussen verbrennen oder mir würde meine komplette Energie entzogen werden, oder ich würde mich auflösen und so weiter... Es kommt auf den Schutz der Kirche drauf an." „Und jetzt? Was sollen wir tun, gibt es denn keine andere Lösung?" Sie war betrübt, man sah nicht ihr übliches wärmendes Lächeln. „Ja, aber die kommt nicht in frage!" Sie guckte mich verwundert an und ich fuhr fort, „Wenn ich dich verwandeln würde, ginge eine vampirische Hochzeit. Allerdings würde das das Baby umbringen und nur schon desswegen kommt es nicht in frage." Sie nickte verzweifelt mit glasigen Augen. Lyon rief ihr, sie solle Frühstück bereit machen. Ich hielt sie aber nochmal zurück um ihr noch einen Kuss zu geben. „Wird schon irgendwie." heiterte ich mich eher selbst auf.

Juliet's PoV:
Ich ging also rein um Frühstück zu machen. „Warum weint die Dame denn?" fragte der Kapitän mich. „Das kann ich ihnen nicht sagen." Ich wollte KC nicht verraten, dann würden wider Jäger kommen... „Ist er eigentlich der entflohene Vampir?" Ich sah ihn verwundert aber gleichzeitig drohend an. „Seht mich nicht so an Juliet. Mein Bruder war auch Vampir. Ich weiss wie mann sie erkennen kann." Er machte eine kurze Pause, „Zuerst wollte mein Bruder unbedingt wider Mensch werden, doch dann fand er plötzlich gefallen am Vampirsein. Er hätte die ganze Stadt ausgerottet hätte man ihn nicht getötet." „Das tut mir leid für sie, aber KC ist nicht so!" „Ich weiss, er hat einen Grund, jemanden den er liebt. Darum habe ich euch aufs Schiff gelassen, ich hatte gehört das ein Vampir und eine junge Dame auf der Flucht sind." Erklärte er. „Aber was ist genau was dich bedrückt?" „Wir wollen Heiraten." „Ou, er kann keine Kirche betreten? Verstehe. Und wie dringend ist die Hochzeit?" Ich weiss zwar nicht wie, aber irgendwie schien es, als würde er uns helfen wollen. „Ich bin schwanger." „Von ihm?" Ich schüttelte nur den Kopf. „Er weiss das?" Ich nickte. „Und er hilft dir?" Ich nickte erneut. „Da hast de aber nen guten erwischt." er klopfte mir auf die Schulter.

Juliet Bonasieux Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt