Kapitel 5

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Wir irrten durch unzählige Gänge aus kahlem Stein, während sich die Sonne immer mehr dem Horizont neigte und schlussendlich hinter den breiten Mauern verschwand. Nun war es stockdunkel und eiskalt hier, was die Umgebung noch unheimlicher machte als ohnehin schon.

Thomas schielte zu mir herüber, als ich mir mit zittrigen Händen eine Strähne meines, ebenfalls schwarzen, Haares hinters Ohr strich. Ich bemerkte seinen auf mir ruhenden Blick erst, als er stehen blieb und sich vor mir aufbaute.

"Ok Amy, jetzt wird es ernst. Gleich wird irgendwo in diesem Labyrinth ein Tor geöffnet, aus dem das schlimmste Biest kommen wird, das du je gesehen hast. Du musst wegrennen, egal was du hörst oder siehst... auch wenn es mich fängt musst du laufen! Du bist nur wegen mir hier und du wirst ganz sicher nicht wegen mir sterben", sein Blick durchbohrte mich förmlich und triefte nur so vor Ernst.

Ich starrte ihn an. War das sein Ernst? Ich sollte ihn einfach diesem Ding überlassen und mich retten?

"Sag das du das verstanden hast Amy", befahl er, doch zu spät.

Ein mechanisches Geräusch ertönte hinter uns. Die Wand sank in den Boden, ein Tor wurde geöffnet. Ein ohrenbetäubendes Brüllen drang zu uns und kurz darauf schnellte ein Schatten aus der Dunkelheit direkt auf uns zu.

"Lauf!", Thomas griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her.

Ich hatte gedacht, dass es schwer wäre mit ihm mitzuhalten, doch eigentlich war es recht einfach. Ich überholte ihn sogar fast, woraufhin er meine Hand losließ und wir nebeneinander vor diesem Monster wegrannten.

Mein Atem ging stoßweise, mein Herz überschlug sich und meine Haare wehten mir ins Gesicht. Meine Muskeln brannten, flehten um eine Pause und so gerne ich dem Drang nachgegeben, mich einfach auf den Boden gesetzt hätte... ich tat es nicht. Ich wollte leben. Das Adrenalin in meinem Blut verdrängte meine Müdigkeit und gab mir Kraft zum laufen.

Die wütenden Geräusche hinter uns verstummten allmählich, sodass ich einen waghalsigen Blick nach hinten wagte und mit Erstaunen feststellte, das der Schatten weg war.

"Thomas... Es... Es ist... weg", keuchte ich und blieb stehen, genau wie der braunäugige, welcher mich um eine Kurve zwischen ein paar Lianen zog.

Ich lehnte mich an die Wand und war dankbar dafür, dass sie so kalt war.

"Alles klar?", fragte Thomas und sah mich besorgt an.

Ich nickte.

"Was war das für ein Ding?"

"Griewer. Sie wurden von den Erschaffern gebaut"

"Erschaffer?", fragte ich hechelnd. Mein Atem wollte sich nicht beruhigen.

"Was denkst du denn, wie wir hier rein gekommen sind? Wer das hier alles gebaut hat? Irgendwer wollte uns hier haben und will nicht, dass wir wieder gehen..."

I will protect youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt